In der Kurzinfo zur norwegischen Band Lydia Laska steht, dass die Combo gemäß ihrer Eigendefinition Black’n’Roll Pop spielt. Aha. Okay, nehmen wir es erst mal mit Humor und freuen uns auf einen hoffentlich kuriosen Stilmix, angefeuert auch dadurch, dass die Bandmitglieder auch dem Krautrock, Black Metal, Punk Rock, Rock’n’Roll und dem Prog Rock frönten und frönen. Das Debütalbum der aus Oslo und Stavanger stammenden Musiker war interessanterweise "Krankenhaus" betitelt, was erstmal in die Richtung Kraut denken lässt. Doch dann eröffnet "Teslicity, Baby" den Reigen dieser insgesamt zehn Tracks und selbst wenn ich es vorher nicht gewusst hätte wäre spätestens nach den ersten 15 Sekunden klar gewesen, dass es sich bei dem Quintett mit Sänger, zwei Gitarristen, Basser und Drummer um Skandinavier handelt. Nicht nur der Gesang, sondern auch die Melodien stammen im positiven Sinn so eindeutig aus dem Norden Europas, dass es dabei gar kein Vertun geben kann.
Beim Gesang ist dann auch auf weiten Teilen der Scheibe ein deutlicher Pop-Faktor vertreten, der dabei aber ganz kräftig von stark verzerrten Gitarren, einem pumpenden Bass und dem kompromisslosen Beat des Schlagzeugers Voldswagen (was für eine Name!) gekontert wird. Aber dieses zweite Werk ist in Parts (wie beispielsweise bei "Brainmelt") auch nicht frei von psychedelischen Einflüssen und in dem gerade genannten Fall ist es eigentlich schade, dass die Nummer noch nicht mal eine Spielzeit von zwei Minuten erreicht. Ein Stückchen Velvet Underground steckt in der Musik ebenfalls drin, was man vom Gesang allerdings nicht behaupten kann. Der passt auf diese Mucke zwar wie die Faust aufs Auge, hat aber nichts von dem kalten und zeitweise fast schon arrogant wirkenden Großstadt-Snobismus, den etwa ein Lou Reed sehr gut an den Mann/die Frau zu bringen wusste (um mal bei der genannten Band zu bleiben). Dafür sprengen die vollkommen abgedrehten und noisigen Gitarren bei "I Can Play Myself" fast schon wieder die Grenzen des Garage- und Noise Rock.
Der Kreis auf dem CD-Backcover ist gespalten und zeigt auf der linken Seite eine Waldlandschaft mit vielen Blättern (also viel 'Wärme' vermittelnd), auf der rechten dagegen eine kalt wirkende Mondlandschaft mit tiefschwarzem Himmel. Auf dem Frontcover ist dagegen ein Astronaut (in voller Montur) an einem Baum liegend (und von dessen Ästen umschlungen) zu sehen. Sinnbildlich wohl die Zusammenführung von Schwarz und Weiß, Leben und Tod, Gut und Böse oder auch innerer Kälte und dem Gefühl der Geborgenheit. Eine brillante Idee, denn besser hätte die Musik von Lydia Laska bildlich gar nicht dargestellt werden können. In den Stücken von "Ego Death" spiegeln sich nämlich tatsächlich genau diese Attribute wider. Und das in zeitweise atemberaubendem Wechsel. Denn so verzerrt die Gitarren und so wirr die Sounds zeitweise (bzw. den meisten Nummern) klingen mögen, so schafft es die Band dennoch auf wundersame Weise, auch gute und Wohlfühl-Vibes zu verbreiten.
Letzten Endes sind es die immer wieder in den Songs versteckten Melodien und Harmonien, die diesen Silberling interessant und gut machen. Zugegeben, "Ego Death" ist nicht unbedingt ein Album für einen gemütlichen und verträumten Winterabend vor dem Kamin mit einem Gläschen Rotwein (man höre sich nur mal "Funeral Fist" an), denn dafür ist dieses Werk zu aufgeregt sowie in großen Teilen doch zu aggressiv ausgefallen. Aber es gibt im Gegenzug auch unheimlich viel zu entdecken. Für Fans, die ihren Rock eine Spur härter, noisiger und psychedelischer mögen und sich noch die Zeit für detektivische Erkundungen hinsichtlich einer Scheibe nehmen, dürfte "Ego Death" daher ein gefundenes Fressen sein. Grandios kommt zum Abschluss dann noch das fast schon zerbrechlich wirkende "Levitation". Eine richtig starke Platte für Kenner und Liebhaber.
Und was kann bei einer Band, deren Gitarristen auf Namen wie Jacques Matt (Schachmatt?) sowie Emühl (und einem Schlagzeuger der sich Voldswagen nennt) eigentlich schon schief gehen?
Line-up Lydia Laska:
Kandi (lead & background vocals, lead guitar – #5,8, mellotron & theremin – #7, percussion – #7)
Maen (bass)
Jacques Matt (guitars)
Emühl (guitars, xylophon, honky piano, synthesizer, percussion, background vocals)
Voldswagen (drums & percussion, noise guitar – #6, piano & xylophone – #9)
With:
Güdas Le Pape (acoustic guitar – #1)
Ädne Meisfjord (Moog sub phatty & polivoks – #1)
Krister Lilleland (synthesizer programming – #3)
Christer Knutsen (Rhodes piano – #5)
Kjartan Kristiansen (lead guitar – #3)
Solan (guitar licks & solo – #6, psychedelic six-string – #10)
Kjetil Möster (saxophone – #8)
Ingrid Frivoli (trumpet – #10)
Eivind Schou (noise violin- #10)
Emilie Vordal (background vocals – #1,2,8)
Elvira Nikolaisen (background vocals – #4)
Mannevond (additional vocals – #9)
Tracklist "Ego Death":
- Teslicity, Baby
- You
- Taste Of Blood
- Brainmelt
- I Can Play Myself
- Goutlord
- Did You Do It Again?
- We’ll Make Up Your Mind
- Funeral Fist
- Livitation
Gesamtspielzeit: 37:01, Erscheinungsjahr: 2018
Neueste Kommentare