Ich beginne gleich mal mit einem vielversprechendem Zitat: »Die dänische Neo-Folkpop-Gruppe Sundays veröffentlicht ihr lang ersehntes Debütalbum "Wiaca" – eine Reise durch heimatliche Beziehungen, eklektischen Eskapismus und die schwierige Herausforderung, äußeren – und inneren Erwartungen gerecht zu werden.« Klingt interessant und ist Grund genug, mich mit der Band eingehender zu beschäftigen.
Nach der damals im März 2017 erschienenen Debüt-EP "The Day Will Come" beschloss die vierköpfige Band aus Kopenhagen, eine ganze Reihe Singles über einen langen Zeitraum zu veröffentlichen. Begonnen wurde mit dem wirklich schönen Titel "Passenger’s Choir" (auf der mir vorliegenden Scheibe enthalten) im November 2017. Nachdem der Song im dänischen Radio erstmals zu hören war, wurden auch Sender in Großbritannien, Australien und sogar den USA aufmerksam. Mit dem Erscheinen von "Fireman" (ebenfalls auf "Wiaca" zu hören) wurde im Januar 2019 der Kreis der Single-Veröffentlichungen geschlossen. Die Zeit für die Arbeit an einem Album war gekommen.
Das Debütalbum "Wiaca" (nein, nicht Viagra) erschien nun im Januar 2019 auf Celebration Records. W i a c a ist ein Akronom für "Where It All Comes Alive". Dies war der Titel einer Solo-CD von Magnus Jacobsen aus 2012, die unveröffentlicht blieb.
Schauen wir uns zuerst das tolle Cover-Artwork an. Dieses basiert auf den abstrakaten grafischen Arbeiten des Drummers, Morten Falk Overgaard. Dazu schreibt er:»Ich wollte einen Ausdruck schaffen, der auffällig und dennoch offen für Interpretationen ist. Alle meine Arbeiten, sowohl in digitaler als auch in analoger Hinsicht, basieren auf physischen Texturen und einem unmittelbaren Umgang mit Materialien. Der sphärische, aber bodenständige Sound der Band hat das Artwork eindeutig definiert.«
Auf der Platte stellen uns Sundays, neben den beiden erwähnten Nummern noch acht weitere, relativ entspannte Pop-Songs vor, die im Grunde alle das gleiche Strickmuster haben: Schöne Ohrwurm-Melodien, ein paar »Ohhs« und »Ahhs« und die üblichen Chöre im Refrain dürfen auch nicht fehlen. Das alles wird ohne Ecken und Kanten serviert. Deshalb bin ich überzeugt, dass der eine oder andere Song seinen Weg in die einschlägigen Radiostationen finden wird. Insgesamt soll das jedoch keine Negativbeurteilung sein, warum auch? Ja selbst der Gesang ist, nun sagen wir einfach mal, chartsüblich, die Stimme austauschbar, erinnert mich ab und zu tatsächlich an Ed Sheeran und Konsorten.
Dass der Sänger aber auch anders kann, beweist er auf dem bereits erwähnten "Passenger Choir". Hier wird auf das übertriebene Gefistel im Gesang verzichtet. Dafür swingt das Stück herrlich relaxt vor sich hin, ja ich würde sogar sagen es klingt fast ein bisschen retro. Die Instrumente, bestehend aus Synthie, Streichern und akustischer Gitarre, weben einen ganz zarten, spährischen Klangteppich. Dieser dient lediglich zur harmonischen Untermalung der Vocalharmonien. Der Vergleich mit einem, aus zarten Pastelltönen geschaffenen Gemälde kommt mir hier in den Sinn – und weckt Assoziationen an I Believe. Ein absolutes Highlight auf der Platte!
Bei "Turn" dagegen geht mir der Sänger gelinde gesagt etwas auf die Nerven. Warum muss man sich stimmlich unbedingt in quiekende Höhen schrauben und das über drei Minuten lang durchziehen? Das ganze Album besteht aus wunderschönen, gefälligen Kompositionen, durchzogen mit besinnlichen Momenten wie in den Ohrschmeichlern "Avalanche"oder "Fireman" – hier mit Trompetenklängen untermalt. "Romans" – auch in diesem Stück wird die Trompete immer mal wieder dezent eingesetzt – verzückt den Hörer durch elegante Leichtigkeit. Doch können die fast zerbrechlichen tonalen Gebilde durch den streckenweise nervenden Fistel-Gesang regelrecht zerstört werden. Daran sollte der Sänger ruhig noch etwas arbeiten.
Ich gebe zu, das Album hat bei mir nicht sofort gezündet, wuchs aber mit jedem Hördurchgang. Mittlerweile läuft die eine oder andere Nummer sogar in Dauerrotation und ich gebe zu, dass mich die Scheibe hin und wieder an die Soloarbeiten eines Robert Plant erinnern. Mehr Adelung geht doch nun wirklich nicht, oder?
Line-up Sundays:
Magnus Jacobsen (Gesang, Akustikgitarre)
Morten Falk Overgaard (Schlagzeug)
Marie Liander Henriksen (Bass)
Victor Ovesen (E-Gitarre)
Guests:
Frederik Flach (Klavier, Synth)
Mads Björn (Bass, Gitarre, Banjo, Synth)
Scott Westh (Trompete)
Taylor Rae Jensen (Cello)
Tracklist "Wiaca":
- Shade Of The Pines
- Passengers Choir
- Turn
- Avalanche
- Afternoon Wakes
- Fireman
- Rush
- Chants (Whenever There’s Time)
- Romans
- Don’t Call Me Jesus
Gesamtspielzeit: 44:00, Erscheinungsjahr: 2019
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