Um gleich mal mit der Tür ins Haus zu fallen, wundert es mich bereits seit langer Zeit nicht mehr, dass der deutsche Musiker, Songwriter und Sänger Markus Rill sowohl national als auch international mit schöner Regelmäßigkeit Preise in Songwriting-Challenges abräumt. Die auf seinem neuen Album "Songland" versammelten 15 neuen Tracks unterstreichen nämlich erneut die Sonderstellung des in Frankfurt Geborenen auf diesem Gebiet. Hinzu kommt neben den großartigen Songs auch noch großer Variationsreichtum und nicht zu vergessen das exakt richtige Feeling für diese Art (Roots Rock, Singer/Songwriter amerikanischer Prägung) von Musik. Nach den letzten beiden sehr starken Werken Dream Anyway (2016) sowie – dem letztjährigen Getting Into Trouble – 20 Years Of Gunslinging nun also ein neues Kapitel, das mit knapp 56 Minuten Spielzeit aufwartet.
Bezüglich der Tracks scheinen hier und da immer wieder mal Referenzen zu einigen von Rills Einflüssen durch, so beispielsweise bei "Saddle Up & Ride" (Steve Earle) oder auch "Inside The Wheel" (Guy Clark), was allerdings immer nur zu Beginn der Tracks aufflackert, bevor der Protagonist das Ruder herum reißt und den jeweiligen Song zu seinem ganz eigenen macht. Eine hervorragende Idee war es, die texanische Sängerin Elizabeth Lee für dieses Album gewinnen zu können, was sich nicht nur bei dem souligen (fast schon gospeligen) "Fearless" unbedingt auszahlt. Auch bei weiteren Tracks wie stellvertretend "A Love So Strong", "The Thing With Love" oder "Saddle Up & Ride" veredelt Miss Lee die jeweilige Nummer. Markus Rills musikalischer '1.Offizier' auf "Songland" ist ganz klar Maik Garthe, der unter anderem "A Girl That’s Gone" mit seiner sehr starken Slide-Gitarre veredelt, darüber hinaus aber auch noch an der Dobro und neben weiteren Saiten-Instrumenten am Banjo aktiv ist. An den Tasten ist auf dieser Scheibe Ecki Hüdepohl vertreten, den wir euch bereits bezüglich seiner Band It’s Me vorstellen durften, am Bass agiert erneut der Langzeit-Troublemaker Chris Reiss und am Schlagzeug der ebenfalls schon seit Jahren zugehörige Leonardo von Papp.
Bereits das eröffnende "Saddle Up & Ride" geht umgehend ins Ohr und nistet sich spätestens durch den genialen Refrain im Langzeitgedächtnis des Hörers ein. Feine Pianoarbeit von Hüdepohl eröffnet und begleitet "The Thing With Love", das nachdenklich und verhaltener beginnt, sich dann aber in einem hammergeilen Refrain entlädt. Rill ist aber nicht nur ein sehr guter Komponist, sondern dazu auch ein klasse Lyrizist. Als Beispiele seien hier nur mal das (musikalisch super umgesetzte) "Swampland Of The Mind" (über das Kuriosum, wenn die Ur-Instinkte plötzlich das rationale Denken eines Menschen ausschalten und das Ruder übernehmen) sowie "Conscience County Jail" über unser aller besten Kumpel, das Gewissen, das einen trotz gelegentlicher Verdrängungs-Taktiken nie so wirklich in Ruhe lassen will. Als echter Hit der Scheibe erweist sich "Inside The Wheel", zu dem auch bereits ein Video-Clip existiert.
Nach hinten raus glänzt noch mal ein Dreier-Pack: "Mistake Like Me" ist von einem starken Desert- bzw. Wüstenfeeling geprägt, verfügt über eine dichte Atmosphäre und gefällt unter anderem durch die wabernde Orgel. Bei "Broken Man" kommt erneut Garthes tolle Slide ins Spiel, die auf diese traurige Geschichte sogar noch ein zusätzliches Stück Emotion oben drauf packt. Auf jeden einzelnen Track von "Songland" einzugehen würde den Rahmen dieses Reviews sprengen, versichert sei aber, dass es keinen einzigen Ausfall unter diesen 15 Nummern gibt. Das abschließende "The Great Mystery" kommt mit der Akustischen, feinem Piano, einem Upright Bass sowie zurückhaltender Slide zu Markus Rills nachdenklichem Text über die großen Fragen des Lebens. Wie auch auf allen anderen Stücken mit sehr starkem, sehr emotionalem Gesang versehen.
Am Rande des Markus Rill/Maik Garthe-Konzerts kürzlich in Mandy’s Lounge (Homburg) kam unter anderem auch das Thema Laufzeiten von Alben zur Rede und der Protagonist ließ im Gespräch erklärend fallen, dass er eigentlich (wie der Rezensent) ebenfalls kein Freund von zu langen Gesamtspielzeiten sei, dass er bei "Songland" aber schlicht und ergreifend keinen der 15 Tracks weglassen konnte. Und jetzt weiß auch der Verfasser dieser Zeilen, warum dem so war. Man kann nur den Hut vor diesem Mann ziehen, der seit über zwanzig Jahren qualitativ hochwertige Alben abliefert und dessen Kreativität noch lange nicht zu versiegen scheint.
Bärenstark und ein dicker TIPP!
Line-up Markus Rill & The Troublemakers:
Markus Rill (acoustic & electric guitars, harmonica, lead vocals)
Chris Reiss (electric & upright bass)
Maik Garthe (electric-, slide-, 12-string- & baritone guitars, Dobro, 6-string banjo, vocals)
Ecki Hüdepohl (piano, e-piano, organ, accordion, harmonium)
Leonardo von Papp (drums & percussion)
With:
Volker Bahmer (tambourine)
Rabii Hanoune (guembri – #4)
Elizabeth Lee (vocals)
Robert Oberbeck (vocals)
Tracklist "Songland":
- Saddle Up & Ride
- Inside The Wheel
- The Thing With Love
- Swampland Of The Mind
- Length Of Rope
- Fearless
- Emily
- A Girl That’s Gone
- Conscience County Jail
- A Love So Strong
- Words Of Apology
- Old Man Now
- Mistake Like Me
- Broken Man
- The Great Mystery
Gesamtspielzeit: 55:49, Erscheinungsjahr: 2019
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