Im Digipack von "Anytime You Need Me" befindet sich ein Blatt, das man zu einem Miniposter entfalten kann. Auf der einen Seite – wie könnte es anders sein – ist ein Bild von Ben Poole und anders herum gedreht, kann man alle Texte lesen.
Die vorliegende Platte enthält neben drei Liedern, die von Don Henley ("Dirty Laundry"), Jude Anthony Cole ("Start The Car") beziehungsweise Ben Pooles Songwriting-Partner Steve Wright ("Don’t Cry For Me") geschrieben wurden, Songs aus der Feder des Protagonisten oder im Team mit Wayne Proctor und bereits erwähntem Steve Wright zu Papier gebracht wurden.
Letztgenannter war mit Wayne Proctor auch für das Mixing zuständig. In den Superfly Studios in Nottinghamshire spielte man die zehn Titel ein. Nochmals Wayne Proctor: Er produzierte die Scheibe und spielte Schlagzeug.
Neben dem Drummer wird Ben Poole von Beau Barnard am Bass und dem umtriebigen Keyboarder Ross Stanley begleitet. Die zehn Songs verteilen sich auf ansprechende knapp einundfünfzig Minuten.
Dieses Album wird eine Unmenge an Blues Rock-Anhängern gefallen.
Mit dem Titeltrack der Scheibe geht es hinein ins Vergnügen. Zwischen Blues Rock, Funk, einem klasse Songwriting, einer tollen Soul-Stimme und ersten Standortbestimmung in Sachen Gitarren-Solo serviert uns der Brite quasi einen perfekten Türöffner für die Platte. Super!
Kontraste stärken den Eindruck. "Take It No More" punktet mit einem verzerrten Sechssaiter-Ton und tierisch eingängigem Refrain. Der Blues Rock geht schon etwas in Richtung Heavyness und genau darin liegt die Divergenz. Qualitäten, die man erst einmal auf so ansprechende Weise zusammen bringen muss. Respekt!
Spätestens bei "Further On Down The Line" stellt man fest, welche wichtige Rolle doch Ross Stanley für das Gesamtbild der Scheibe spielt. Seine Tastenbeiträge sind nicht nur als eine Füllstation der Nummern anzusehen. Vielmehr geben sie den Tracks einerseits eine Weite, andererseits sorgen sie – gerade bei den Balladen – für eine sehr persönliche Stimmung. Außerdem hat Ross Stanley hier und da auch die Gelegenheit, seine Fantasien bei Solos in Szene zu setzen.
Auf seiner ausgedehnten "Anytime You Need Me"-Tour spielte beim Konzert im blues, Rhede zum Abschluss der Reise durch viele Länder des Kontinents ein brillanter Joe Mac die Keyboards. Beim Stichwort Balladen laden wir fast automatisch "Don’t Cry For Me". Ein Slow Blues der Zeitlosigkeit, in allen Belangen eine Hingabe der Emotionen. Highlight!
Kontraste stärken den Eindruck. Das abschließende "Holding On" bereichert die Blues Rock-Zone des 12-Takters auf höchst überzeugende Weise und wer bis zu diesem Track an der steil aufgestellten Karriereleiter eines Ben Poole zweifelt, sollte sich das Album wohl nochmals zu Gemüte führen. Auch mit seinen ruhigeren Passagen ist das abschließende Ausrufezeichen ein höllisch guter Blues Rock-Song.
Die drei Fremdkompositionen folgen als sozusagen als Cover-Trio hinter einander weg. Das von Steve Wright geschriebene "Don’t Cry For Me" befand sich schon unter der kritischen Lupe. Bei "Dirty Laundry" zieht Ben Poole die Bananenschale des Originals ab, verstärkt den fast schon hypnotischen Rhythmus und serviert dem Hörer mit einer ordentlichen Portion gute Laune zwei Soli, die griffiger nicht sein können.
Einsteigen, Schlüssel ins Zündschloss und schon brabbelt der Motor mit einem herrlichen Sound. Jude Coles "Start The Car" ist genau so zu beschreiben. Ross Stanleys Keyboards laufen auf acht Zylindern und auch hier ist Zeit für ein Solo. Super!
Nachdem sich Ben Poole in der Blues-Szene etabliert hat, gehört er mit "Anytime You Need Me", nicht nur in seinem Heimatland, zu den Vorreitern des Zwölftakters.
Line-up Ben Poole:
Ben Poole (guitars, vocals, backing vocals)
Beau Barnard (bass)
Wayne Proctor (drums)
Ross Stanley (Hammond, Wurlitzer, piano, synthesizer)
Tracklist "Anytime You Need Me":
- Anytime You Need Me (4:10)
- Take It No More (4:36)
- You Could Say (4:37)
- Found Out The Hard Way (5:53)
- Further On Down The Line (3:56)
- Dirty Laundry (5:40)
- Start The Car (4:41)
- Don’t Cry For Me (6:01)
- Let Me Be (5:58)
- Holding On (5:32)
Gesamtspielzeit: 51:07, Erscheinungsjahr: 2018
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