Es gibt ja Dinge, die gibt es gar nicht… »So my aunt pulls up one day and says… 'man, you’re gonna be really happy… your uncle is working with Elvis Presley! I’m gonna take you down to the set and maybe we get to meet Elvis!’…you know, things like that don’t happen…«…lacht Tom Petty und amüsiert sich über die surrealen Begebenheiten seiner frühen Kindheit um 1960… Stolz stellt Uncle Earl seinen Neffen vor, der wie versteinert vor dem King steht: »Elvis appeared like you know.. a vision. He didn’t look like anything I had ever seen. And I’m just.. dumbstruck…« Minuten, wahrscheinlich Sekunden nur dauert die Entführung des Halbwüchsigen durch den Außerirdischen ins sagenhafte Reich der unberechenbaren One-Two-Three-Four-Koordinaten: »I went home and it changed me. When I hit the street the next day I was trying to find some Elvis Presley records. The music just hypnotized me. And I played these records to the point my parents began to worry that something was wrong with me. I’m in about the 5th grade and I’m playing 1950s records. And it’s all I wanna talk about. Even the other kids thought it was weird…«…grinst Sunnyboy Tom und verharmlost seine Obsession: »I didn’t have the faintest dream of being a musician or anything like that. I just loved to listen to it.«
Ob der King vom sensationellen Durchbruch seines einst 10-jährigen Bewunderers noch je erfahren hat… Wer weiß… Knapp war es… Als Lehrer Elvis 'das Gebäude verließ', hatte sich Nachwuchs-Rocker Petty bereits mit Mudcrutch höchst erfolgreich an die sonnige Oberfläche von Florida’s Musikszene gegraben. Er nahm den Flieger nach LA, dann den nach London, und war ohne weitere Zwischenstopps, samt frisch gegründeten Heartbreakern aufgebrochen, um seine neue, taktisch aufregend berechnete 4/4-Mathematik den Schülern adäquater englischer Lehreinrichtungen zu vermitteln. Das famose algorithmische Konzept von "Anything That’s Rock’n’Roll" begriff man schnell und überaus begeistert. Und so startete 'dumbstruck little Tom' 1977 praktisch über Nacht seine 40 Jahre umspannende Weltkarriere. – Ein Vermächtnis, dem sich seine Familie schon 2018, ein Jahr nach dem völlig überraschenden, tragischen Verlust des großen Stars mit der Veröffentlichung von "An American Treasure" auf eindrucksvolle Weise genähert hat.
Während sich "AAT", nach Aussage von Tochter und Mitproduzentin Adria, bei der Auswahl der Stücke mehr dem Songwriter Tom Petty widmet, dem Musikfan, dem privaten, subtilen Künstler abseits phänomenaler Charterfolge, verspricht "The Best Of Everything" sowohl Petty-Kennern als auch -Entdeckern eine ultimative Hit-Zusammenstellung aus erstmalig allen Schaffensperioden und Band-Formationen des dreifachen Grammy-Gewinners – wie er sie sich selbst gewünscht hatte. Wieder sind seine engsten Vertrauten und Freunde – Mike Campbell, Benmont Tench – ihres Zeichens Heartbreaker der ersten Stunde – sowie Dana Petty, und Pettys Töchter Adria und Annakim maßgeblich an der Produktion dieser Kollektion beteiligt gewesen. »The cream of the crop« (Adria Petty) bekommt der geneigte Interessent als nagelneu remasterte Aufnahmen zu hören, darf sich neben CDs und digitaler Verfügbarkeit zusätzlich auf eine attraktive aufwendig gestaltete 4LP-Box freuen, wenn er denn Toms Meilensteine ganz Vinyl-traditionell genießen möchte. Ihm würde es sicher gefallen.
