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Phela / Wegweiser – CD-Review

Raphaela Beer aka Phela bringt nach dem Debüt "Seite 24" (2015) mit "Wegweiser" ihre zweite Platte auf den Markt.
Phela lernte Geige und setzte sie zunächst im klassischen Bereich ein. Auf der vorliegenden Platte spielt sie ebenfalls Keyboards und selbstredend singt die deutsche Künstlerin auch. Sie ist im wahrsten Sinn des Wortes Künstlerin, denn neben der Musik widmet sie sich darüber hinaus der Malerei.
Crystal Ocean Shore war ihre erste Band. Mit ihr veröffentlichte die Musikerin 2011 und 2012 zwei Alben.
Auf Tour ging sie bereits mit Philipp Poisel, Alin Coen, auch als Gastsänger auf dem Album zu hören, sowie Cäthe.
Darüber hinaus ist Moritz Krämer in "Verräter" zu hören.
Phela sagt zum Album: »Mit "Wegweiser" habe ich mich von allen Erwartungen losgelöst und auf die Suche nach meinem eigenen Sound gemacht. Es ist wie eine zweite Geburt für mich gewesen. Jetzt fühlt sich alles richtig, erwachsener, selbstbestimmter an. […]« Außerdem: »Mir ging es nicht um Perfektion, sondern um Emotionen, um den Moment.«
Wie im Booklet steht, wurden die elf Momente auf Teneriffa, in Berlin und zu Hause eingefangen. Zum Abschluss der Scheibe gibt es "Peter Pan" als einen Live-Mitschnitt vom Open Flair 2017.

Die großen Gefühle werden nicht nur in den Texten widergespiegelt. Die Emotionen finden ein famose Fortsetzung im anziehenden Gesang der Protagonistin und in einer Musik, die sich aus vielen bunten Mosaiksteinen organisch zusammenfügt. Grundlage der fantastisch in Szene gesetzten Songs ist ein ganz starkes Songwriting. Die Lieder wurden von Phela, auch gemeinsam mit Robert Laupert, dem instrumentalen Tausendsassa der Platte, oder Moritz Krämer ("Verräter") komponiert.
Wirft man einen Blick auf die Vielzahl der eingesetzten Instrumente, darf der Hörer mit Genuss feststellen, dass alle Lieder eine wunderschöne Einheit bilden. Hier ist nichts zu viel, kein Ton zu wenig. Die Kraft des Komponierens reicht so weit, dass man sich quasi ohne Anstrengung vorstellen kann, die anregenden Tracks auch in minimaler Besetzung auf sich wirken zu lassen.

Aus dieser Perspektive betrachtet, darf man auf "Peter Pan" hinweisen, denn dieses Stück gibt es am Plattenende auch als Live-Mitschnitt.
Beide Versionen haben ihren verwegenen Charme. Aus meiner Sicht reflektiert einerseits die erste Ausgabe auf der Scheibe einen luftig-schwebenden Charakter des fliegenden Kindes, das nie erwachsen wird. Andererseits ist im Schlusslied die Intensität die Quelle der Melancholie. Vielleicht auch die Winzigkeit eines seidenen Fadens, an dem alles hängt, oder eben nicht.
Ein besonderer Song ist "Reset". Ein groovendes Stück, das sich durch dynamische Schwankungen bemerkbar macht, Liebe von vielen Seiten beleuchtet und Halt bietet. Toll!

Nicht nur für diese Nummern gibt es die Repeattaste am Player.
Von Phelas Stimme kann man irgendwie gar nicht genug bekommen.
Der Titelsong "Wegweiser" ist die hohe, filigrane Kunst, die von Klavier sowie elektrischer Gitarre bis an den Horizont getragen wird. Sinnlichkeit umgesetzt in einem spartanischen Arrangement, in das man den Hörer sozusagen gefangen nimmt, ihn auf einem Pfad der Melancholie die Hand reicht und nicht mehr los lässt. Wunderbar!
Im Gegensatz dazu zeigen Phela & Co. in "Unser Lied" auf eine andere Art Wirkung. Es ist schon beeindruckend, wie auch in diesem Song die E-Gitarre auf ihre eher zurückhaltende Weise Fantasien zulässt. Großartig kommt der Phela-Gesang rüber, eingebettet in herrliche Backing Vocals.

Auf "Wegweiser" gibt es natürlich auch Flottes.
"Groß" kommt mit einer wohl dosierten Dynamik daher. Das Schlagzeug spornt das Tempo an und so ganz nebenbei sprüht diese Nummer vor Fröhlichkeit.
Bei "Zuhause" fühlt man sich stante pede geborgen. Cello und akustische Gitarre paaren sich zu heimeligen Empfindungen und "Mama" ist das vertonte Klavier-/Geige-Opus einer neuen Rolle, in der sich die Künstlerin befindet.
Ganz unabhängig von den im Booklet abgedruckten Texten zeigt Phelas "Wegweiser" aus meiner Sicht auf eine ganz bemerkenswerte Weise in Richtung eindeutige Kaufempfehlung.


Line-up Phela:

Phela (vocals, keyboards, violin, programming)
Moritz Brümmer (cello – #1,6,9,12, backings – #12)
Dirk Menger (cello – #3, piano – #10)
Òmar Gudjònsson (acoustic guitar – #1,8, electric guitar – #5,6,8-11, bass – #8-10, synthesizer – #9, backings – #5)
Tobias Siebert (guitars – #7, glockenspiel – #7, percussion – #7, programming – #7)
Thomas Harsem (keyboards – #1, bass – #6, acoustic guitar – #6,10, backings – #5)
Robert Laupert (bass – #1-5, electric guitar – #2,4, synthesizer – #2, programming – #1,3,4,6,8,10, drums – #5, percussion – #5,8,9, backings – #1,5,7)
Tommy Baldu (drums – #1,5,6,8-10, percussion – #1,5,6,8-10, backings – #5)
Dave Mette (drums – #2,4, percussion – #2,4)
Jonathan Reiter (drums – #7)
Roman Goly (drums – #12)
Alin Coen (vocals – #5)
Moritz Krämer (vocals – #9)

Tracklist "Wegweiser":

  1. Zuhause
  2. Peter Pan
  3. Mama
  4. Reset
  5. Unser Lied (feat. Alpin Coen)
  6. Meine Familie
  7. Groß
  8. Pour Me Porter
  9. Verräter (feat. Moritz Krämer)
  10. Eins
  11. Wegweiser
  12. Peter Pan (Live vom Open Flair 2017)

Gesamtspielzeit: 49:05, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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