Dass der im englischen Leicester geborene John Illsley als Bassist und Gründungsmitglied sehr großen Einfluss auf den Sound der 1995 aufgelösten Dire Straits hatte, wurde bereits mehrfach – unter anderem von meinem Kollegen Joe in seinem Review zu Testing The Water – beschrieben. Im Anschluss zu der genannten Scheibe kam ebenfalls 2014 noch eine Live-Scheibe ("Live In London"), bevor mit "Long Shadows" zwei Jahre danach die nächste Studioproduktion auf den Markt gebracht wurde. Nun ist der Mann mit den vier dicken Saiten (der auf diesem neuen Werk auch die Akustik-Gitarre übernommen hat) also mit "Coming Up For Air" zurück und vom ersten Eindruck her scheint sich nicht sehr viel an seinem Gesamtsound geändert zu haben.
Relaxt, allerdings auch sehr gefällig schaukelt sich "Old Amsterdam" (wie in den Grachten) aus den Boxen der Anlage, während Illsley noch einmal über einen Besuch mit seiner damaligen Band in der niederländischen Hauptstadt sinniert. Der Protagonist ist vom Tonumfang her zwar kein Zauberkünstler, aber er hat eine dunklere, rauchige Stimme, der man gerne zuhört. Außerdem ist er ein guter Erzähler, der seine Lyrics unaufgeregt zu den entspannten, poprockigen (und ja, die beste Referenz sind nach wie vor die Dire Straits) vorträgt. Leider liegt genau darin aber auch die Gefahr, dass der Gesang den Hörer mit fortlaufender Spielzeit aufgrund einer gewissen Gleichförmigkeit etwas verliert. Sehr hilfreich und gut eingesetzt kommen deshalb die Background Vocals von (den Töchtern?) Dee Dee und Jess Illsley sowie Hannah Robinson.
Diese sieben Tracks sind alle sehr routiniert komponiert und sauber eingespielt (super ist unter anderem Robbie McIntosh an der Gitarre) und werden die Fans und Liebhaber von Illsleys bereits mehrfach erwähnter früherer Band glücklich machen. Aber selbst wenn ich die bereits erwähnte gute Arbeit respektiere, so fließen diese sieben Tracks doch recht belanglos an mir vorbei, ohne mich wirklich weder emotional, noch musikalisch zu berühren. Meine persönlichen Highlights sind "Old Amsterdam", "When Things Go Right" sowie "Picking Up The Pieces", wenn auch alle Stücke über ein professionelles Level verfügen und keines davon qualitativ erwähnenswert abfällt. Aber vielleicht fehlt eben genau das, ein paar Höhen und Tiefen oder hier und da mal eine unerwartete Wendung in den Songs.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich (nicht) streiten, weshalb ich unbedingt empfehle, die drei weiter oben genannten Tracks einmal anzuchecken. Erschreckend empfinde ich dagegen die Gesamtspielzeit, die es gerade mal so schafft, über die 32-Minuten-Grenze zu kommen. Okay, selbst vom Promoter wird die Scheibe dann als :»…Mini-Album…« bezeichnet und mehr braucht man dazu auch nicht mehr zu sagen. "Coming Up For Air" kann man jederzeit und zu jeder Gelegenheit in die Anlage werfen und eine coole, melodiöse halbe Stunde damit verbringen. Das ist clever gespielter Pop/Rock der zwar wenig riskiert, dafür aber auch wenig anbrennen lässt. Das Album wird seine Zielgruppe hervorragend bedienen.
Line-up John Illsley:
John Illsley (acoustic guitars, bass, lead vocals)
Scott McKeon (electric guitars – #1,3,5,6)
Robbie McIntosh (electric-, slide- & gut string guitars – #2,4,7)
Steve Smith (keyboards, background vocals – #7)
Guy Fletcher (keyboards)
Stuart Ross (drums)
Jody Linscott (percussion)
Hannah Robinson (percussion – #2,5,7, background vocals – #1-7)
Dee Dee Illsley (background vocals – #1,2,4,5)
Jess Illsley (background vocals – #2,3,5,6)
Tracklist "Coming Up For Air":
- Old Amsterdam
- Double Time
- Coming Up For Air
- So It Goes
- When Things Go Right
- Wild One
- Picking Up The Pieces
Gesamtspielzeit: 32:04, Erscheinungsjahr: 2019
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