Legt man die erste der schwarzen (oder auch silbernen) Scheiben auf, fällt man tief… und das erwartungsgemäß. – "Free Falling" war Tom Pettys endgültige Eintrittskarte in den Olymp der unumstrittenen Rock-Elite. Ein Song, so einfach wie genial, der zeitlos in den Bann zieht und in seinem grandiosen hymnischen Pop-Layout das Autogramm des schwindelfreien Flug-Experten in die Geschichtsbücher schrieb. Chronologisch geht "The Best Of Everything" nicht vor. Umso spannender reist man durch Mr. Refugee’s glorreiche Ära in fulminanten Zeitsprüngen zwischen 1976 und 2016 hin und her, von "American Girl" zu "Wildflowers"… "The Last DJ"…hoch zu "Room At The Top"…zurück zu "Jammin' Me"… "Even The Losers"… "Running Down The Dream"…hin zu "American Dream Plan B"…yes yes, you name it…
Fabelhafte Überraschungsmomente erlebt der albumsichere Fan mit Fab Tom, dank dieser extravaganten Anordnung. Dem brillant mystifizierten "You Don’t Know How It Feels" folgt tatsächlich "Don’t Do Me Like That" und nicht etwa der fest eingeprägte, sanfteste Weckruf aller Zeiten "Time To Move On". Nach der exklusivsten Flugstunde aller Zeiten "Learning To Fly" erspürt man schon die Landung auf dem rasant rockenden "King’s Highway", wird aber charmant von "Here Comes My Girl" verlockt. Auch "I Need To Know" führt keineswegs zum erahnten leidenschaftlichen Hörtest von "Listen To Her Heart", sondern rollt den roten Teppich aus für "Scare Easy", einer absoluten Übernummer der Reinkarnation von Mudcrutch aus dem Jahre 2008. Wer das bestechende Rock-Handwerk des Tom Petty, musikalisch wie songwriterisch, begreifen will, kann dieses exzellente Musterbeispiel für seine Studien nutzen.
"Hungry No More" ist noch so ein klangvoller Rohdiamant, zu Tage gefördert von Toms erster und dann wiedergeborener Band mit dem erdigen Namen. Stones-Fan Petty und die Minen-Kumpels schleifen aus dem rauen Edelstein eine hörbar satte, raffiniert verschwimmende Hommage an "Gimme Shelter". Und da kommt man ins Grübeln, noch eher ins Wühlen… Mudcrutchs psychedelisch schimmerndes Jam-Juwel "Crystal River" und das unfassbar schöne "Beautiful Blue" erklären ausdrucksvoll die enorm gewachsene soundspezifische Bandbreite des Heartland Rockers und gehören eigentlich unbedingt auf diese Platten gepresst. Ganz zu schweigen von… herrjeh, "Lover Of The Bayou"! Was Petty sich hier von den verehrten Byrds klaut und zu seinem vollkommen eigenen, messerscharf ausgearbeiteten, stilistisch unverkennbaren Saiten-Gebilde auftürmt, wird vom Meister und den ’schmutzigen' Helfern derart donnernd auf den Tisch gehaun, dass man ehrfürchtig erstarrt in der Ecke liegt, mit dem bekannten Kieferproblem. Die Sternstunde der 'Bayou Lovers' sei an dieser Stelle also ebenso wärmstens empfohlen.
Indes bleiben Mudcrutch auf "The Best Of Everything" leider unterrepräsentiert und erhalten nicht wirklich die ihnen gebührende Anerkennung.
Es ist schon schade, dass die ambitionierte 'cream of the crop'-Idee ihrem hohen Anspruch rundum nicht ganz gerecht werden kann. Petty-Insider werden sicher "Swingin'" vermissen, natürlich "Anything That’s Rock’n’Roll", vielleicht auch "Change Of Heart", "Yer So Bad" oder "Face In The Crowd", die anerkannten Fan-Lieblinge und Klassiker des imposanten blonden Repertoires. Oder handelt es sich hier doch um einen clever servierten Appetizer, der die Enthusiasten nur durch die Eingangstür des großen "T"-Werks bittet und auf den einzig wahren Weg führen will? Den der detaillierten Wertschätzung des gesamten Back-Katalogs unseres fiebrigen Vollmond-Rebells… Das könnte funktionieren. Immerhin reihen sich Tom Pettys 'übrige' Hits 38-fach eigenwillig aneinander, äußerst unterhaltsam und verblüffend zugleich. Ein permanentes Wow kompromissloser, authentischer Glanzsongs des Ausnahmemusikers zieht sich durch diese bemerkenswerte Bestandsaufnahme. Authentisch, wie "For Real" – das unerhörte, letzte und einzig bisher unveröffentlichte Stück auf "The Best Of Everything", das Tom so entwaffnend echt und aufrichtig verkörpert, dass man ihm, unter gefühlten Stichen in der Herzgegend, nichts mehr hinzuzufügen hat.
