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Michelle David / The Gospel Sessions Vol. 3 – CD-Review

Michelle David / The Gospel Sessions Vol. 3

Wie dem Albumtitel unschwer zu entnehmen ist, gingen dieser Ausgabe bereits zwei voraus. Während die ersten beiden CDs noch relativ urwüchsige und simple, aber effektvolle Gospel/Blues-Atmosphäre versprühten, hat sich die stilistische Vielfalt auf "The Gospel Sessions Vol. 3" von Michelle David recht breitgemacht. Funk, Soul, ein ganz wenig Jazz sowie dezent eingestreute afrikanische Elemente haben Einzug gehalten und bieten einen ausgereiften und abwechslungsreichen Sound.

Tiefgreifende persönliche Erlebnisse hätten die Musik der Platte auch stark geprägt, so Michelle David. Und so reflektiert sie auch stark die emotionale Welt der Sängerin. Darüber hinaus beschreibt es Onno Smit, Mitmusiker und Produzent dergestalt, dass man nun auch den eigenen Sound gefunden habe: »Gospel, eingehüllt in Soul, Blues, Jazz und Afrobeat. Musik in Technicolor!«
Spontan betrachtet, vermittelt der Auftakt der Platte auch den Eindruck, hier werde purer Retro Soul geboten, Gospel halt  nur noch als Zutat. Doch die Bläserarrangements, der Rhythmus, alles ist Soul. Das geht schon in etwa in die Richtung von Sharon Jones & The Dap-Kings. Und so hat auch der typische Sound von Motown Einzug gehalten ("Nobody But The Lord"), auf "Tell Me Why" quält mich dann jedoch das Plastikschlagzeug fürchterlich, da trägt dann auch die gefühlvoll eingesetzte Stimme nicht viel zur Rettung des Stückes bei.

Richtung Afrika marschiert "Up Above My Head" gewaltig, Fela Kuti & Co. bestachen einst durch diesen Sound, der hier allerdings auch eher einen Retro-Anstrich aufweist. Leider, und das ist mein ständiger Eindruck, wird versucht, alte Soul-Tugenden aufzuwärmen, aber der Aufguss bleibt mitunter ein lauer. Dennoch gibt es den einen oder anderen zündenden Song, der auch dieses gewisse wirklich emotionale Fünkchen Leidenschaft versprüht. An Michelle David liegt es nicht, sie ist voll in ihrem Element. "Give It To Him" versucht sich am stampfenden Memphis Soul mit einer dicken Schicht Gospel drüber, eine tolle Nummer, die man hätte noch besser machen können. Zum Beispiel durch einen federnd-groovenden Drummer. Hier klingt es leider ein wenig statisch und pappig, schade, denn das Stück ist an sich cool und mitreißend.

Einer der wohl ungewöhnlichsten und dadurch interessantesten Songs ist "Proverbs 3", mit einer Mischung aus der Mystik eines Dr. John, der Skurrilität von Tom Waits und dazu die klackernde Gitarre, die auch aus dem Surfumfeld stammen könnte. Dieser Titel ist für mich der Renner der Platte! Grundsätzlich eine gute Veröffentlichung, der noch ein wenig mehr wirklicher Soulanstrich gut getan hätte. Insofern können mich hinsichtlich ihrer musikalischen Tiefe die Vol. 1 & 2 mehr überzeugen.


Line-up Michelle David:

Michelle David (vocals, percussion)
Onno Smit (guitar, bass, backing vocals)
Paul Willemsen (guitar, bass, baritone guitar, keyboards, backing vocals)
Toon Oomen (drums, percussion, backing vocals)
The Jakthorns (reeds/horns)
Bas Bouma (percussion)
Benjamin Herman (alt saxophone)
Dirk Zandvliet (baritone Saxophone)
Lucas van Ee (tenor saxophone)
Luc Janssens (trumpet)

Tracklist "The Gospel Sessions Vol.3":

  1. Taking It Back
  2. Nobody But The Lord
  3. Tell Me Why
  4. Up Above My Head
  5. Give It To Him
  6. Walk With Me
  7. Proverbs 3
  8. God
  9. He Loves Me
  10. Be Still

Gesamtspielzeit: 32:56, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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