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Reflector / Turn – CD-Review

Reflector - Turn

Reflector aus Graz scheinen das Licht so gut zu reflektieren, dass ich sie nicht gesehen habe. Dabei sollen sie in Österreich Legendenstatus haben und auch Wikipedia.de kennt sie …
Seit seiner Gründung 1997 als Duo (Andreas Heller und David Reumüller) haben die beiden einige Tonträger veröffentlicht. Neben mehrfacher Beteilung an Splits (vorwiegend auf Vinyl) und EPs gibt es auch Alben: "Reflector" (2000), "Phantoms" (2006), "Pass" (2009) und "The Heritage" (2012).

Danach war es erst einmal ruhig und es kam zu einer Veränderung: Martin Plass (manchen bekannt von The Striggles) stieß zu ihnen. Doch zum nächsten musikalischen Lebenszeichen sollte es noch dauern … bis 2019. Als Trio wurde nun "Turn" eingespielt. Mag sein, dass sich der Titel auf diese 'Wende' bezieht – oder doch nur einfach auf die Eieruhr, die das Skelett auf dem Cover in der Hand hält – oder beides … wichtig ist die Musik, die darin steckt.

Ganz grob lässt sich "Turn" in die Sludge-Ecke packen, doch da stecken noch mehr Einflüsse drin. Es ist noisig, aber nicht zu extrem, gleichzeitig rockig – und meistens instrumental. Ich finde es ganz angenehm, dass nicht völlig auf eine Stimme verzichtet wird, diese lockert das Songmaterial auf.
Wobei die kantigen Riffs dominieren, diese sind brachial gespielt, jedoch nicht so 'matschig' wie der Begriff Sludge assoziieren lässt, sondern recht sauber. Also nicht knietief im Dreck oder Staub versunken, sondern eher etwas distanzierter, was der Sache etwas Modernes, fast schon maschinell Erscheinendes verleiht. Das wird verstärkt durch eine gewisse (beabsichtigte) Monotonie und leichte Kälte im Klang, anders als bei einigen Sludgern, bei denen der Sound sumpfig-warm wirkt. Dies ist die noisige Seite von Reflector, die sich damit von Doomern, die in düsteren Riffs baden oder vom Wüstengefühl vieler Stoner-Bands unterscheiden, obwohl diese Elemente irgendwie auch vorkommen. Aber auf eigene Weise …

Nicht abgrundtief, dennoch gnadenlos walzt "Turn" aus den Boxen, eine unaufhaltsame, präzise ausgerichtete Maschine. Diese ist mit einer Legierung versehen, die zwar vorwiegend aus Metal(l) besteht, doch auch Hardcore, Noise und Rock beinhaltet. Das Endprodukt ist hart und massiv, jedoch auf gewisse Weise auch flexibel, passt sich verschiedenen Strukturen an. "Turn" ist brutal, wenn gewünscht, dann wieder industriell-mechanisch arbeitend mit sich wiederholenden Klangbildern. Wenn die Stimme einsetzt, dann scheint der Maschinist in das Werk einzugreifen.

Dieser offenbart gegen Ende unerwartete Vorlieben. Der letzte Track ist nämlich eine finstere Coverversion von "If You Go Away", das beispielsweise schon von Dusty Springfield, Frank Sinatra oder Neil Diamond aufgenommen wurde. Im Original handelt es sich um ein Chanson von 1959 des Belgiers Jacques Brel mit dem Titel "Ne me quitte pas". Rod McKuen übersetzte den Song ins Englische. Das ist nicht unbedingt ein Lied, das auf einer Metal- oder Sludge-Scheibe zu erwarten wäre – was Reflector daraus machen, finde ich aber gut gelungen und gibt "Turn" einen interessanten Schluss-Akzent.


Line-Up Reflector:

Andreas Heller (guitar)
Martin Plass (bass, vocals)
David Reumüller (drums)

Tracklist "Turn":

  1. Turning
  2. Grim Reaper
  3. Islands II
  4. Bar
  5. Leave The Rave
  6. Down The Drain
  7. If You Go Away

Gesamtspielzeit: 43:56, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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Mail: andrea(at)rocktimes.de

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