
Ja, sowas soll es auch noch geben. Die Ursprünge der finnischen Combo Stone Blue Electric liegen tatsächlich in einer Garage-Band bzw. einem Garage-Duo. Aus purem Spaß am Musikmachen zockten gemäß Bandinfo der Schlagzeuger Sami Osala sowie der Sänger Patrik Eriksson in der Garage des Erstgenannten, um eigene Songs zu schreiben und einfach mal die Sau raus zu lassen. Nachdem sich die neuen Tracks überraschend schnell anhäuften, wurden sehr bald der Lead-Gitarrist Jussi Turunen sowie der Bassist Jaakko Jakku gekidnappt und die Band Stone Blue Electric war geboren. Erste Demos wurden aufgenommen und jede Bühne geentert, die nicht schnell genug auf den Bäumen war. Im September 2018 war das Quartett auch erstmalig in Deutschland auf Tour. Davor und danach standen die Arbeiten an dem mir nun vorliegenden Debüt "Speaking Volumes" an, das gleich mal mit zehn Tracks punkten möchte.
Die Skandinavier legen hier moderne Rockmusik vor, die sich jedoch keinem angesagten Trend anschließt, sondern sich vielmehr auf der Höhe der Zeit befindet und dabei deutliche Einflüsse der siebziger Jahre verarbeitet. »Oh nein, nicht schon wieder eine dieser Retro-Kapellen!« höre ich jetzt schon wieder einige schimpfen, was ich auch nur zu gut verstehen kann. Damit würde man Stone Blue Electric allerdings Unrecht tun, denn der hier aufgefahrene Sound klingt durchaus frisch, spritzig und mit jeder Menge Enthusiasmus versehen. Beispielsweise wird bei dem knackigen Rocker "Hey Sue" das Rad natürlich nicht neu erfunden, aber dennoch umgehend die Fußwippe des Hörers in Bewegung versetzt. Der sehr eingängige Refrain tut dann sein Übriges dazu, hinter diesen Track ein dickes Ausrufezeichen zu setzen.
So richtig Alarm (ohne dabei die Grenze zum Hard Rock zu überschreiten) macht jedoch bereits der Opener "Generation Snowflake" mit einem starken Gitarren-Riff, einem abwechslungsreichen Arrangement und fetzigem Gesang. So kann es weitergehen! Und das tut es, wenn auch nicht immer so überzeugend wie bei der Eröffnungsnummer. Dennoch ist das Niveau hoch und das Songwriting gut. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann dass mir ein paar der Gesangslinien nicht wirklich wie Öl runtergehen, was aber reine Geschmackssache sein mag. Auf jeden Fall bringt das Quartett jede Menge Power aufs Parkett, was in der Rockmusik ja schon mal nicht unbedingt die schlechteste Idee ist. Und Tracks wie "Generation Snowflake", "Hey Sue", "Every Picture Tells A Story" und auch "Those Everlasting Lies" überzeugen dann doch mit wehenden Fahnen.
Etwas (!) ruhiger geht es bei "Ants In Your Pants" sowie "Hallelujah" zu, ohne auch hier auf eine gehörige Dosis Rock’n’Roll zu verzichten. Für den letzten Song "Month Of June" wurde dann sogar noch ein Streicherquartett aufgefahren. Begonnen wird aber mit einer Akustischen, über die Patrik Eriksson seine Gesangslinien legt. Nach und nach steigen auch die anderen Instrumente ein und die Nummer entwickelt sich zu einer dramatischen Ballade, die einen überaus gelungenen Abschluss von "Speaking Volumes" darstellt.
Zum Anchecken empfehle ich die bereits im Review genannten Tracks, von denen es mir "Generation Snowflake" sowie "Hey Sue" besonders angetan haben. Glückwunsch zu einem durchaus gelungenen Debüt!
Line-up Stone Blue Electric:
Patrik Eriksson (lead vocals)
Jussi Turunen (guitars, background vocals)
Jaakko Jakku (bass, background vocals)
Sami Osala (drums & percussion, background vocals)
With the Month Of June String Quartet:
Maarit Holkko (viola)
Iida Sinivalo (cello)
Mervi Myllyoja (violin)
Manna Lahti (violin)
Tracklist "Speaking Volumes":
- Generation Snowflake
- Gydiar
- I S’pose It’s A Shame
- Every Picture Tells A Story
- Ants In Your Pants
- Screaming At The Disco
- Hey Sue
- Hallelujah
- Those Everlasting Lies
- Month Of June
Gesamtspielzeit: 41:05, Erscheinungsjahr: 2019
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