Nicht nur das Verhältnis zwischen dem kalifornischen Label Cleopatra Records und Nik Turner scheint ganz hervorragend zu funktionieren, auch hat der Engländer seit einigen Jahren Musiker gefunden, mit denen er konstant zusammenarbeitet. Dabei handelt es sich um das Gerüst bzw. Umfeld der Band Hedersleben, die ja auch bereits einige gute Alben unter eigenem Namen veröffentlicht hat. Diese Arbeitsgemeinschaft ist nun bereits seit etwa sechs Jahren (begonnen mit dem Album Space Gypsy, 2013) aktiv und auch auf dem brandneuen "The Final Frontier" hat sich bezüglich der Protagonisten und der Vorgängerplatte Life In Space (fast) nichts geändert. Grundsätzlich schon mal sehr gute Voraussetzungen für ein weiteres erfolgreiches Kapitel und Turner hat auch hier wieder seine ehemaligen Hawkwind-Kollegen Paul Rudolph (als Gast auf einem Track) sowie Simon House mit an Bord.
Also Vorhang auf, Licht aus und mitten hinein in ein weiteres Space Rock-Abenteuer, um die 'Letzte Grenze' auszuloten bzw. zu überschreiten. Nach einer scheinbaren Fanfare vor dem Start des Raumschiffs führt uns bereits "Out Of Control" in die tiefen Weiten des Weltraums. Unterlegt mit einem soliden Rock-Rhythmus, jedoch begleitet von den jazzigen Saxofon-Läufen Turners und psychedelischen Keyboard-Klängen, wird der Hörer sehr schnell in eine ganz eigene Atmosphäre eingebettet, der er sich kaum entziehen kann. Ein Highlight der Scheibe ist "Interstellar Aliens", das es ganz fantastisch versteht, eine tiefe Melancholie, das Gefühl einer unglaublichen Leere und Weite, das Fremde, Unbekannte, die eigene Entfremdung sowie das mystische und absurde, ja fast schon gespenstische Gefühl einzufangen, das einen Menschen da oben im All sehr wahrscheinlich befallen wird. Wunderschön hier auch die Solo-Ausflüge von Simon House auf seiner Violine.
Die Tempi der Stücke variieren zwar nicht großartig und keiner der Tracks geht über das Midtempo hinaus, was jedoch nur zu der fast schon greifbaren dichten Atmosphäre beiträgt. Man kann sich wunderbar in eine Trance oder einen Tagtraum fallen lassen, während der durchaus vorhandene Abwechslungsreichtum der Scheibe durch den recht sparsamen Gesang und die Soloinstrumente eingebracht wird. Besonders im Rampenlicht stehen hier der bereits erwähnte Simon House, selbstverständlich Nik Turner selbst, Nicky Garrett an der Gitarre und auch die Keyboards (Kephera Moon, Chris Lietz sowie Jürgen Engler, der auch produziert hat) liefern einen ganz hervorragenden Job ab. Die Scheibe ist mindestens genauso stark wie "Space Gypsy" oder auch "Lost In Space" und momentan ist sie sogar mein bevorzugtes Turner-Album. Wo sie sich letztendlich in meinem (oder auch jedermanns) persönlichen Ranking platzieren wird, wird sich wie immer erst in der Zukunft zeigen.
"The Final Frontier" ist sicher kein Album für den Mainstream und auch nicht unbedingt eines für jeden Tag, sprich, man sollte schon in einer passenden Stimmung sein, um es auch voll genießen zu können. Dennoch (oder vielleicht gerade deshalb?) ist Nik Turner erneut eine ganz starke Scheibe gelungen, die durch die kreierte dichte Atmosphäre sowie auch die einzelnen Musiker voll überzeugt. Von daher kann die Scheibe den Freunden des Space Rock guten Gewissens empfohlen bzw. ans Herz gelegt werden. Und schließlich bleibt zu hoffen, dass der Album-Titel nicht die Absicht des Protagonisten suggeriert, so langsam in Rente gehen zu wollen und sein Abschiedsalbum vorgelegt zu haben. Denn bei dieser Qualität dürfen gerne noch einige Platten kommen.
Line-up Nik Turner:
Nik Turner (saxophone, flute, lead vocals)
Nicky Garratt (guitars)
Jason Willer (drums)
Kephera Moon (keyboards)
Bryce Shelton (bass)
Simon House (violin)
Jürgen Engler (Moog synthesizer, guitars, bass)
Chris Lietz (keyboards)
With:
Adam Hamilton (drums – #2)
Paul Rudolph (guitar – #4)
Tracklist "The Final Frontier":
- Out Of Control
- Interstellar Aliens
- Thunder Rider
- The Final Frontier (Part I)
- Back To The Ship
- Calling The Egyptians
- Strange Loop
- The Final Frontier (Part II)
- Pad 4
Gesamtspielzeit: 45:12, Erscheinungsjahr: 2019
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