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Howlin' Stone/Sugar Boy And The Sinners – Konzertbericht, 22.02.2019, Zaal Thijssen, Deurne-Vlierden (NL)

Für dieses Konzert stellte der Verein Keeping The Blues Alive.nl etwas ganz Besonderes auf die Beine.
Unter der Überschrift 'Blues Alive Reunion' gelang es den Organisatoren die Gruppe Howlin' Stone für einen einmaligen Gig auf die Bühne im Zaal Thijssen zu stellen.
Am 17. Dezember 2016 gab die Formation um den Frontmann Tom Janssen ihren letzten Auftritt bekannt. 2014 war Howlin' Stone Teil der Dutch Blues Challenge. Anfang 2015 brachte die Gruppe "Slow Blues In A" auf den Markt und 2016 folgte "Oh Death".
Mit den Rhythm Bombs war eine weitere Reunion-Band geplant, aber die musste ihren Auftritt aus privaten Umständen leiden absagen.
Dafür verpflichtete man Sugar Boy And The Sinners (kein Reunion), die RockTimes bereits 2013 beim Blues in Zyfflich erlebte.
Damals noch ohne Album, debütierte das Quartett 2014 mit "All You Can Eat!".

Sugar Boy And The Sinners traten nicht nur in Europa (Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien) auf, sondern gastierten bereits auch in Amerika. Erfolgreiche Teilnahmen an diversen Blues Challenges – unter anderem im Semifinale der International Blues Challenge in Memphis – erhielten die Musiker der Combo nationale Awards und als beste Band wurden sie 2013 gekürt.

Howlin' Stone beim Keeping The Blues Alive.nl

Howlin' Stone beim Keeping The Blues Alive.nl

Mensch, bei diesem Doppel-Konzert war vielleicht was los.
Howlin' Stone bevölkerte die großräumige Bühne zeitweise mit sechs Musikern. Dabei war Thimo Geijzen wohl der Multiinstrumentalist des gesamten Abends, denn er spielte Gitarre, zupfte für einige Lieder den Bass, war der Mann am Piano und obendrauf spielte er für einen Song noch Percussion.
Mit Blick auf das Line-up sind Tom Janssen, Thimo Geijzen und Sjaak Korsten The Ragtime Rumours mit Nicki van der Schuren am Bass.
Ganz nach dem Geschmack des zahlreich erschienenen Publikums legte die Combo mit einem mächtig groovenden "Come Home" los. Willem Veldman, ansonsten an der Blues-Harp zu hören, spielte hier Schlagzeug und so rockte es beim von Sean Costello geschrieben "How In The Devil" amtlich weiter. Thimo Geijzen hatte den Tieftöner geschultert und wechselte dann zur halbakustischen Gitarre. Jules van Bussel übernahm den Bass und beim vorzüglichen Slow Blues spielte Thimo Geijzen dann Piano. Welch ein Luxus, wenn gleich drei Gitarristen aktiv waren. Daan Geerlings servierte hochklassige Soli. Als ein Highlight bei diesem überzeugenden, sehr unterhaltsamen Gig kristallisierte sich das Stück "Help Me" in der John Mayall-Auslage heraus. Super!

Tom Janssen (lead vocals, guitar, slide guitar)

Tom Janssen (lead vocals, guitar, slide guitar)

Bei "Jelly Roll" ließ es die Band wunderschön swingen. In vielen ruhigeren Phasen innerhalb der Nummern stellte man immer wieder verschiedene Solo-Musiker prominent in den Vordergrund. Ganz besonders galt das für "Love Breaks You Down", denn hier war es – ohne Tom JanssenDaan Geerlings, der die Lead Vocals übernahm und einen Alleingang hinlegte, den man definitiv nicht so schnell vergessen wird. Chapeau, Daan!
Howlin' Stone präsentierte sich vielseitig. So unternahm man eine gelungenen Jump & Jive-Ausflug und Tom Waits' "Way Down In The Hole" begleitete Sjaak Korsten stimmungsvoll mit den Paukenschlägeln. Toll!

Tom Janssen schnappte sich eine andere, fein gestylte Gitarre und nicht nur durch seinen Bottleneck-Einsatz ging der Blues-Trip in eine Juke Joint am Mississippi. Dynamik-Variationen waren das Sprachrohr und eine ganz spezielle Atmosphäre kreierte man bei "St. James Infirmary", das von den Zuschauern schon bei der Ansage mit Beifall empfangen wurde. Die instrumentale Zurückhaltung gab den gitarristischen Blues-Licks eine besondere Bühne. Es war andächtig und das Publikum applaudierte nicht bei den Alleingängen – man konnte die berühmte Stecknadel hören – sondern um so mehr, als die letzten Töne des Tracks verhallt waren.
Wie sehr dieser tolle Auftritt von der Spontanität lebte, zeigte sich unter anderem in der ersten Zugabe, als in "I Put A Spell On You" noch kurz ausdiskutiert wurde, wer das Gitarren-Solo übernehmen sollte. Mit Bass- sowie Drum-Solo garnierte die vor Spielfreude sprühenden Howlin' Stone dann noch "Shake You Money Maker". Diese Reunion hatte sich echt gelohnt. Blues der Güteklasse A. Hats off, Howlin' Stone!

