In meinem musikalischen Kosmos tauchte der Sänger und Akrobat auf Saiten aller Art Jan Lindqvist erst vor ein paar Jahren auf, als er den Posten des kurz zuvor verstorbenen Hans Reffert bei der Band Guru Guru um Mani Neumeier übernahm. Dabei ist der Musiker bereits seit Jahrzehnten auf den Bühnenbrettern unterwegs und kann als Gitarrist bei vielen Bands unter anderem auch auf Engagements beim Heidelberger Stadttheater und Staatstheater Karlsruhe zurückblicken. Lindqvist ist ein Mann, dessen Technik – unter anderem auf der Slide Guitar – bei (wie in meinem Fall) Live-Auftritten umgehend für Aufmerksamkeit beim Hörer sorgt. Weitere Projekte an denen er beteiligt war bzw. ist, sind die Band Ewo2, Bernd Köhler oder Dr. Woggle And The Radio, wobei das noch neue Jahr 2019 ein ganz besonders für ihn sein dürfte, da Mitte Januar mit "Superkarma" sein allererstes Soloalbum erscheinen wird.
Eingespielt hat er die insgesamt elf Tracks im Trio-Format im Trick Studio Rauenberg und zur Seite standen ihm dafür der Bassist Wolfy Ziegler (Potsch Potschka’s Spliff Reloaded) sowie der Schlagzeuger Armin Rühl (Herbert Grönemeyer Band), während der Protagonist neben der herkömmlichen E-Gitarre auch die Lap Steel sowie die Slide Guitar meisterte. Der Sound, den der Dreier hier auffährt, ist vor allem sehr tief im Blues verwurzelt, schafft es auf sehr subtile Art aber auch immer wieder psychedelische sowie ansatzweise indische Klänge und Stimmungen zu integrieren. Einfach nur wunderschön, zum Augen schließen und genießen sind die beiden ähnlich betitelten Instrumentals "Suitcase Full Of Sunshine" sowie "Suitcase Full Of Moonshine". Speziell beim zweitgenannten Track schwingt eine sehr schöne fernöstliche Stimmung mit, ohne dabei das Gesamtbild für sich zu vereinnahmen. Bei "…Sunshine" glänzt der gute Jan hingegen auf der Lap Steel mit sehr feinen Melodielinien.
Highlights gibt es wahrlich viele auf dieser Scheibe, beispielsweise bereits der Opener "Some People 2", der mit einem herrlich knarzigen Bass eröffnet, bevor das Slide-Spiel und der Gesang Lindqvists einsetzen. Der wirkt anfangs zwar etwas 'knödelig', wovon man sich aber nicht auf die falsche Spur führen lassen sollte. Denn je öfter ich mir diese neun (gesungenen) Nummern anhöre, umso gelungener scheint sich die Stimme als weiteres Instrument einzufügen. Ein weiteres Instrument, das ganz hervorragend zu diesen Stücken passt. Textlich geht auf diesem ersten Solowerk vor allem um Gesellschaftskritik im Allgemeinen, aber auch persönliche Gefühle und Befindlichkeiten. In dieser Hinsicht strahlt übrigens der Song "Tonight" ganz besonders hell und punktet dazu ganz ordentlich mit einem feinen Schuss Psychedelic. Mein Favorit auf dieser Platte.
Die atmosphärisch sehr dichten Tracks zeugen auch von einem ganz feinen Geschick für das Songwriting und die Arragements, denn obwohl die bereits genannten Stilrichtungen deutlich zur Geltung kommen, hat der Hörer nie das Gefühl, es hier mit einem reinen Blues-, World- oder Psychedelic-Album zu tun zu haben. Produziert hat Jan Lindqvist übrigens selbst, während Stephan Keller für den Mix verantwortlich zeichnet. Als Fazit darf ich hier einen dicken Tipp für alle aussprechen, die auf großartige Gitarristen, sehr gutes Songwriting und clevere Arrangements stehen. Wer erstmal reinhören und sich überzeugen lassen möchte, dem würde ich dafür "Some People 2", "Tonight", "Toughen Up" sowie "Suitcase Full Of Sunshine" empfehlen. Aber einen schlechten oder mittelprächtigen Song wird auf "Superkarma" sowieso niemand finden können. Sehr geiles Album!
Line-up Jan Lindqvist:
Jan Lindqvist (guitars, slide guitars, lap steel, vocals)
Wolfy Ziegler (bass, special effects)
Armin Rühl (drums)
Tracklist "Superkarma":
- Some People 2
- Guess Who
- Tonight
- Darkness
- Toughen Up
- Freeze
- Exit
- Suitcase Full Of Sunshine
- At The Station
- Sleepwalking
- Suitcase Full Of Moonshine
Gesamtspielzeit: 49:07, Erscheinungsjahr: 2019
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