Chris Farlowe / Live At Rockpalast – 2006 -DVD/CD-Review

Chris Farlowes Rockpalast-Konzert wurde 2006 bereits getrennt voneinander als DVD sowie CD veröffentlicht. Seit Anfang 2019 gibt es diesen Auftritt beim Crossroads Festival in Bonn nun als Komplettpaket. Der CD-Doppeldecker verfügt jetzt über die komplette Setlist.
Begleitet wird 'The Voice' von der Norman Beaker Band.

Wie damals – zur Zeit des Gigs sechsundsechzig Jahre alt – kann man auch heute noch attestieren, dass es sich um einen hervorragenden Auftritt des 1940 in Islington geborenen Künstlers samt einer bestens aufspielenden Norman Beaker Band handelt.
Dieser zelebrierte Blues ist einfach ganz hohes Niveau und als Fan des Saxofons kommt man hier sozusagen voll auf seine Kosten.
Ohne den Sänger, der als Mitglied unter anderem von Colosseum oder Atomic Rooster auf eine lange Geschichte zurückblicken kann, beginnen DVD sowie CD1 mit der von Norman Beaker geschriebenen Nummer "Option On You Baby". Feine Gitarrentöne und tolle Dave Baldwin-Piano-Läufe bringen die CD schön in Schwung. Schon hier darf sich Holzinstrumentalist Damain Hand prominent in den Vordergrund begeben. Klasse Solo! Das Piano soliert wunderschön und natürlich hat Norman Beaker sanft und rockend seine Finger auf dem Fretboard im Spiel. Toll!

Dann wird Chris Farlowe mit einem fast schon frenetischen Applaus begrüßt und nach seinen ersten Tönen bildet sich bei "Blues As Blues Can Get", auch nach so vielen Jahren, irgendwie eine Gänsehaut.
Klar, "Handbags And Gladrags" durfte auch damals schon nicht fehlen und mit einigen Schmankerln ausgestattet, kommt auch in etwas langsameren Fahrwassern tolle Laune auf.
Beim folgenden Song, dem von Ray Charles stammenden "Piece Of Mind", regiert dann der vorzügliche Slow Blues mit einem  – nicht nur hier – voller Emotionen singenden Chris Farlowe. Die Spielzeiten der Lieder reflektieren nicht unbedingt immer den gespielten oder gesungenen Blues. Kommunikation mit dem Publikum steht ebenfalls auf der Tagesordnung. So zum Beispiel Chris Farlowes Äußerungen zum Thema deutsches Bier. Die Stimmung der Akteure auf der Bühne ist ebenfalls sehr entspannt. Dabei darf man sich auch den oder anderen Spruch reinreichen.

Das abermals balladeske "Lovin' Arms" mit seiner dezenten Begleitung und dem a cappella-Einschub des Frontmannes, gerät zu einem der besonderen Highlights der ersten Scheibe.
Die zweite CD beginnt dann gleich mit einem Hammer-Blues-Klassiker von T-Bone Walker. Der "Stormy Monday Blues" wird in allen möglichen Facetten des 12-Takters geradezu lobgepriesen. Chris Farlowes Scat-Gesang und eine jazzig anmutende Saxofon-Einlassung, sich auch energisch in luftige Höhen schwingend, machen schon das gewisse Etwas aus. Außerdem darf man sich bei diesem Lied auf das vokale Mitmischen von Nikolay Arutyunov und seine Reibeisen-Stimme freuen. Norman Beaker lässt sein Arbeitsgerät swingen und bringt die Nummer zurück auf bluesige Ackerkrume. Die lockere Bandvorstellung ist hier inbegriffen.
Logisch, das rockende "Out Of Time", ein Hit für Chris Farlowe, darf natürlich auch nicht fehlen und mit dem Rausschmeißer "Rock And Roll Soldier" kommt man stante pede in die Stimmung, das ganze Konzert nochmals aufzulegen oder die DVD zu aktivieren.

Auch in der quasi Neuauflage kann dieses Album mit neu geschriebenem Booklet-Text von Sean McGhee (auch ins Deutsche übersetzt) unbedingt empfohlen werden.

Line-up Chris Farlowe:

Chris Farlowe (vocals)
Norman Beaker (guitar, vocals)
John Price (bass)
Dave Baldwin (keyboards)
Damian Hand (saxophone)
Paul Burgess (drums)

Guest:
Nikolay Arutyunov (vocals)

Tracklist "Live At Rockpalast – 2006":

Gesamtspielzeit: 105:00 (DVD), 39:53 (CD 1), 55:37 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2018