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Kai Strauss & The Electric Blues All Stars / Live In Concert – CD-Review

Am Albumtitel unschwer zu erkennen, dokumentiert das gleich als Doppeldecker veröffentlichte Album Live-Mitschnitte. Konzertausschnitte aus der Blues Garage, Isernhagen, der Manege in Ratingen und dem Musiktheater Piano, Dortmund wurden in insgesamt vierzehn Songs zusammengefasst.
Kai Strauss, ein Fixstern am Blues-Firmament, spielte in der Vergangenheit bei Memo Gonzalez und steht seit einigen Jahren auf eigenen Beinen.
So ist er nicht nur mit seiner Band The Electric Blues All Stars aktiv, sondern widmet sich auch der Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen anderen nationalen sowie internationalen Bluesern oder tourt als Special Guest.

Über die beiden CDs verteilt sind Nico Dreier, Mo Fuhrhop sowie Horst Bergmeyer für die schwarzen und weißen Tasten zuständig. Als Gäste hören wir in einigen Tracks Jimmy Reiter beziehungsweise den niederländischen Gitarristen Richard van Bergen.
Im Wesentlichen greift man bei der Songauswahl auf Eigenkompositionen zurück. Dazu zählen nicht nur Kai Strauss-Lieder, sondern auch Nummern, die zum Beispiel Alex Lex oder im Verbund mit dem Bandleader von Kevin DuVernay geschrieben wurden. Fein ausgewählte Coversongs stammen unter anderem von Willie Dixon, Tommie Harris, Albert King oder 'Snooky' Pryor.

Schon beim Eröffnungsstück, einer Komposition von Schlagzeuger Alex Lex, nehmen Kai Strauss & The Electric All Stars die gute Laune des Hörers in Beschlag.
Im Stil der Windy City setzt die Combo in "Gotta Let You Go" ein erstes großes Ausrufezeichen. Beeindruckend spielt Nico Dreier das Piano und Kai Strauss' Gesang geht konform mit dem Blues-Ableger. Thomas Feldmann setzt eine hinreißende Harp-Duftmarke, die vom Publikum mit begeistertem Szenenapplaus honoriert wird. Wow, welch ein Opener!
Kontrast ist angesagt. Zumindest, was das Blues-Tempo betrifft. Trotz des Titels "Highway Blues" ist verlangsamte Geschwindigkeit angesagt und hier poliert man den Zwölftakter auf Hochglanz. Jetzt ist Nico Dreier am Zug, denn er serviert uns ein ausdrucksstarkes Solo, das zeitlich auch noch herrlich ausladend ist. Diese Nummer mit ihren tollen Energie-Schwankungen ist ein Highlight des Doppeldeckers.

Der Blues rollt durch die verkehrsberuhigte Zone.
Verfeinert mit nuancenreicher Kai Strauss-Seelensprache, dezenter Bandbegleitung und einer Spielzeit von fast neun Minuten ist "Hard Life" der Slow Blues zum Niederknien. Kai Strauss ist in Höchstform, lässt sozusagen all seinen Gefühlen freien Lauf und das Publikum feiert mit. Dieser Coversong trägt eindeutig das Label des Frontmannes. Bei aller Begeisterung für den Gitarristen sollte man allerdings auch auf das Saxofon von Thomas Feltmann achten.
Der hatte bereits in der soul-funkigen Nummer "Did You Wrong" seinen Spotlight-Auftritt am Holzblasinstrument und bei dem vor Rock’n’Roll-Stimmung strotzenden "Get The Ball Rolling" mischt er das Stück prächtig auf.
"Ain’t Gonna Rumble No More" nimmt den Funk mit ins Boot und an dieser Stelle ist es angebracht, Kai Strauss' großartig gefülltes Füllhorn an Blues-Fantasien zu loben. Was er an Riffs und Soli aufruft, kommt in jeder Phase der beiden Scheiben beim Hörer bestens an.

Was "Hard Life" für die erste Scheibe ist, spiegelt sich auf der zweiten Platte in "Put That Bottle Down". Na ja, das Spiegelbild ist allerdings nicht identisch mit dem vorherigen Slow Blues. Variantenreich anders setzt man "Put That Bottle Down" in die langsam ausgelegte Tat um.
Fantastisch legt man den Willie Dixon-Track "Let Me Love You Baby" aus. Diese Nummer groovt verdammt gut und Mo Fuhrhop gibt hier seine vom Feinsten gestaltete Tasten-Visitenkarte ab. Toll! Kai Strauss soliert herrlich rockend und lange. Bei vier Titeln, unter anderm dem gerade genannten, ist Jimmy Reiter als Rhythmusgitarrist mit von der Partie. Entspannt rockt man "Got To Be Some Changes Made" und bei "I Ain’t Buying It" verpackt die Combo den Blues in einem schönen Shuffle-Geschenkpapier. Thomas Feldmann lässt feinste Zutaten in das Lied fließen und Nico Dreier füllt seine Spielwiese mit viel Fantasie.
Die Schlussphase der Konzert-Dokumentation bildet ein Instrumental, in dem man sich vor den Größen Ronnie Earl sowie Earl Hooker verneigt. Große Gefühle werden offenbart und dabei geht dem Hörer ein letztes Mal das Herz auf.

Ziehen bei "Live In Concert" Blues-Wolken auf? Fehlanzeige! Bei diesen beiden Platten ist der Zwölftakter-Himmel strahlend blau. Von vorne bis hinten ein Genuss.


Line-up Kai Strauss & The Electric Blues All Stars:

Kai Strauss (vocals, guitars)
Kevin DuVernay (bass)
Alex Lex (drums)
Thomas Feldmann (harmonica, saxophone)
Nico Dreier (organ – CD1 – #5,6, piano – CD1 – #1,2,5-7, CD2 – #2,6,7)
Mo Fuhrhop (organ – CD2 – #1,3-5, piano – CD1 – #4)
Horst Bergmeyer (organ – CD1 – #1,3, CD2 – #2)

Special Guests:
Jimmy Reiter (rhythm guitar – CD2 – #1,3-5)
Richard van Bergen (rhythm guitar – CD1 – #4)

Tracklist "Live In Concert":

CD 1:

  1. Gotta Let You Go (6:10)
  2. Highway Blues (7:04)
  3. Ain’t Gonna Ramble No More (4:31)
  4. Judgment Day (6:26)
  5. Did You Wrong (5:24)
  6. Hard Life (8:28)
  7. Get The Ball Rolling (4:19)

CD 2:

  1. The Blues Is Handmade (6:49)
  2. This Game Ain’t Worth Playing No More (4:27)
  3. Let Me Love You Baby (6:30)
  4. Put The Bottle Down (5:13)
  5. Got To Be Some Changes Made (4:56)
  6. I Ain’t Buying It (6:02)
  7. Shades Of Earl [Tribute To Ronnie Earl And Earl Hooker] (9:35)

Gesamtspielzeit: 42:22 (CD 1), 43:32 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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