»I didn’t do it for no magazine…
didn’t do it for no video…
never did it for no.. CEO…
Might have done it for my sanity…
maybe done it for my vanity…
could be I did it for my.. big ego…
But I did it for real… would have done it for free…
I did it for me… cause it was all that rang true…
I did it for real… and I did it for you…«
Liest man die nüchternen Fakten einschlägiger Informationsquellen, sieht das Kreuz neben seinem Namen, die unwirklichen Zahlen in Ergänzung zu seinem Geburtsjahr, so verweigert sich der Verstand noch immer dieser Realität.
Mach’s gut Tom… Das hast du immer, und gelungen ist dir das Beste… the best of everything…
Line-up Tom Petty And The Heartbreakers:
Tom Petty (vocals, rhythm guitar)
Mike Campbell (lead guitar, vocals)
Benmont Tench (keyboards, organ, piano, backing vocals)
Ron Blair (bass guitar)
Howie Epstein (bass guitar, background vocals)
Scott Thurston (acoustic guitar, electric guitar, background vocals)
Stan Lynch (drums)
Steve Ferrone (drums)
Jeff Lynne (bass, guitars, vocals)
Phil Jones (drums)
Stevie Nicks (vocals on "Stop Draggin' My Heart Around")
Die Mudcrutch-Besetzung:
Tom Petty (vocals, rhythm guitar)
Mike Campbell (lead guitar, vocals)
Benmont Tench (keyboards, vocals)
Tom Leadon (rhythm guitar, vocals)
Randall Marsh (drums, vocals)
Tracklist The Best Of Everything:
CD 1
- Free Fallin' – Tom Petty
- Mary Jane’s Last Dance – Tom Petty And The Heartbreakers
- You Wreck Me – Tom Petty
- I Won’t Back Down – Tom Petty
- Saving Grace – Tom Petty
- You Don’t Know How It Feels – Tom Petty
- Don’t Do Me Like That – Tom Petty And The Heartbreakers
- Listen To Her Heart – Tom Petty And The Heartbreakers
- Breakdown – Tom Petty And The Heartbreakers
- Walls (Circus) – Tom Petty And The Heartbreakers
- The Waiting – Tom Petty And The Heartbreakers
- Don’t Come Around Here No More – Tom Petty And The Heartbreakers
- Southern Accents – Tom Petty And The Heartbreakers
- Angel Dream (No. 2) – Tom Petty And The Heartbreakers
- Dreamville – Tom Petty And The Heartbreakers
- I Should Have Known It – Tom Petty And The Heartbreakers
- Refugee – Tom Petty And The Heartbreakers
- American Girl – Tom Petty And The Heartbreakers
- The Best Of Everything (Alternate Version) – Tom Petty And The Heartbreakers
CD 2
- Wildflowers – Tom Petty
- Learning To Fly – Tom Petty And The Heartbreakers
- Here Comes My Girl – Tom Petty And The Heartbreakers
- The Last DJ – Tom Petty And The Heartbreakers
- I Need To Know – Tom Petty And The Heartbreakers
- Scare Easy – Mudcrutch
- You Got Lucky – Tom Petty And The Heartbreakers
- Runnin' Down A Dream – Tom Petty
- American Dream Plan B – Tom Petty And The Heartbreakers
- Stop Draggin' My Heart Around (featuring Stevie Nicks) – Tom Petty And The Heartbreakers
- Trailer – Mudcrutch
- Into The Great Wide Open – Tom Petty And The Heartbreakers
- Room At The Top – Tom Petty And The Heartbreakers
- Square One – Tom Petty
- Jammin' Me – Tom Petty And The Heartbreakers
- Even The Losers – Tom Petty And The Heartbreakers
- Hungry No More – Mudcrutch
- I Forgive It All – Mudcrutch
- For Real – Tom Petty And The Heartbreakers
Gesamtspielzeit: 146:00, Erscheinungsjahr: 2019
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