Der proggige Weg führt uns nach Minneapolis, ein schweigsamer Weg, denn die aktuelle Platte der Band mit dem unaussprechlichen (?) Namen OVRFWRD, "Blurring The Lines …A Democracy Manifest", ist ausschließlich instrumental. Bereits auf dem Debüt-Album aus 2014 arbeitete man mit entsprechenden Texturen und der Ausprägung der nur auf die Instrumente konzentrierten Gestaltung von Stimmungen und eigene Bilder erzeugender Musik. Denn, nicht abgelenkt durch die Aufmerksamkeit auf sich ziehende Shouter/innen, kann sich die Konzentration voll entfalten auf die weitläufigen Flächen der Klangwelten.
Inwieweit der Plattentitel politisch zu sehen ist, also ein demokratisches Manifest, ergibt sich aus den Angaben im Booklet nicht, also auch das ist der Fantasie jeder/jedes Einzelnen überlassen. Musikalisch erwartet uns etwas, das über den Tellerrand des üblichen Progressive Rock hinausgeht, wirft man einen Blick auf die zusätzliche Instrumentierung wie Marimba, Xylophone, Tabla, Sitar, Bass-Klarinette, Geige und Congas. Diese sind jedoch gezielt eingesetzt und nur auf einigen Tracks zu hören, hierzu verweise ich auf das Line-up.
Die Prog-Wurzeln stammen aus den Siebzigern, das ist eindeutig zu vernehmen, ein wenig Steve Hackett schimmert für mich durch, aber auch Gong ist dezent vertreten, wenn das Xylophon als zusätzliche Perkussionsvariante zum Einsatz kommt. Die donnernden Drums auf "The Trapper’s Daughter" erinnern mich dann an John Bonham, schwer schleppend zieht sich der variationsreiche Song dahin. Zusätzliche Assoziationen purzeln beim weiteren Hören spontan zu Bands wie Yes oder Rush.
Bis auf den dritten Song, den Mark Ilaug allein mit der akustischen Gitarre bestreitet, und der Einsatz von Marimba und Xylophone auf "The Trapper’s Daughter", hebt sich wesentlich vor allem "Cosmic Pillow" ab: Meditativ eingeleitet mit den Klängen der Sitar, begleitet vom Piano und wenn sich dann noch die Tabla dazugesellt, schweben wir dezent ab in Richtung World Music. Aber nach gut vier Minuten holt uns der Progressive-Alltag dann doch ein – symphonisch wuchtiger Sound löst das tupfende Geschehen ab.
Aber auch der beim Progressive oft übliche Randbereich zum Jazz Rock wird gestreift, hier mit "Another Afterthought". Zusätzliche Klangerweiterung gibt es auf den Tracks acht und neun, wenn sich Leah Ottman mit ihrer Violine harmonisch und breitflächig einfügt.
Oha! "Mother Tongue", das geht doch stark in Richtung Deep Purple, zumindest ansatzweise. Der Orgelsound ist hier recht prägnant und vordergründig, doch Ilaug wiederum erinnert wenig an Blackmore. Letztlich ist aber mit diesem Stück eine gute Komposition gelungen, die recht frei mit der Gestaltung umgeht und, wie die meisten Songs, ohnehin viel Raum lässt in der instrumentalen Ausgestaltung.
Ein wenig der alten Pink Floyd vermag ich da auch zu vernehmen. Mit anderen Worten, einige Reminiszenzen an bekannte Acts, jedoch sehr individuell zusammengestellt zu einer doch recht interessanten instrumentalen Reise, die wirklich unterhaltsam ist.
Line-up OVRFWRD:
Richard Davenport (drums, marimba – #4, table – #6, percussion – #6, claps – #6)
Mark Ilaug (electric and acoustic guitars, sitar – #6)
Chris Malmgren (piano, Hammond B3, keyboards, Moog synthesizer, xylophone – #4)
Kyle Lund (bass)
Bryan Hanna (percussion & claps – #6, congas -#7,8)
Lee Blaske (bass clarinet – #6)
Leah Ottman (violin – #8,9)
Tracklist "Blurring The Lines…A Democracy Manifest":
- Wretch
- Return To Splendor
- Kilauea
- The Trapper’s Daughter
- Forbidden Valley Opiate
- Cosmic Pillow
- Another Afterthought
- Handful Of Infinity
- Taiga
- Mother Tongue
- Wretch Reprise
- Usul
Gesamtspielzeit: 56:22, Erscheinungsjahr: 2019
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