Wenn man von dem Musiker Jorma Kaukonen spricht, kommt man natürlich nicht daran vorbei, auch seine ehemaligen Bands Jefferson Airplane sowie Hot Tuna zu erwähnen. Voll durchgestartet war der Gitarrist und Sänger in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre mit der erstgenannten Band, die – vor allem in den USA, teilweise aber auch weltweit – mehrere Hits aufweisen und große Erfolge verbuchen konnte. Noch während dieser Ära (bevor sich die Jeffersons 1972 auflösten) gründete er zusammen mit seinem Band-Kumpel Jack Casady die Band Hot Tuna, bei der er zunächst vor allem mit der akustischen statt der elektrischen Gitarre agierte. Anfangs waren hier auch mal Paul Kantner und danach Marty Balin mit am Start, was sich aber alles bereits wieder verflüchtigt hatte, bevor 1970 das gleichnamige Debüt erschien. Als auch Hot Tuna 1978 nach einem Schwanengesang am Ende war, konzentrierte sich Kaukonen auf seine Solokarriere, für die er Jahre zuvor mit "Quah" (1974) bereits einen ersten Schritt unternommen hatte und dann 1979 mit "Jorma" nachlegte.
Im Folgejahr war Kaukonen auch auf den deutschen Bühnen unterwegs und wurde vom WDR-Rockpalast-Team für ein Konzert eingeladen. Dieses fand am 29. November 1980 in der Kleinen Westfalenhalle in Dortmund statt und zur Verstärkung hatte er sich den Schlagzeuger John Stench sowie (entgegen anders verbreiteter Meldungen) den Bassisten Denny DeGorio mitgebracht. Zwei Dinge fallen bereits direkt zu Beginn der Show ins Auge und ins Ohr. Visuell bleibt man erstmal an dem von Kaukonen getragen T-shirt mit der großen Aufschrift 'Impeach Reagan' (in etwa 'Entmachtet Reagan' oder 'Reagan wg. Amtsvergehen anklagen') hängen, womit er ein deutliches politisches Statement setzte. Bezüglich des Sounds muss man leider eine Ausnahme von der Regel der ansonsten sehr ordentlichen Rockpalast-Produktionen feststellen, da dieser dieses mal wirklich unter der Norm liegt. Die Gitarre des Protagonisten klingt matschig, der Bass viel zu laut und dafür die Drums viel zu leise. Im Verlauf des Gigs wurde daran zwar noch ein bisschen 'repariert', dennoch konnte der üblich gute Rockpalast-Standard zu keiner Zeit erreicht werden.
Jorma Kaukonen & Vital Parts brachten an diesem Abend Songs der Soloalben (zwei von "Jorma" sowie vier von dem im darauf folgenden Jahr erscheinenden "Barbeque King"), ein paar Standards sowie mit "Death Don’t Have No Mercy", "Keep Your Lamps Trimmed And Burning" und "Walkin' Blues" auch drei Stücke aus der Zeit mit Hot Tuna. Doch selbst wenn diese gut neunzig Minuten sehr kurzweilig vergehen, so fehlen doch die echten Highlights, Höhen und Tiefen sowie der Abwechslungsreichtum. Letzten Endes viel zu gleichförmig spielt Kaukonen seinen Stiefel mit der stark verzerrten Gitarre runter und erschwerend hinzu kommt, dass sein Gesang zwar okay bis gut, aber auch nicht gerade ein Schwergewicht seiner Garde ist. Tracks wie etwa "Junkies On Angel Dust", "To Hate Is To Stay Young" oder speziell die Hot Tuna-Nummern haben für sich genommen zwar durchaus Klasse, gehen im Gesamtkontext durch die bereits genannten Kritikpunkte jedoch irgendwie im Einheitsbrei unter.
Das Trio hatte neben kürzeren Stücken ("Running With The Fast Crowd" mit 3:02- oder "To Hate Is To Stay Young" mit 3:31 Minuten) viele mittellange bis hin zu dem Spitzenreiter "Valley Of Tears" mit 12:32 Minuten auch echte Longplayer im Angebot. Es wurde also durchaus auch mal gejammt, während aber (auch bedingt durch das Trio-Format) ebenfalls keine wirklichen Höhenflüge zu verzeichnen sind. Aus den genannten Gründen qualitativ eher eine Ausnahme in der Rockpalast-Reihe, wird dieses Produkt dann auch preislich günstiger angeboten.
Bereits wenige Jahre später kam es dann zur Reunion von Hot Tuna (die bis heute auf den US-amerikanischen Bühnen unterwegs sind) und sogar noch einer von Jefferson Airplane, die mit dem gleichnamigen Album und einer Tour, beide 1989, jedoch kurz und einzigartig blieb.
"Live At Rockpalast 1980" von Jorma Kaukonen & Vital Parts ist keinesfalls ein schlechtes Konzert, bleibt allerdings aus den bereits genannten Gründen doch etwas hinter den Erwartungen zurück.
Line-up Jorma Kaukonen & Vital Parts:
Jorma Kaukonen (guitars, lead vocals)
Denny DeGorio (bass, background vocals)
John Stench (drums)
Tracklist "Live At Rockpalast 1980):
- Money Money
- Keep Your Lamps Trimmed And Burning
- Milk Cow Blues
- To Hate Is To Stay Young
- Running With The Fast Crowd
- Barbeque King
- Wake Up Dead Man
- Jelly Raw Blues
- Junkies On Angel Dust
- Death Don’t Have No Mercy
- Walkin' Blues
- Valley Of Tears
- Straight Ahead
Die Tracklist der DVD ist identisch mit CD 1 & 2.
Gesamtspielzeit: 42:35 (CD 1), 45:10 (CD 2), 91:00 (DVD)
Neueste Kommentare