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Robert Jon & The Wreck / Take Me Higher – CD-Review

Robert Jon & The Wreck / Take Me Higher – CD-Review

Kaum ist die Truppe der Südkalifornier um den Namensgeber Robert Jon Burrison mal nicht auf Tour, da schließt sie sich im Studio ein, um neues Material aufzunehmen und dieses auf einer unmittelbar anschließenden Konzertreise vorzustellen. So in etwa läuft das hier seit einigen Jahren ab und so geschah es auch unlängst mit der vorliegenden vierten Scheibe in vier Jahren, "Take Me Higher", und der gerade abgeschlossenen Tournee durch Europa. Für diejenigen, die das verpasst haben: Die Jungs kommen bald schon wieder zu uns – also keine Bange.

Mit im Gepäck hatten sie die vorgenannte Scheibe, die – wie mittlerweile erfreulicherweise wieder üblich – als CD und in Vinyl erhältlich ist. Acht Songs, die das Lebensmotto der fünf Jungs widerspiegeln: Music, Miles, and Whiskey. Wer sie mal auf der Bühne erlebt hat, der weiß, dass in dieser Rock’n’Roll-Plattitüde viel Wahrheit steckt. Mit gerade mal etwas mehr als einer halben Stunde Spielzeit ist das Werk nicht gerade von epischer Länge ausgebildet, aber die zweiunddreißig Minuten haben es durchaus in sich – und das Schöne daran ist, man kann sich vorstellen (und freuen), den einen oder anderen Song auf ordentliche Jam-Länge gezogen vielleicht einmal live zu erleben.

Für den aufmerksamen Beobachter ist es unschwer zu erkennen, dass sich im Vergleich zum letzten Output der Band ein Personalwechsel vollzogen hat: Warren Murrel bedient nun den Bass und der überaus talentierte Henry James gibt sein Können auf der Sechssaitigen zum Besten. Manch einer konnte einen gehörigen Schrecken nicht verhehlen, als der Wechsel an der Gitarre bekannt wurde, aber, liebe Leute, fürchtet Euch nicht, es gibt keinen Grund dafür!

Schon im eröffnenden Song, gleichlautend wie das Album, setzt Neuzugang James erste Akzente mit seinem packenden Gitarrenspiel, die er im Schlussteil des Stücks überzeugend an den Mann bringt. "Take Me Higher" ist ein idealer Zugang zur gesamten Platte, die einmal mehr mit feiner Melange aus manchmal funkigen Americana-Tönen und bestem Southern Rock zu punkten weiß. Henry schiebt auch direkt beim nächsten Track, dem ganz starken Anspieltipp "Going Down", noch eine Ladung seines Könnens hinterher. Man merkt auch hier (und nicht nur auf der Bühne), wie gut die Jungs harmonieren, speziell Saiten und Tasten – Keyboarder Steve Maggiora muss einer der am meisten beschäftigten Männer Kaliforniens sein. Schaut Euch nur mal die Ankündigungen über seinen Facebook-Account an und neigt Euer Haupt in Ehrfurcht.

Neben den beiden bereits namentlich genannten Musikern steht natürlich auch Sänger und Gitarrist Robert Jon mit seinem Spiel und seinem markanten Gesang den Kollegen in nichts nach. Basser Murrel sowie der ewig grinsende Drummer Andrew Espantman legen den treibenden Rhythmus für überragende Stücke wie "Makes Me Wanna Yell", das auch ganz weit oben auf der Liste der rockenden Beiträge steht.

Dass die Band aber auch mit angezogener Handbremse fahren kann, ist mit "Coming Home" mehr als deutlich belegt. Ein für das Genre des Southern Rock fast schon archetypischer Song, der vom Leben (des Musikers) auf der Straße, vom Reisen und den damit verbundenen Anforderungen erzählt. Es gibt ja wohl kaum eine Band, die dieses Thema nicht schon mal dazwischen hatte, aber viele, die sich schlechter damit befasst haben. Und auch hier glänzt Meister James erneut mit seinem Können, der trotz seines überschaubaren Lebensalters unglaublich zur Reife der Band beitragen konnte/kann. Hört Euch nur "Makes Me Wanna Yell" (ich erwähnte es bereits) oder auch das famose "Something To Remember Me By" an und Ihr wisst, wo der Barthel den Most holt.

"Cannonball" geht gegen Ende der Platte auf die Spur der instrumentalen Songs und wir können uns in Zeit und Raum versetzt fühlen, als man noch den Tönen zweier Brüder mit großem A im Nachnamen und deren Band lauschen konnte. Gute Instrumentals können so viel über die Qualitäten einer Band aussagen, denn kein toller (oder ganz schlechter) Gesang kann hier den Fokus verschieben – und Robert Jon & The Wreck haben auch das drauf.

Mit "Red, White, And Blood" wird die Band im Rausschmeißer dann noch ein wenig politisch, und das darf sie auch – heute mehr denn je. Gut verpackt in rockenden Gitarren-Gefechten verabschiedet sich die Combo aus einer ganz starken Scheibe, die die Messlatte für das Southern-Genre richtig hoch hängt. Robert, Henry, Andrew, Steve und Warren haben ein ganz feines Stück Arbeit geleistet, das im Grunde in keiner anspruchsvollen Sammlung fehlen sollte. Wer die Band bislang noch nicht auf dem Radar hatte, darf jetzt noch zuschlagen. Wenn die Jungs weiter so konsequent arbeiten, wird es bald keine Club-Shows mehr geben und Ihr müsst erheblich tiefer in die Tasche greifen, wollt Ihr ein Konzert von denen sehen!


Line-up:

Robert Jon Burrison (vocals, guitars)
Henry James (lead guitar, vocals)
Warren Murrel (bass)
Steve Maggiora (keys, vocals)
Andrew Espantman (drums, vocals)

Tracklist "Take Me Higher":

  1. Take Me Higher
  2. Going Down
  3. Makes Me Wanna Yell
  4. Goodbye Baby
  5. Something To Remember Me By
  6. Coming Home
  7. Cannonball
  8. Red, White And Blood

Gesamtspielzeit: 32:52, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Claus Heim

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