«

»

Big Sugar / Five Hundred Pounds – CD-Review

Bei Big Sugar werden wohl nicht so viele Musik-Fans zucken.
Im Zusammenhang mit dem Bandleader der kanadischen Formation fallen dann unter anderem Namen wie Wide Mouth Mason, Tommy Bolin, Chris Robinson, North Mississippi Allstars, Warren Haynes oder Gov’t Mule.
Die Rede ist von Gordie Johnson, der mit seiner Gruppe Big Sugar Ende der Achtzigerjahre an den Start ging.
"Big Sugar" markierte 1992 das Debüt. 1993 folgte mit "Five Hundred Pounds" das nächste Studioalbum. Diverse Scheiben folgten und bei "Heated" aus dem Jahr 1998 spielte Warren Haynes als Gast mit. Vice versa intensivierte sich das Teamwork bei Gov’t Mule. Gordie Johnson übernahm die Rolle des Produzenten und auch Musikers bei der berühmten Jam-Band.
Mit einer Unterbrechung von einigen Jahren ist Big Sugar immer noch aktiv und brachte zum Beispiel 2012 das CD/DVD-Live-Album "Eliminate Ya!" auf den Markt. 2015 hieß es dann "Calling All The Youth".
In der Frühphase der Veröffentlichungen verließ Bassist Terry Wilkins nach "Big Sugar" die Band. Für "Five Hundred Pounds" übernahm Gordie Johnson den Tieftöner.

War die erste Scheibe von Big Sugar noch durchsetzt mit Jazz-Songs von Hoagy Carmichael, Nehemiah James beziehungsweise Thelonious Monk, beschränkt sich bei "Five Hundred Pounds" die Auswahl an entlehnten Tracks auf den Soul-/R&B-Sänger Al Green, Muddy Waters sowie Traditionals.

Die vorliegende Platte, die übrigens 1995 in der amerikanischen Version ein anderes Cover hatte und unter dem Titel "500 Pounds" gelistet wurde, ist ein Blues-Album mit vernehmbar positiv zu wertenden Ecken und Kanten. Ein 12-Takter, der auch in rau-roher Abstimmung rockt.
Daran lässt das erdig-groovende "Ride Like Hell" gar keine Zweifel aufkommen.
Gordie Johnson spielt seine Gitarre ziemlich ungeschliffen, wobei einige Riffs und der Refrain durchaus über Eingängigkeit verfügen. Im Solo bringt der Frontmann dann noch das Bottleneck zum Einsatz. Klasse Opener!
Harper Kelly Hoppe bringt die Muddy Waters-Nummer "Standing Around Crying" ins Swingen und dazu zerschneiden die Gitarren-Riffs quasi die Stimmung in positiver Weise. Dem furios aufspielenden Gast gehört die Bühne dieses im Chicago-Rhythmus eingebetteten Song.

Die gewisse Leichtigkeit des Al Green-Songs "I’m A Ram" wird hier ganz schön durch die Ackerfurche des Zwölftakters gezogen. Dabei ist die Combo auch noch so verwegen, phasenweise Reggae-Bezüge herzustellen. Das tieftönende Saxofon-Solo markiert dann das Sahnehäubchen auf diesem besonders interpretierten Track. Die Big Sugar-Handschrift steht im Vordergrund.
Alle Freunde des Metallröhrchens kommen nicht nur in der bereits erwähnten ersten Nummer auf ihre Kosten. So wird "Sugar In My Coffee" nicht nur vom Gesang her, der auch in höheren Lagen überzeugt, zu einem Highlight.
Nach diesem Slide-Genuss ist bei "All Over Now" abermals grob gestrickter Blues Rock angesagt. Man muss immer wieder mit kleinen Überraschungen rechnen, denn hier gibt es wieder einen höchst geschickt arrangierten Ausflug in die Karibik, wobei Keyboard-Klänge mit einfließen. Toll!

Man freundet sich gerne mit dem knarzigen Sound des Sechssaiters an.
Wow! Kurz aber heftig wird es in "AAA Aardvark Hotel". Da geht eine echte Rock’n’Roll-Party mit super Gebläse-Unterstützung ab. Klasse!
Gordie Johnson hat auch ausreichend Reibeisen auf den Stimmbändern, um das mit einem kniffligen Rhythmus ausgestattete "How Many Times" zu verfeinern.
Zum Schluss gibt es Gordie Johnson-"Ride On"-Solo-Kost in bluesig-ruhiger Country-Manier.

Aus meiner Sicht hat "Five Hundred Pounds" sehr viel Abwechslung zu bieten. Dabei wird der ungehobelte Blues/Blues Rock zu einem Big Sugar-Qualitätsmerkmal.


Line-up Big Sugar:

Gordie Johnson (guitars, vocals, bass)
Al Cross (drums)

With:
Dave Wall (drums – #2)
Kelly Hoppe (harmonica, saxophone)
Michael Johnson (trumpet)
Gene Hardy (saxophone)
James Monroe (trombone)
Chris Brown (trombone)
Patrick Ballantyne (vocals, acoustic guitar)

Tracklist "Five Hundred Pounds":

  1. Ride Like Hell (4:45)
  2. Standing Around Crying (3:54)
  3. I’m A Ram (3:30)
  4. Sugar In My Coffee (5:06)
  5. All Over Now (3:36)
  6. AAA Aardvark Hotel (2:10)
  7. How Many Times (4:00)
  8. Deliver Me (4:12)
  9. Still Waitin' (5:28)
  10. Wild Ox Moan (5:36)
  11. Ride On (6:45)

Gesamtspielzeit: 51:44, Erscheinungsjahr: 1993

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>