Sad Planets ist die neue Band des Black Keys Drummers Patrick Carney und John Petkovic, der Bands wie Cobra Verde, Sweet Apple, Guided By Voices und Death Of Samantha in der Vita stehen hat. Allesamt Truppen aus der nordöstlichen Ohio-Ecke Akron und Cleveland.
Die beiden Protagonisten stammen aus Akron, der Stadt, die in ihrer Hoch-Zeit wegen der Reifenindustrie boomte. Aber auch musikalisch hat diese Gegend Ohios schon immer gepunktet. Seien es Namen die man seit den Siebzigern, kennt wie Chrissie Hynde, Tin Huey und Deva, oder eben die eingangs erwähnten. Und dass das nahe Cleveland ebenfalls rockt, besang Ian Hunter bereits vor über 40 Jahren.
Interessant ist aber, dass die beiden Musiker aus unterschiedlichen Genres kommen. Carney aus dem Blues Rock und bei Petkovic sind es Rock, Punk, Indie, Alternative und LoFi. Eine hochmelodische Spur Indie Rock erleben wir gleich beim Opener "Just Landed". Typischer Genre-Gitarrensound färbt die Nummer und verströmt eine erste Spur Psychedelic. Am Sechssaiter ist bei diesem Song übrigens J Mascis von Dinosour Jr. zu hören. "Not Of This World" zeigt dann eine anständige Spur Byrds. Das kommt sehr gut.
Eine Stärke der Platte ist die Vielfalt, die sich zum einen darin zeigt, dass neben rockigen Gitarrenparts mit dem typischen Sechziger-Jahre-Flair, auch modernere Synthesizer-Arbeit einfließt. Melodiöse Gesangparts, -Hooks und –Melodien sorgen dafür, dass überwiegend der poppige Bereich bedient wird. Allerdings ist es der Pop-Bereich, der hart an die Grenze zum Rock stößt. Selbst nannten es die beiden Musiker anfangs Psychedelic Trash.
Allerdings dürfte das nicht ganz ernst gemeint gewesen sein und wohl eher ein erster Gedanke bei der Auswahl und der Bearbeitung der Stücke. Diese klingen nämlich allesamt wohldurchdacht und glänzen immer wieder mit gekonnten Passagen. Wenn das Wort Trash irgendeinen Bezug haben soll, dann vielleicht der, dass in einer Mülltonne viel verschiedenes Zeug liegt. Sachen, die nichts miteinander zu tun haben, aber im gleichen Gefäß gesammelt werden.
Das kommt mir mit der Musik ähnlich vor. So als wüssten die beiden Akteure noch nicht zu hundert Prozent, welchen musikalischen Weg sie zukünftig gehen wollen. So als ob sie ausloten, was alles geht und machbar ist. Und da stehen viele Wege offen. Der Indie-Mantel ist zwar allgegenwärtig. Hat aber viele Taschen, von denen ich meine Hände bzw. Ohren an liebsten in die stecken möchte, in denen Nummern wie "Not Of This World", "(Falling Into The Arms Of A) Refugee" oder "Disappearing" zu finden sind. Dieser leichte Psychedelic-Touch kommt einfach gut. Oder das starke "Just Landed", das etwas von den späten, radiotauglichen Manics hat.
Das Album ist kurzweilig, was nichts mit der recht knapp bemessenen Spielzeit zu hat. Man kann es einfach laufen lassen und es verlangt wenig Konzentration vom Hörer. Dafür hat es auch keine nervenden Momente. Schön austariert ist es und ein leichter Begleiter bei was auch immer.
Aufmerksamen Lesern mag aufgefallen sein, dass es eine Verbindung zwischen der eingangs erwähnten Band Tin Huey und Patricks Nachnamen Carney geben könnte. Und in der Tat ist Patrick der Neffe des 2017 verstorbenen Musikers Ralph Carney der bei Tin Huey das Gebläse bediente. What happens in Akron stays in Akron …
Line-up Sad Planets:
Patrick Carney (synthesizers, organ, electric piano, drums, bass, glockenspiel, percussion)
John Petkovic (vocals, electric and acoustic guitars, synthesizer,melodica, percussion)
Additional musicians:
Steve Clements (drums – #2,3,5,6,7,9, slide bass – #4, synthesizer – #5, piano – #8, percussion – #3)
Jeff France (bass – #5, guitar – #5)
Tucker Theodore Haendler (guitar – #5)
J Mascis (guitar – #1)
Michael Seifert (bass – #1,2,3,6,9, piano – #6)
Tracklist "Akron, Ohio":
- Just Landed
- Not Of This World
- Yesterday Girls
- City Ghosts
- Bad Cells
- Want You To Want You
- (Falling Into The Arms Of A) Refugee
- Long Goodbye
- Heaven’s Devils
- Disappearing
Gesamtspielzeit: 35:37, Erscheinungsjahr: 2019
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