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Starry Eyed And Laughing / Live At Rockpalast 1976 – 2CD & DVD-Review

Starry Eyed And Laughing - "Live At Rockpalast 1976" - CD + DVD-Review

Die beiden englischen Musiker Tony Poole und Ross McGeeney kannten sich bereits von Kindesbeinen an und begannen als Jugendliche auch damit, gemeinsam Musik zu machen. Nach ein paar anderen Projekten gründeten die beiden im Jahr 1973 (das erste Konzert fand am 28. Mai 1973 in London statt) die Band Starry Eyed And Laughing. Der Name stammt übrigens von einer Textzeile des Bob Dylan-Songs "Chimes Of Freedom", den die beiden oft und gerne spielten. Nach vielen Live-Konzerten und ein paar Umbesetzungen war die richtige Chemie schließlich mit dem Bassisten und Sänger Iain Whitmore sowie Mick Wackford am Schlagzeug gefunden. Ein Plattenvertrag wurde relativ schnell klargemacht  und so erschienen in der Folgezeit das gleichnamige Debütalbum (1974) sowie "Thought Talk" (1975). Nachdem eine großangelegte US-Tour wegen der schlechten Organisation dann doch deutlich kürzer geriet als geplant (lediglich etwa dreißig statt der geplanten über einhundert Gigs konnten gespielt werden) und sich im Anschluss auch noch das Management auflöste, verließ McGeeney enttäuscht die Band.

Ersetzt wurde er für eine Anfang des Jahres 1976 stattfindende England-Tour durch Roger Kelly und plötzlich lag dem Quartett eine Einladung für ein Konzert im WDR-Rockpalast vor. Die Bedeutung dieser Sendung war auch vor den europaweit angelegten (ab 1977 stattfindenden) Rockpalst-Nächten bereits bekannt und somit konnte auch der abgewanderte McGeeney wieder ins Boot zurückgeholt werden. Roger Kelly blieb ebenfalls an Bord, sodass die Band nun drei Gitarristen stark war. Ein englischer Kritiker schrieb einmal, dass Starry Eyed And Laughing entweder zehn Jahre zu spät oder auch 15 Jahre zu früh dran waren. Womit er auch so ziemlich richtig lag, denn die Combo klang so dermaßen nach The Byrds, dass sie Mitte der Sechziger hervorragend zum damaligen Sound gepasst hätte und auch in den Neunzigern zusammen mit Acts wie Tom Petty oder R.E.M. ganz oben mit dabei gewesen wären.

Führt man sich den Rockpalast-Gig nun so zu Gemüte, gibt es – außer der verblüffenden Nähe zu den Byrds – eigentlich gar nichts zu bemängeln. Neben ein paar Cover-Nummern (das bereits erwähnte "Chimes Of Freeom", "You Ain’t Goin' Nowhere" oder "Mr. Tambourine Man" – bemerkenswerterweise alles Dylan-Songs) hatten die Briten nämlich durchaus ihr eigenes Songmaterial beisammen. Und diese Songs sind auch richtig gut, was sich alleine schon an "Money Is No Friend Of Mine" oder auch "Never Say Too Late" festmachen lässt. Die 12-saitige Rickenbacker lässt die Westcoast-/Folk Rock-Stücke in einem wunderschönen Sound erklingen und auch der Gesang ist sehr melodisch und geht supergut ins Ohr. Apropos Gesang: Diesbezüglich war die Band mit gleich drei Lead-Sängern ganz hervorragend besetzt und selbstredend funktionieren in solch einer Konstellation auch die Harmony Vocals prächtig.

Das Publikum im Kölner WDR-Studio war zunächst wieder gewohnt steif, taute dann aber doch erstaunlich schnell auf und war offensichtlich sehr angetan von der Combo. Der Band-Sound hatte sich auf dem zweiten Album geändert und war härter ausgefallen, was den Engländern bei Stücken wie "Good Life" dann doch viel mehr Eigenständigkeit verpasste. Dennoch stand es nicht gut um Starry Eyed And Laughing, die – nachdem kein Management mehr da war – auch von ihrem Label keine Unterstützung erhielten. Nach dem Rockpalast-Auftritt wurden nur noch vier weitere Konzerte in England gespielt, bevor sich die Band im April 1976 resigniert auflöste.

Als wirklich mal ergiebigen und lohnenden Bonus hat das Label M.I.G. Music neben der ersten CD mit den Tracks des Gigs noch eine zweite Audio-CD hinzugefügt, die die hier live gebrachten Songs nochmal in den Fassungen der Studioalben enthält. Wen die große Nähe zu den Byrds nicht weiter irritiert, der kann hier bedenkenlos zuschlagen, denn sowohl die DVD, als auch die CDs lassen ansonsten qualitativ überhaupt nichts anbrennen. Eine sehr schöne und lohnende Zeitreise.


Line-up Starry Eyed And Laughing:

Tony Poole (lead & rhythm guitars, lead & background vocals)
Ross McGeeney (lead & rhythm guitars, lead & background vocals)
Iain Whitmore (bass, lead & background vocals)
Mick Wackford (drums)
Roger Kelly (lead & rhythm guitar)

Tracklist "Live At Rockpalast 1976":

CD 1 & DVD:

  1. You Ain’t Goin' Nowhere
  2. Never Say Too Late
  3. Money Is No Friend Of Mine
  4. Since I Lost You
  5. Faith, Hope & Charity
  6. Chimes Of Freedom
  7. You Always Lose In The End
  8. Fool’s Gold
  9. Foggy Mountain Breakdown
  10. Good Love
  11. Don’t Give Me A Hard Time
  12. When You Walk In The Room
  13. 50/50 (Better Stop Now)
  14. Flames In The Rain
  15. Oh Susannah
  16. Since I Lost You
  17. Mr. Tambourine Man

CD 2:

  1. Money Is No Friend Of Mine
  2. Never Say Too Late
  3. Chimes Of Freedom
  4. Good Love
  5. Fool’s Gold
  6. One Foot In The Boat
  7. Dancing Slow
  8. You Ain’t Goin' Nowhere
  9. Since I Lost You
  10. Don’t Give Me A Hard Time
  11. 50/50 (Better Stop Now)
  12. When You Walk In The Room
  13. Jet Planet Rider
  14. Flames In The Rain

Gesamtspielzeit: 64:02 (CD 1), 57:45 (CD 2), 78:00 (DVD), Erscheinungsjahr: 2019 (1976)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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