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John Fogerty / Eye Of The Zombie – CD-Review

John Fogerty - "Eye Of The Zombie" - CD-Review

Im Jahr 1985 hatte der ehemalige Creedence Clearwater Revival-Chef John Fogerty nach zehn Jahren in der Versenkung mit der Scheibe Centerfield ein phänomenales Comeback-Album vorgelegt, das ihm neben einigen Single-Erfolgen auch so manchen Preis einbrachte. Und bereits ein Jahr später legte er mit "Eye Of The Zombie" sogar noch einen drauf. Wobei das mit dem 'drauf legen' hier eher numerisch zu verstehen ist, denn die gesamte Musik-Welt war von dieser neuen Platte eher irritiert statt begeistert. Knallte "Centerfield" zielsicher und punktgenau ins Herz eines jeden Creedence-Fans, so war das "…Zombie"-Werk doch deutlich anders konzipiert. Das begann bereits bei dem eher düster wirkenden Cover, zog sich durch nahezu sämtliche Songs und endete in der größten Überraschung von allen: Der (musikalische) Eigenbrötler und Perfektionist hatte sich erstmals nach langer Zeit als Multi-Instrumentalist im Studio wieder Session-Musiker für die Aufnahmen eingeladen.

Nachdem also der allergrößte Teil der Creedence– sowie Soloplatten von Fogerty alleine im Studio eingespielt wurden, waren hier durchgängig Neil Stubenhaus am Bass sowie John Robinson an den Drums & Percussion aktiv. Der gute John selbst beschränkte sich auf die Gitarren-, Keyboard- sowie Gesangsspuren, wobei er sich auch hier hinsichtlch der Background Vocals Verstärkung eingeladen hatte. All dies mal beiseite gelassen, sorgten aber vor allem die Songs bei vielen Fans für ungläubiges Staunen und befremdetes Kopfschütteln. Aus heutiger Sicht teilweise nachvollziehbar, etwas genauer unter die Lupe genommen aber auch wieder nicht. Denn im Prinzip bekommt man auf diesem Werk nach wie vor zu 100 % den Menschen John Fogerty geboten, der sich lediglich in einer etwas anderen bzw. ungewohnten Gemütslage zu befinden schien, als dies auf seinen vorherigen (und auch späteren) Werken der Fall war.

Das 'anders sein' von "The Eye Of The Zombie" beginnt direkt schon mit dem für den Protagonisten untypischen Instrumental "Goin' Back Home". Einerseits war man gesangfreie Tracks von dem Amerikaner überhaupt nicht gewohnt, andererseits verwundert die doch eher beklemmende Stimmung. Klasse gemacht und mit einer super Gitarre versehen war das schon, lediglich die dunkle Atmosphäre überrascht(e). Beim Titeltrack wird es dann etwas rockiger, wenn dieser auch mit gar fürcherlichen »Huuaa!«-Background Vocals versehen wurde. Verzaubert wird der geneigte Fan allerdings erneut durch die großartige Gitarrenarbeit. Bei "Headlines" flammt dann zum ersten (und fast letzten) Mal der 'alte' Fogerty auf, selbst wenn sich dieses Stück komischerweise gefühlt eher europäisch (bzw. britisch) statt amerikanisch anhört. Interessant, aber letzten Endes etwas zu lang geraten erscheint "Change In The Weather", das im Anschluss "Violence Is Golden", einen stampfenden Blues-Rocker auf den Plan ruft. In seiner politischen Aussage gegen Kriegstreiber und die komplette Waffen-Industrie zwar gut und richtig, musikalisch allerdings weniger interessant.

Ein richtig geiler Song ist "Knockin' On Your Door", das deutlich 'heller', unbeschwerter und sogar fröhlicher daher kommt. Leider findet sich mit "Wasn’t That A Woman" auch wieder ein Song, der sich bezüglich des gewohnten Fogerty-Qualitäts-Standards eher unter Par befindet und auch "Soda Pop" läuft belanglos am Hörer vorbei. Wie auf dem vorgenannten Track versucht sich der Meister hier an einem auf modern getrimmten Motown- bzw. Funk-Sound, was aber nicht wirklich funktioniert. Selbstverständlich leidet dieses komplette Album genauso unter dem schrecklichen Sound der Achtziger, wie es auch schon "Centerfield" – jenes allerdings mit deutlich zündenderen Songs – tat. Zum Abschluss wird dann noch das melancholische, aber ebenfalls nicht wirklich überzeugende "Sail Away" präsentiert.

"Eye Of The Zombie" wird wahrscheinlich auch heute noch nicht jedem Creedence Clearwater Revival– oder John Fogerty-Fan gefallen, der auf Soloalben wie etwa "Centerfield" oder Blue Moon Swamp steht. Aber selbst wenn diese Platte kein Höhepunkt in Fogertys musikalischem Schaffen war, muss man nach wie vor so fair sein einem jeden Musiker/Künstler zuzugestehen, mal was anderes, etwas außerhalb seiner Norm zu versuchen. Im Nachhinein war der Kalifornier wohl selbst nicht besonders glücklich mit diesem Werk, denn außer der direkt auf das Album folgenden Tour hat er abgesehen von dem Track "Change In The Weather" bis heute keine einzige Nummer dieser Scheibe mehr auf der Bühne gespielt.

Aber wie dem auch sei, interessant ist dieses Album allemal, selbst wenn auch der Rezensent im Zweifelsfall eher einen anderen Rundling aus dem Lebenswerk John Fogertys aus dem Platten- oder CD-Regal bevorzugen würde.


Line-up John Fogerty:

John Fogerty (guitars, keyboards, lead vocals, background vocals – #7)
Neil Stubenhaus (bass)
John Robinson (drums & percussion)

With:
Alan Pasqua (keyboards – #4)
Bobby King (background vocals – #2,5-9)
Willie Greene Jr. (background vocals – #2,5-9)
Terry Evans (background vocals – #2,5,8)

Tracklist "Eye Of The Zombie":

  1. Goin' Back Home
  2. Eye Of The Zombie
  3. Headlines
  4. Knockin' On Your Door
  5. Change In The Weather
  6. Violence Is Golden
  7. Wasn’t That A Woman
  8. Soda Pop
  9. Sail Away

Gesamtspielzeit: 43:47, Erscheinungsjahr: 1986

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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