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Supergroup / Vol. 4 – CD–Review

Supergroup / Vol. 4

Supergroup, ja, der Name weckt Hoffnungen! Doch es ist nur ein Bandname, ein im Jahre 1995 gegründetes Indie-Projekt aus Nürnberg. Alle Alben, so auch das aktuelle, vierte, sind bisher auf LP oder digital (Stream, Download) veröffentlicht worden. Die drei Bandmitglieder gelten als Urgesteine der süddeutschen Alternativ Rock-Szene, ehemals tätig bei Throw That Beat In The Garbagecan oder Shiny Gnomes.

Mit dem Einsatz akustischer Gitarren signalisiert der Opener in etwa die Atmosphäre von Musik der amerikanischen Westküste der Siebziger, stimmungsmäßig in Richtung America oder Seals & Crofts, jedenfalls fallen mir die beiden Acts dazu ein. Bis auf den wortlosen Gesang bleibt der Song instrumental, man könnte ihn gut für eine Filmsequenz verwenden, die einen Flug über eine Landschaft zeigt. "The Winner" bringt spontan bereits weitere Assoziationen, die Gesangsmelodie klingt fast genauso wie Nick Drakes "Northern Sky". Doch so melancholisch-depressiv läuft es hier nicht, allerdings ein wenig Wehmut schwingt atmosphärisch auch mit. Gesanglich wirkt es allerdings ein wenig gedämpft-gequält.

Stampfende Drums leiten "Head On Wrong" ein, leider muss ich feststellen, dass die Nummer recht steif klingt, nicht trocken genug, um richtig zu rocken und noch zu nüchtern, um wirklich zu grooven und zu swingen. Frühe Cure fallen mir ein, die haben so etwas elastischer gestaltet. Doch alle von mir aufgeführten Assoziationsbeispiele sind halt nur Bestandteile des Sounds. Offensichtlich versuchen die Musiker, einen eigenständigen Stil zu kreieren, aber ganz perfektioniert haben sie es noch nicht.

Schwachpunkt ist grundsätzlich aus meiner Sicht der Gesang bei einigen Tracks, zwar mit einem gewissen Profil, aber recht zaghaft und ohne viel Kraft voranschreitend. Interessante Momente erscheinen dann, wenn eine asiatische Stimmung, offensichtlich mit dem afrikanischen Daumenpiano, auf "Repeat" erzeugt wird. Diese Komposition ist gut in ihrer Gesamtheit, hier schwingen die Sechziger kräftig mit, Gesang und Instrumente gehen eine geschmeidige Allianz ein. Dies ist ein wichtiger Song mit einer großen individuellen Ausprägung. Das wiederum gilt weniger für "I Sing My Song", lustlos wie eine Persiflage auf Neil Young klingend und was das merkwürdige Gepfeife im Hintergrund bedeuten soll, erschließt sich mir nicht, hört sich das doch eher so an, als hätte man einem kleinen Kind den ersten Synthesizer zum Experimentieren geschenkt. Ach, und brasilianische Perkussion mit der Cuíca (?) sollen lustig sein oder ist dies echt ernst gemeint?

Nun, es gibt dieses Erachtens weitere Stücke, die sich gut eignen für eine zukunftsorientierte Richtung, wie man weiter vorgehen sollte, zum Beispiel "Plastik Sandwitch". Sehr gut, wie sich auch hier die Sechziger mit typischem breitflächigem Gesang, brummelndem Bass und satten Gitarren wiederum melden, gar ein wenig von The Byrds sickert hier durch. Endlich dann auch ein wenig Groove mit "Clock Is Ticking" und so halten sich die Pros and Cons die Waage, auf einem letztlich variabel gestalteten Album. Meiner Meinung  sollte die Band jedoch die weitere Richtung im Stile der Tracks fünf und sieben gestalten.


Line-up Supergroup:

Thomas Loeffler [Zattl] (Gitarre, Gesang)
Alexander Sticht (Schlagzeug, Gesang)
Hubertus Mohr (Bass)

Tracklist "Vol. 4":

  1. Answer (A-Seite)
  2. The Winner
  3. Head On Wrong
  4. The Devil Breaks His Heart
  5. Repeat
  6. I Sing My Song (B-Seite)
  7. Plastik Sandwitch
  8. Everyone Goes
  9. Clock Is Ticking
  10. The Secret Well

Gesamtspielzeit: 32:16, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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