Anfang 2019 veröffentlichte die Andreas Diehlmann Band ihr erstes Live-Album, schlicht "Live 2019" betitelt.
Die vorliegende Platte dokumentiert ein Konzert vom 06.01.2019, das im Theaterstübchen, Kassel über die Bühne ging. Unterwegs war die Gruppe auf der Your Blues Ain’t Mine-Tour.
Den Protagonisten begleiten Bassist Volker Zeller sowie Tom Bonn (Schlagzeug).
Aufgenommen wurde der Gig von Rolf Dressler und neben eigenem Material greift das Trio auf diverse Fremdkompositionen unter anderem von Prince, Jimi Hendrix, Bob Dylan oder Peter Green zurück.
Mit über achtundsiebzig Minuten bietet die CD von der Papierform her jede Menge Musik.
Das Theaterstübchen-Publikum ist schon vor dem ersten gespielten Ton voller Vorfreude und bei "Oh Well" reitet auch der Hörer auf einer Welle der Begeisterung. Vom Original, seinerzeit ein Hit für Fleetwood Mac, wird man nicht nur von dem geschickten Gitarrenspiel eines Andreas Diehlmann, sondern auch von seiner prägnant-rauen Stimme gefangen genommen. Der Frontmann macht aus dem Klassiker – auch durch den Wah Wah-Pedal-Einsatz – sein eigenes Ding und das rockt prächtig.
Einen solchen Songs als Opener zu servieren, erweist sich als große Geste gegenüber dem Komponisten Peter Green und dreht darüber hinaus zusätzlich noch mächtig am Rad der guten Laune.
Nicht anders geht es einem bei "Come On And Get It". Bass und Schlagzeug bilden das äußerst dynamische Fundament für Andreas Diehlmanns Gitarren-Flug, der im Mittelteil besonders durch eine Mischung aus Lead- und Riff-Spannung glänzt. Einfach klasse, wie heftig der Blues gerockt wird und so vor den Lautsprechern zu einem besonderen Genuss wird.
Slow Blues ist angesagt.
"Gone" lässt die Aggregate abkühlen, aber nicht auf Kosten der Intensität, denn die wird über die gesamte Platten-Distanz hoch gehalten. Was der Bandleader an emotionalen Fantasien an das Publikum weiterreicht, ist aus dem obersten Regalbrett des Genres. So sind diverse Tracks mit längeren Spielzeiten auch Ausdruck ausgedehnter Fretboard-Fahrten aller Couleur. Das Wechselbad zwischen Heayviness und Besinnlichkeit, die durchaus unmittelbar hintereinander folgen, ist faszinierend.
Wenn das Rhythmus-Duo den Groove auspackt und Andreas Diehlmann eine verheißungsvolle Kombination aus Boogie sowie Solo-Einlagen zelebriert, dann wird das Titelstück des Albums "Your Blues Ain’t Mine" zu einer Nummer, die auch das Tanzbein nicht ruhig lässt. Toll!
Über "I Don’t Know" spannt man einen klasse Funk-Bogen, der sich im Laufe des Tracks zu einem wunderschön entspannten Alleingang ausweitet. Wow, was hat der Andreas Diehlmann so alles drauf! Chapeau!
Den Hut darf man auch vor den vorzüglich spielenden Volker Zeller und Tom Bonn ziehen.
"Rita" macht mit dem Bottleneck schnelle Runden durch das Theaterstübchen.
Dabei bilden die Zuschauer den kompetenten Publikumschor. Perfekt! Das heftig auftrumpfende "Going Down" ruft durch eine Gitarre-Bass-Diskussion Begeisterung hervor. Der Rock im 12-Takter wird verdammt groß geschrieben und so ist die Andreas Diehlmann Band ein Garant für vorzügliche Dynamik.
Welche hohe Qualität das Songwriting hat, verdeutlichen auch Nummern aus ADB. So sind die mit unterschiedlichen Blues-Genen versehenen "Hard Times" und "Opposites Attract" zwei Beispiele für Blues Rock der bevorzugten Art.
Über das amtlich rockende "Gonna Raise Hell", in dem Andreas Diehlmann auf den Saiten seines Arbeitsgerätes förmlich Karussell fährt, kommen zwei großartige Schlusspunkte. Auch wenn man "Hey Joe" über die vielen Jahre schon so oft gegrüßt hat, bringt es das Trio in der Zugabe dazu, dass man seinen Platz definitiv nicht verlässt oder der Scheibe gar eine Pause gönnt. Die Phrasierungen des Frontmannes nehmen schon ziemlich früh Fahrt auf und begeistern einfach. Nach einigen Danksagungen soliert sich Andreas Diehlmann in einen wahren Rausch der Gefühle. Hammer! "Purple Rain" schwimmt auf einer identischen Erfolgswelle aus der rockigen Rubrik.
Auf einem am 10.02.2019 bei Facebook geposteten Bild sieht man Andreas Diehlmann hinter mehreren Stapeln "Live 2019"-Alben.
Die dürften sich in einer ähnlichen Geschwindigkeit verkauft haben, wie der Musiker seine Finger über das Fretboard bewegen kann. In diesem Sinn …
Line-up Andreas Diehlmann Band:
Andreas Diehlmann (guitar, vocals)
Volker Zeller (bass, vocals)
Tom Bonn (drums)
Tracklist "Live 2019":
- Oh Well
- Come On And Get It
- Gone
- Your Blues Ain’t Mine
- All Along The Watchtower
- I Don’t Know
- Going Down
- Rita
- Hard Times
- Opposites Attract
- Head Down Low
- Gonna Raise Hell
- Hey Joe
- Purple Rain
Gesamtspielzeit: 78:34, Erscheinungsjahr: 2019
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