Line-up Howlin' Stone:

Tom Janssen (lead vocals, guitar, slide guitar)
Daan Geerlings (guitar, lead vocals, backing vocals)
Thimo Geijzen (guitar, bass, piano, percussion)
Willem Veldman (harmonica, drums)
Sjaak Korsten (drums)
Jules van Bussel (bass)

Sugar Boy And The Sinners beim Keeping The Blues Alive.nl

Sugar Boy And The Sinners beim Keeping The Blues Alive.nl

Nach einer kurzen Umbaupause enterten Sugar Boy And The Sinners die Bühne.
Während des Konzerts spielte das Quartett seine ganz Routine aus. Seit 2011 ist man schließlich, wie auf der Website zu lesen ist, professionell auf Tour. Die Combo war folglich, im positiven Sinn, perfekt eingespielt. Der agile Frontmann Boy Vielvoye unterstützte zeitweise mit seiner Körpersprache genau die Anzahl von Beats, die zum Beispiel noch vom Schlagzeuger Frankie Duindam zu erwarten waren. Trotz der großen Blues-Kunst agierten die spontanen Handlungen aus der zweiten Reihe.
Groovender Jive und Latin-Flair prägten den Beginn. Ein herrlich entspanntes Harp-Solo, fein in Szene gesetzt mit einem Fahrradlampen-Mikrofon, brachte "No More Dogging" in Schwung und Sugar Boy And The Sinners ließen während des Auftritts auch den jazzigen Swing nicht aus. Wobei Boy Vielvoye betonte, dass ihre Musik nur ein Prozent diese Spielart beinhalte. Gerade deswegen kam dieser stilistische Ausflug gut an.
Bei "If I Had Money", einem Slow Blues aus dem Album "All You Can Eat" konnte die Formation überzeugen und es war der Gitarrist Ronnie Guérin, der durch sein Fingerspitzengefühl auf dem Fretboard tief-emotionale Signale sendete.

Boy Vielvoye (vocals, harmonica)

Boy Vielvoye (vocals, harmonica)

Rock’n’Roll mit einem ordentlichen Drive sowie ein Rumba-bluesiges "She Tricked Me", bei dem nach einem Handbremsen-Einstieg dann die Post richtig ab ging, würzten den Gig.
Die Funk-Rubrik bedienten Sugar Boy And The Sinners durch einen weiteren Song vom bereits erwähnten Album. Dabei bestellte die Band gleich eine "Third Round Of Gin". Auf dem Silbertablett servierte man einen weiteren Song mit Rock’n’Roll-Fütterung und hier trommelte der Schlagzeuger Frankie Duindam ein gigantisches Solo. Über ihn hörte man von vielen Seiten, er sei einer der besten – wenn nicht der beste – Drummer der Niederlande.
The Sinnes zogen sich in den rechten Teil der Bühne zurück und überließen Boy Vielvoye für ein langes, intensives Solo das Spielfeld. Von einem prächtigen Train-Rhythmus geprägt, endete sein Alleingang am Ende im Blues-Bahnhof. Klasse!
Schließlich ließ die Formation auf ihre ganz spezielle Art und Weise den Boogie hochleben. Das Ende versah man dann mit einer gewissen Vehemenz.
Nach einigen Absprachen gab es noch eine bemerkenswerte Session mit Howlin' Stone, ergänzt durch Sugar Boy And The Sinnes-Gitarrist Ronnie Guérin sowie deren Drummer Frankie Duindam. Nicht nur vier Sechssaiter und zwei Schlagzeuger sorgten für überschwängliche Stimmung bei dieser Jam-Session. Der "Double Trouble"-Slow Blues, mit rauchiger Stimme von Tom Janssen gesungen und durch viele instrumentale Highlights – unter anderem einem Thimo Geijzen-Pianosolo – bereichert, war das Highlight schlecht hin.
Danach enterte Boy Vielvoye die Bühne und gab dem letzten Lied mit seinem Gesang sowie seiner Harmonica eine persönliche Färbung.
Diese Jam-Session krönte ein Doppel-Konzert, bei dem es viel zu bewundern gab. Howlin' Stones sehr gelungene Reunion für diesen einen Gig wird in besonderer Erinnerung bleiben.
Vom Verein Keeping The Blues Alive.nl werden für den 17. März 2019 der Italiener Dany Franchi und als Support die Jose Luis Pardo Band angekündigt.
RockTimes bedankt sich bei Martin und Theo von Keeping The Blues Alive.nl für den Platz auf der Gästeliste.

Line-up Sugar Boy And The Sinners:

Boy Vielvoye (vocals, harmonica)
Ronnie Guérin (guitar)
Vinnie Guérin (double bass)
Frankie Duindam (drums)

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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