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Ali Neander’s Blues Bang / Family Reunion – CD-Review

Die auf "Family Reunion" vertretene Blues-Verwandtschaft ist verdammt groß.
Hinzu kommt noch eine ganze Phalanx an 12-Takter-Freunden. Es sind Kai Strauss, Tosho Todorovic von der Blues Company, Tommy Schneller, Henrik Freischlader, Gregor Hilden, Gernot Dechert, Moses Pelham als auch Jimmy Kunes (Ex-Savoy Brown).
Die Blues Bang-Band besteht aus Sängerin Jessica Born, Harper/Sänger Felix Zöllner, Bassist Raoul Walton, Tastenmann Markus Lauer von den Funky B & The Kings Of Shuffle sowie Moritz Müller an den Drums.
Die in verschiedenen Studios, unter anderem Toolhouse Studio Rothenburg, Blackcreek Recorder Frankfurt oder Mühle der Freundschaft, Bad Iburg aufgenommenen Lieder wurde von Martin Meinschäfer in den Megaphon Studios, Arnsberg gemixed und gemastert.
Zu den dreizehn Coversongs gesellt sich eine Ali Neander-Eigenkomposition mit dem Titel "Keep It Up".

Die beiden Buchstützen der vorliegenden Platte bilden Skip James' "Hard Floor Killin Blues" sowie der Free-Titel "Mr. Big".
Beide Nummern dürften dem Musik-Anhänger des Blues beziehungsweise seinem Tellerrand bestens bekannt sein.
Jessica Born und Ali Neander hört man gemeinsam nicht erst auf "Family Reunion", denn der Protagonist war bereits auf "Live" von Jessica Born & Band mit von der Partie. Der Skip James-Track ist die gelungene musikalische Einladung, sich dem Album weiterhin zu widmen. Jessica Born hat das Blues-Herz auf dem rechten Fleck, kommuniziert Emotionen, die Gänsehaut erzeugen, singt mit Feuer oder Melancholie und allem, was man sich zwischen diesen beiden Punkten denken kann. Im Trio, gemeinsam mit Harper Felix Zöllner und Ali Neander stattet man den Klassiker mit individuellen Prägungen aus. Klasse!

Auch bei "Mr. Big", abermals in kleiner Besetzung eingespielt, geht das Trio mit Gast Jimmy Kunes (auch Cactus) am Gesangsmikrofon sozusagen keinen Koalitionsvertrag mit dem Original ein. Da gleitet natürlich jede Menge Stimmband-Reibeisen aus den Lautsprechern und diese Version ist dann das beeindruckende Ende, bei dem man gleich wieder von vorne anfangen möchte. Zum Überflieger-E-Gitarren-Solo gesellt sich im Hintergrund ein brodelnder Bass, ebenfall von Ali Neander gezupft. Super!

Ein Rapper kann den Blues.
Und wie! "I Got Everything" von Sam & Dave schraubt sich mit dem Duett von Jessica Born sowie Moses Pelham zu einer himmlischen Soul-Nummer in die Höhe. In dieser Ballade ist Tommy Schneller der virtuos solierende Meister der Saxofon-Klappen. Toll!
Schon wieder ein Highlight!
Gernot Dechert, der im gerade angegeben Track das Saxofon-Intro spielt, prägt "Reap What You Sow" mit seinen sphärischen Klängen. Felix Zöllner füllt die Rolle des Lead-Sängers voll aus und Ali Neander verpasst dem Song eine famose Gitarren-Sprache. Klasse!
Bis hierhin reduziert sich die Liste der Gäste nur noch auf vier Gitarristen.
Die versammeln sich alle bei einem Lied. Chester Burnetts "Down At The Bottom", bei dem Ali Neander die Zahl der Sechssaiter auf fünf erhöht puscht natürlich die Gitarren in den Fokus des Interesses. Bei den vielen Soli wird man sich bewusst, wie unterschiedlich die Saiten-Spezialisten ihr Handwerk verstehen und der Titel ist ja auch nicht gerade eine Unbekannte im Blues-Zirkus. Toll, wie Tastenmann Markus Lauer den Song füllt und so in gewisser Weise einen Kontrast zum Gitarren-Meeting setzt. Jessica Born und Felix Zöllner singen gemeinsam und schon haben wir den nächsten Hinhörer.

Zwei Musiker, vier Instrumente.
Der Song "The Wind Cries Mary" von Jimi Hendrix ist ja hinlänglich bekannt. Ali Neander spielt hier Bass, Gitarre sowie Piano und er singt. Des Weiteren hören wir Moritz Müller am Schlagzeug. Zu jedem Song findet man im Booklet einen kurzen Informationstext vom Rodgau Monotones-Musiker. Er schreibt: »The Hendrix  classic turned into "a car with four flat tyres in the swamp, trying to start".« So kommt dieser Track auch rüber.

So ziemlich alle Musiker können sich auf dieser Platte in Alleingängen bestens in Szene setzen.
So ist es zum Beispiel Markus Lauer in Koko Taylors "Voodoo Woman" oder Felix Zöllner als Sänger in infizierender Harper beim Slow Blues "Last Night" von Little Walter. Jessica Borns Vocal-Solo in "Something’s Gotta Hold On Me" (Etta James & Co.) ist zum Niederknien.
Shuffle, Groove als auch ein Schuss Boogie paaren sich in "Good Texan" von Jimmie Vaughan und Nile Rodgers.

"Family Reunion" ein Blues-Knaller. Die Spielfreude und Authentizität ist stets präsent. Man kommt hier schnell auf den guten Geschmack und lässt sich von der spürbaren Musiker-Begeisterung mitreißen. Chapeau!


Line-up Ali Neander’s Blues Bang:

Ali Neander (vocals – #3,10,13, bass – #1,3,9,11,13,14, guitar – #1-14, piano – #13, programming – #1)
Jessica Born (vocals – #1-5,7,8,11,12)
Felix Zöllner (vocals – #3,6,8-10, harmonica – #1-3,6,7,8,10-12)
Raoul Walton (bass – #2,4-8,10,12)
Moritz Müller (drums – #2-14)
Markus Lauer (organ – #3-5,6,8,9,11,12, piano – #6-9)

Guests:
Moses Pelham (vocals – #4)
Tommy Schneller (saxophone solo – #4)
Gernot Dechert (saxophone intro – #4, saxophones – #9)
Kai Strauss (guitar – #8)
Gregor Hilden (guitar – #8)
Tosho Todorovic (guitar – #8)
Henrik Freischlader (guitar – #8)
Jimmy Kunes (vocals – #14)

Tracklist "Family Reunion":

  1. Hard Floor Killin' Blues (3:28)
  2. Reachin' Blues (3:35)
  3. Keep It Up (4:36)
  4. I Got Everything (4:00)
  5. Voodoo Woman (4:12)
  6. Last Night (3:28)
  7. Last Kind Words (4:29)
  8. Down At The Bottom (6:08)
  9. Reap What You Sow (5:03)
  10. Good Texan (5:02)
  11. Sitting On Top Of The World (4:14)
  12. Something’s Gotta Hold On Me (4:26)
  13. The Wind Cries Mary (3:36)
  14. Mr. Big (4:42)

Gesamtspielzeit: 61:02, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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