Erst seit dem Jahr 2016 gibt es die im dänischen Aarhus beheimatete Band Nicotine Nerves, die von dem Gitarristen, Sänger und Songwriter Rasmus Rankenberg sowie dem Schlagzeuger Frederik Nielsen gegründet wurde. Auf weitere Bandmitglieder oder Instrumente wurde ganz bewusst verzichtet und bereits etwa zwölf Monate später erschien eine erste (gleichnamige) EP. Nachdem das Duo dann erstmal so viele Live-Auftritte wie möglich abspult hatte, ging es dann 2018 ins Studio, um das Debütalbum "1995" einzuhämmern.
Einzuhämmern? Ja genau, denn was Rankenberg und Nielsen hier in knapp 38 Minuten aufs Band genagelt haben, ist fetziger Garage Rock mit deutlichen Spuren, die die Grunge-Musik der neunziger Jahre hinterlassen hat. Wobei sich der Albumtitel dieses Erstlings übrigens nicht auf einen zu dieser Zeit hoch im Kurs stehenden Musik-Stil bezieht, vielmehr wurden die beiden Musiker in eben jenem Jahr geboren. So geht es hier zumeist brachial geradeaus, verliert sich hin und wieder ("Absurd") aber auch mal in schleppenden Grooves.
Die Band wollte nach eigener Aussage ganz bewusst »…etwas Altes machen…«, sprich, an den Sound der Neunziger erinnern und diesen zelebrieren. Für meine Ohren hört sich die Platte zeitlich fortschreitend allerdings ein Stück zu eindimensional an, was unter anderem an dem (sicherlich ganz bewusst so produzierten) zu dumpfen Sound liegt, darüber hinaus kann mich der Gesang nicht wirklich hinter dem Ofen hervor locken. Stücke wie etwa "Ocean" bewegen sich sehr nah an der Schwelle zum Punk Rock (was ja durchaus okay ist!), können aber dennoch kaum für eine willkommene Abwechslung sorgen.
Zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, nämlich mitten während der Aufnahmen zu diesem Album, stieg Frederik Nielsen jedoch aus und verließ die Band. Der neue Mann hinter der Schießbude ist seitdem Lauge Kjaerulf, der die restlichen beiden Nummern für "1995" einspielte.
Die beiden bzw. drei Dänen haben sicher ihren ganz eigenen Weg gewählt, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Was ihnen zweifelsfrei zusteht, selbst wenn sie damit die Emotionen des Verfassers dieser Zeilen nicht wirklich erreichen. Die Genre-Freunde des Grunge (mehr) und Garage Rock (weniger) sollten auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren, beim Rezensenten wird die Scheibe allerdings ziemlich sicher nicht in seiner Favoriten-Liste des aktuellen Jahres auftauchen. Auf die Gründe bin ich ja bereits weiter oben eingegangen, was aber niemanden davon abhalten soll, Nicotine Nerves selbst mal anzuchecken. Und live auf der Bühne sollen die Jungs scheinbar ebenfalls so richtig Feuer unter dem Dach machen.
Line-up Nicotine Nerves:
Rasmus Rankenberg (guitars, vocals)
Frederik Nielsen (drums)
Lauge Kjaerulf (drums – #3,5)
Tracklist "1995":
- Headache
- Alive
- Absurd
- Is That So Bad?
- Smile
- Ocean
- Solitude
- Never Stop
- Weariness
- Los Angeles
Gesamtspielzeit: 37:56, Erscheinungsjahr: 2019
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