
Die Karriere der Finnin Ina Forsman geht ziemlich steil.
Schon ihr Debütalbum war eine Art Offenbarung. Nun holt sie mit "Been Meaning To Tell You" zum zweiten Streich aus.
Gemeinsam mit Ally Venable sowie Katarina Pejak, deren Veröffentlichung "Roads That Cross" bereits auf dem Schreibtisch liegt, wird sie Teil der Blues Caravan-Tour 2019 sein.
Zur Album-Vorgeschichte steht im Informationsblatt: »[…] Während eines Konzerts in New York verlor Ina ihr Handy – und damit auch sämtliche neuen Songs, an denen sie gearbeitet hatte. […]«
Sie selbst sagte dazu: »[…] Ich war sehr lange wütend auch mich selbst. […] Doch letztendlich bin ich sogar froh, mein Telefon verloren zu haben. Ich habe ein bisschen mehr gelebt – und konnte bessere Songs mit mehr Tiefgang schreiben. […]«
Bei den Songcredits zur Musik tauchen neben dem Namen der Protagonistin auch Anna Wilkman sowie Samuli Rautiainen auf, der sie beim Konzert im Blues Moose Café an den Tasten begleitete. Alle Texte stammen von Ina Forsman. Aufgenommen wurden die zwölf Lieder im Wire Recording Studio, Austin, Texas.
Beginnen wir die Rezension doch mit den beiden Buchstützen der vorliegenden Platte.
Am Anfang steht kein Track, der vom Tempo her durch die Decke geht. Viel eher ist genau das Gegenteil der Fall. "Be My Home" ist zunächst sinnlich, zart und feinfühlig. Red Young begleitet die Sängerin in diesem balladesken Stück anfangs nur am Piano. Später gesellen sich einige Orgeltöne dazu und mit einem klasse Backing-Chor entwickelt sich der Song zu einem Track mit wunderschönem Gospel-Feeling. "Be My Home" ist für eine Platten-Eröffnung ungewöhnlich, stellt allerdings die gesanglichen Fähigkeiten der Protagonistin nicht nur in den Vordergrund, sondern zeigt eindeutig, über wie viel Feeling diese Sängerin verfügt.
"Sunny" ist ebenfalls balladesk, aber hier verzichtet man auf jedwede musikalische Begleitung. A cappella bildet sich beim Hörer erneut eine Gänsehaut ob der so wunderschönen Stimme von Ina Forsman, der Blues-Predigerin. Super!
Auf dem bei Pauler Acoustics gemasterten Album hat die Bläser-Section ein gehöriges Wörtchen mitzureden.
Sie hat bei "All Good" einen ihrer Auftritte. Dieses Lied ist eindeutig jazzig-bluesig ausgelegt. Abermals überzeugen die Frontfrau und ihre Begleitmusiker. Die Bläser – auch mit John Mills an der Querflöte – setzen smarte Akzente. Al Gomez spielt seine Solo-Trompete mit Dämpfer und taucht in den Jazz im Blues ein. Ina Forsman phrasiert ihren Gesang meisterlich. Herrlich!
Im rhythmisch agilen "Who Hurt You" hat John Mills dann auch ein Querflöten-Solo.
In "Genius" geht es anders zur Sache. Soul auf hohem Niveau ist angesagt. Die Bläser agieren fetziger und Laura Chavez serviert treibend Feinkost auf ihrem Sechssaiter. So gibt es auf der Scheibe noch weitere Einsätze von The Texas Horns, zu denen auch Mark 'Kaz' Kazanoff gehört. Er ist auch für die Platten-Produktion zuständig gewesen.
Percussion, Latin-Flair, Bläser und eine Art Partystimmung machen "Every Single Beat" zu einem weiteren Highlight. Eine kurze Chris Maresh-Kontrabass-Brücke sowie ein Saxofon-Alleingang elektrisieren die Luft und die Tastenläufe sind in vielen Momenten eine Liebeserklärung an den Jazz.
"Get Mine" ist die Spielwiese von Gitarristin Laura Chavez. Was sie – verstärkt durch den Wah Wah-Pedal-Einsatz – an Funk rauslässt, ist schon beeindruckend. Die Keyboards hauen in die gleiche Kerbe. Überhaupt lässt einem dieses Stück keine Ruhe.
Ein zweites Album ist bekanntlich ein entscheidender Faktor im Werdegang. Ina Forsman hat diese Messlatte meisterhaft genommen. Zwölf Songs, bei denen es keinen Füllstoff gibt, sehen die Finnin auf einem weiterhin ganz hohen Niveau. "Been Meaning To Tell You" ist eine übergewichtige Empfehlung an Musikfans, die nicht ausschließlich den Blues mögen.
Line-up Ina Forsman:
Ina Forsman (lead vocals, backup vocals)
Red Young (piano, keyboards)
Brannen Temple (drums, percussion)
Laura Chavez (guitar)
Chris Maresh (electric bass, upright bass)
The Texas Horns:
Mark 'Kaz' Kazanoff (tenor saxophone, backup vocals)
John Mills (baritone saxophone, flute)
Al Gomez (trumpet)
Randy Zimmerman (trombone)
Alice Spencer (backup vocals)
Jay Stiles (synthesizer, keyboards)
Tracklist "Been Meaning To Tell You":
- Be My Home
- Get Mine
- All Good
- Genius
- Whatcha Gonna Do
- Why You Gotta Be That Way
- Miss Mistreated
- Figure
- Who Hurt You
- Every Single Beat
- Chains
- Sunny
Gesamtspielzeit: 48:38, Erscheinungsjahr: 2019
Neueste Kommentare