Bad Temper Joe & Fernant Zeste könnte man auch als deutsch-belgische Freundschaft bezeichnen.
Der eine Blueser kommt aus dem Ort, den es dann doch gibt, nämlich Bielefeld und der andere Blueser ist im belgischen Welle aufgewachsen und hat seinen Lebensmittelpunkt mittlerweile in Gent.
Interessant ist, wo die zwölf Songs aufgenommen wurden. »[…] Recorded and mixed by Jonathan Scheerlinck and David Goetheyn at Dead Cow Studios, Zevergem (BE), an appartment in Ghent (BE), a living room in Vinderhoute (BE) and a hotel room in Hamburg-Volksdorf (DE). […]«
Dieser Jonathan Scheerlinck hat auch noch die Hälfte der Tracks komponiert und die vorliegende Platte produziert. Die anderen sechs Lieder gehen auf das Konto von Bad Temper Joe.
Nachdem man sich 2016 kennenlernte, »[…] sind die beiden Musiker jährlich gemeinsam in Belgien und vereinzelt in Deutschland und den Niederlanden auf Konzertreise. […]«
Bei dem Duzend Songs nimmt das Album so etwas wie einen Lieblingsplatz im Player des Hörers ein.
Faszinierend ist die Ausgewogenheit zwischen robustem Blues und einer ungemein anziehenden Singer/Songwriter-Atmosphäre.
Der Erstling des Duos beginnt mit "Don’t Talk About Break-Up (While I Eat)".
Wow, alleine schon diese knapp drei Minuten geben Anlass zur Freude.
Herrlich, dieses Miteinander der beiden Gitarren. Sie füllen den Raum, auch mit dem Slide-Sound. Teilweise gehen die Sechssaiter einen klanglich gemeinsamen Weg und darüber regiert ein rauer Gesang. Toll!
Die Dämmerung zieht auf. Die Luft füllt sich mit Feuchtigkeit und vom Boden her macht sich Kälte breit. So in etwa empfängt einen das Stück "Battle Cry Blues". Klasse, wie besondere Klang-Teile die Nummer füllen. Es gefällt einem, wie man die Stimmung stetig auf hohem Niveau hält und durch ganz entscheidende Zutaten für kleine Überraschungen innerhalb des Liedes sorgt. Selbst das am Beginn und gegen Ende deutlich vernehmbare Klopfen – wahrscheinlich auf den Korpus einer Gitarre – bringt Spaß. Die Details mögen nur ein Quäntchen ausmachen, heben den Song aber zu einem Hinhörer an.
Die aufeinander folgenden Tracks "Lullaby" sowie "Shut Your Mouth" sympathisieren durch ihren Kontrast. Das erstgenannte Lied schwebt verträumt in entspannter Höhe dahin. Sanft umgarnen die Sounds die schmeichelnde Stimme. Die kreierten Klänge sind Seidentüchern gleich, die sich wie von Zauberhand durch die Luft schwingen. Dann greift da eine tränenreiche Slide-Gitarre ein. Perfekt! Highlight!
Es groovt, der Gesang ist wieder rau, die E-Gitarre gesellt sich dazu und schon befindet sich das Duo in einem Juke Joint. Man verrät nicht zu viel, wenn man beschreibt, dass sich unvermittelt der Bottleneck-Sound fast schon frech einmischt. Aber diese Variante ist so schön und wird später nochmals aufgegriffen. Super!
"Little Rain" ist hypnotisch und "Fannie Mae" fast schon federleicht.
Bei "Been A While Since We’ve Talked" handelt es sich um den zeitlichen Ausreißer nach oben. Fast sechseinhalb Minuten Zeit lassen sich Bad Temper Joe & Fernant Zeste dafür. Melodisch-melancholisch geht man vor und dieses Stück ist so etwas wie eine musikalische Zusammenfassung aller Qualitäten des Duos.
Bad Temper Joe & Fernant Zeste haben es geschafft: Zwölf Song-Sterne leuchten am Blues-Himmel.
Line-up Bad Temper Joe & Fernant Zeste:
Bad Temper Joe (Weissenborn, slide guitars, guitars, vocals)
Fernant Zeste (guitars, knocking, vocals)
Tracklist "Haunt":
- Don’t Talk About Break-Up (While I Eat)
- Winterblues At #5 (Or Maybe Not)
- Battle Cry Blues
- Fannie Mae
- Minstrel’s Lament
- Little Rain
- Black
- Lullaby
- Shut Your Mouth
- Nova (Nothing To Say)
- Been A While Since We’ve Talked
- All Is Fine Now
Gesamtspielzeit: 52:05, Erscheinungsjahr: 2019
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