«

»

Reverend Freakchild / Road Dog Dharma – CD-Review

Da flattert einem ein Album von Reverend Freakchild auf den Schreibtisch. Das Päckchen kam aus Amerika und ganz so unbekannt ist dieser Künstler nicht, denn 2015 hatte ihn RockTimes anlässlich Hillbilly Zen-Punk Blues unter die Lupe genommen.
Am Ende der Rezension hieß es: »[…] Wer mit Country Blues und psychedelisch-robusten Arrangements keine Probleme hat, darf hier ohne Bedenken zugreifen.«

Das Sammelsurium aus sechsundzwanzig Titeln bringt es immerhin auf eine Gesamtspielzeit von annähernd achtundsiebzig Minuten. Respekt!
Bei den Zeiten der Songs ist so ziemlich alles vertreten. Die Spanne reicht von schlappen fünfundzwanzig Sekunden ("Just Lay Your Hands on the Radio!") bis zu beachtlichen über sieben Minuten für "Roadtrance – Live in Concert @ the Cutting Room".
Reverend Freakchild bedient sich auch bei anderen Künstlern/Bands. So finden wir in der Tracklist "Call Me the Breeze – Live on Air @ WTJU" von J.J. Cale , "Tomorrow Never Knows" (The Beatles) oder ZZ Tops "Jesus Just Left Chicago – Live on Air @ WWOZ". Nicht alle Titel bieten Musik. Viele Stücke sind Interview-Schnipsel. Diese eingestreuten Nummern teilen sich die Tracklist hälftig mit den Songs. Bei der J.J. Cale-Kompositon und dem ZZ Top-Lied handelt es sich um Radio-Aufnahmen.

Konzentrieren wir uns folglich auf die in der Liederliste des Digipaks fett gedruckten Nummern.
"Roadtrance" ist da der Kick-off des Song-Reigens. Reverend Freakchild slidet die Steel-Gitarre und zu Beginn erzählt er etwas über den Hintergrund der Komposition. Wenn es dann losgeht, schwappen einem so etwas wie Klang-Kollagen entgegen. In Begleitung von Gitarrist Hugh Pool sowie Schlagzeuger Chris Parker entwickelt sich diese Nummer zu einem freakigen Blues-Erlebnis mit psychedelischen Wah Wah-Pedal-Ausläufern. Funk-Intensität ist Trumpf. Dieses Lied fordert den Hörer in seinen Vorstellungen vom Zwölftakter. Wer aufgeschlossen durch das Genre spaziert, wird seinen Spaß an "Roadtrance" haben.

Kontrast ist angesagt. "Dial It In!" zeigt sozusagen die andere Seite des Protagonisten, wenn er alleine agiert und zur Gitarren-Begleitung Mundharmonika spielt. Dieses Stück ist vom hin und her zwischen Slide sowie Fingerpicking interessant.
Wie die vorherige Nummer ist auch "Call Me The Breeze" ein live im Radio gespieltes Stück. Unterstützung bekommt der Protagonist durch Gitarrist Patrick Coman, allerdings hält sich das als »[…] different version […]« angekündigte Lied innerhalb eng gezogener Grenzen der Begeisterung.
"Inferno Avenue" rockt den Blues in sehr ansprechender Weise und das Bottleneck wird wohl nie so richtig an die Seite gelegt. Hier rockt der 12-Takter amtlich und dafür bekommt Reverend Freakchild ein Fleißkärtchen gereicht.
Nach dem das Country durchpflügende "All Across America"  serviert man uns den Track "Dial It In!" in einem Remix. Lasziver Gesang und gute Backing Vocals fallen hier auf. Diese Bearbeitung des Stücks ist okay.

Tja, jetzt steht das ZZ Top-Lied auf dem Prüfstand. Abermals ist Reverend Freakchild solo unterwegs und hier liegt wohl der Mehrwert seiner Auslegung des Tracks, denn der Musiker liefert quasi die Juke Joint-Ausgabe ab. Gut gemacht!
Die Song-Kombination "White Freightliner Blues/Tomorrow Never Comes", dessen erster Teil von Townes Van Zandt stammt, macht in von Reverend Freakchild auch gepfiffenem Country-Blues mit feiner Lap Steel und den The Beatles-Song ins Country-Metier zu verpflanzen, ist dann der besondere Kick des Tracks.
"Rollin' & Tumblin'" knüpft dann wieder an die Juke Joint-Tür und das finale "The Finish Line" bildet den balladesken Schluss der Platte.

Bei "Road Dog Dharma" pendelt sich der Daumen so etwas über der neun Uhr-Marke ein.


Line-up Reverend Freakchild:

Reverend Freakchild (vocals, steel guitar, guitar, harmonica)
Hugh Pool (guitar – #3,7,11,15,21,24, lap steel – #15, bass – #21, harmonica – #19,21, backing vocals – #21,24)
Chris Parker (drums – #3,7,11,15,21,24)
Patrick Coman (vocals, – #5, guitar – #5)
Drew Glackin (lap steel guitar – #9)
Ritchie Robinson (bass – #9)
Patrick Carmichael (drums – #9)
Tim Kia (bass – #11)
Hazel Miller (backing vocals – #11)
Majordilemma (backing vocals – #15)
Double Shot Jimmy (harmonica, – #17, vocals – #17)
Nolan Kemp (drum – #17, percussion – #17)
McGogoDeluxe (backing vocals – #17)
John Ragusa (backing vocals – 24)
Steve Sirockin (organ – #26)

Tracklist "Road Dog Dharma":

  1. Sacred Trip [tuning in…] (0:47)
  2. Tangled up in Blues with Cornel @ WNCD (2:06)
  3. Roadtrance – Live in Concert @ the Cutting Room (7:13)
  4. Dial It In! (Solo Acoustic) – Live on Air @ WBJB (2:31)
  5. Call Me the Breeze – Live on Air @ WTJU (4:21)
  6. Live on Air with Richard Winham @ WUTC (2:38)
  7. Inferno Avenue (4:16)
  8. Carolina Meditation Mixdown @ WNCW (1:10)
  9. All Across America (4:22)
  10. Live on Air with Wildman Steve (4:28)
  11. Dial It In! [Road Dog Dharma Remix] (3:17)
  12. Jesus Just Left Chicago – Live on Air @ WWOZ (4:59)
  13. Just Lay Your Hands on the Radio! (0:25)
  14. Howlin' the Blues with the Blueshound @ KPFT (3:17)
  15. White Freightliner Blues/Tomorrow Never Knows (4:31)
  16. Reverend Freakchild Day with Don O. @ KNON (1:18)
  17. You Gotta Move Live on Air @ KGNU (3:40)
  18. Talking Buddha & the Blues with Margot on the Colorado Sound (2:38)
  19. Rollin' & Tumblin' (2:35)
  20. Please Stand By with Sleepy John @ KPIG (2:45)
  21. Hippie Bluesman Blues [Alt. Country Remix] (2:46)
  22. Auspicious Coincidences with Inessa (1:04)
  23. Live on Air @ KPOV Centerstage (0:42)
  24. Keep On Trucking (4:06)
  25. Live on Air @ KDHX with Ron Edwards (1:27)
  26. The Finish Line (4:08)

Gesamtspielzeit: 77:28, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>