Wäre der 1956 in Hilversum geborene Ad Vanderveen wirklich Hank Williams gewesen, dann lebte er gar nicht mehr, starb Hank doch bereits 1953 im Alter von neunundzwanzig Jahren. Insofern mag eine Reinkarnation zutreffen, eine Wiedergeburt drei Jahre später voraussetzend. Und so gesehen, ist Hank Williams mittlerweile in seinem zweiten Leben bereits zwei- oder dreiundsechzig Jahre alt geworden.
Vanderveen hat zwischenzeitlich bestimmt schon über zwanzig Platten veröffentlicht. Im Laufe der Zeit wurde er als 'der niederländische Neil Young' bezeichnet, weil sein Stil und seine Stimme oft an den kanadischen Kollegen erinnerten. Doch darüber hinaus hat Ad stets sein eigenes Ziel verfolgt, und so stellt auch die neue Platte schließlich etwas sehr Eigenständiges dar.
Relativ spartanisch instrumentiert, im Vordergrund stehen Ad und seine Akustikgitarre, ist der Ausdruck der bis auf einen Titel selbstgeschriebenen doch relativ kraftvoll. Dafür sorgen unter anderem auch die Streicherarrangements und der gelegentliche Einsatz der Posaune. Der dritte Song ist ein ganz besonderer, denn auf "Live And Give It All" sind es die Mutter an der Kirchenorgel und der Vater am Piano, die ihren Sohn begleiten. Allerdings nicht live, sondern eine Aufnahme aus dem Jahre 1971 von Eric van den Brink wurde dazu gemixt und lässt die Nummer wie von ganz früher klingen.
Nun, dennoch bleibt es nicht ungehört – gleich vom Start weg – dass Vanderveen nun einmal eine große stimmliche Ähnlichkeit zu Neil Young aufweist. Kommt es dann jedoch zum Titelsong, dann meint man einen Hauch frühen Bob Dylan zu spüren, 'just the man and his guitar'. Gut, dass im Booklet alle Texte abgedruckt sind, denn so kann man die Aussagen des Künstlers nachvollziehen und kritischen, nachdenklichen oder einfachen poetischen Ausführungen folgen und sich gedanklich fallen lassen. Und wenn dann solche wunderschönen Arrangements mit der Posaune und dem Streicherarrangement auf die Akustikgitarre und den wehmütigen Gesang des Protagonisten treffen, dann wird es mit dem melancholischen Text zu "Catch A Falling Leaf" ganz schön tiefgängig und ergreifend, hier kann man sich wohlfühlen und fallen lassen.
Aber auch die E-Gitarre wird einmal hervorgeholt, zum Beispiel für "Heavy Heart", und dann klingt es spätestens zusammen mit Mundharmonika wieder ein wenig nach Neil. Aber wenn man den ohnehin mag, dann muss man bei einem solchen Lied zwangsläufig auf diesen Zug des Wohlgefallens aufspringen. Mithin ist Ad nicht jemand, der Neil einfach nur kopiert, wenngleich er wahrscheinlich einen Neil Young-Cover-Band-Abend locker gestalten könnte. Schließlich sind jene Songs in der Überzahl, die eine individuelle Seite vorstellen, zum Beispiel, wenn sich der Musiker ein wenig im Genre des Bluegrass' bewegt, das schöne "Home On High" zeugt davon.
Die einzige Fremdkomposition, "Song Of The Wind", mit einem Text von Leo Witteman, ist eine Improvisation mit dem gesprochenem Text und einem Dulcimer als Begleitung. Nun, zurück zu Hank Williams. Von dem ist natürlich so gar keine Spur zu finden auf der Platte, und Ad zweifelt das auch letztlich an:»Who there could say it is or ain’t true, that I was Hank Williams and everyone knew.«
Nachfolgend erscheint als elfter, nicht in der Tracklist aufgeführter Song ein Bonus – oder wie er auch immer heißen mag. Ad verwandelt ihn mit Gitarren- und Keyboards/Piano-Begleitung zu einem weiteren spartanischen Kleinod voller Schönheit im Ausdruck, sehr romantisch, melancholisch, zum Träumen anregend, gut viereinhalb Minuten lang, und erneut mit einem frühen Hauch Dylan ausgestattet.
Line-up Ad Vanderveen:
Ad Vanderveen (vocal, string instruments, keyboards, harmonica)
Frans Cornelissen (trombone, string arrangements, machinery)
Kersten de Ligny (harmony vocals)
Pete Fisher (bass)
Wiet Helweg (hammered dulcimer improvisation – #10)
Sietske van der Ploeg (church organ – #3)
Roel van der Veen (piano – #3)
Tracklist "I Was Hank Williams":
- Sublime Indifference
- Something Ongoing
- Live And Give It All
- I Was Hank Williams
- Catch A Falling Leaf
- Heavy Heart
- Where Does Love Belong
- Home On High
- Song From The Wise Man’s Cage
- Song Of The Wind
- Bonus Track
Gesamtspielzeit: 41:29, Erscheinungsjahr: 2018
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