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John Black Wolf / Same – CD-Review

John Black Wolf / Same

Tarzan, der Wolf und die wohlklingende Muse

Erst ertönt in mehreren Schlägen eine große Glocke … Hells Bells?
Dann haucht eine zarte weibliche Stimme: »John …!?«
Und schließlich brummt dieser: »When I Was A Child« … um uns dann im Weiteren mitzuteilen, dass er geboren wurde, um zu gewinnen ("Born To Win") … musikalisch verpackt in einem hübsch rollenden und treibenden Rock-Nümmerchen traditioneller Prägung.

Der Mann mit der ausgesprochen angenehmen Stimme, der sich im vorliegenden Werk wenig modulationsfreudig aber zielsicher durch alle Sanges-Klippen schifft, stammt aus Portugal und hat seinen Lebensmittelpunkt in der dortigen Hauptstadt. Seine erste 'richtige' Band startete Diogo de Lima bereits im Jahre 1991 mit Nordica, welche aber erst zwölf Jahre später ihr erstes und einziges Album ("Rebel Heart") herausbringen sollte. Auf dem Album war Hard Rock/Melodic Rock angesagt, drei Jahre später ging es dann mit "Dust" und der gleichnamigen Band eher in Richtung rollender Alternative Rock und es wurde immerhin für Genre-Größen wie Glenn Hughes oder Mr. Big angeheizt. Wiederum drei Jahre später verdingte sich Diogo de Lima als variationsreicher Musical-Darsteller und mimte unter anderem auch den legendären Tarzan. Übrigens eine nette Parallele zu einem gewissen Alexander Klaws aus Ahlen, der 2003 die erste Staffel von DSDS gewann, später ebenfalls den Musical-Tarzan zum Besten gab und in diesem Sommer gar zum Winnetou bei den Karl May Festspielen in Bad Segeberg mutierte. Interessanterweise reüssierte Diogo de Lima vor zwei Jahren in der portugiesischen Ausgabe von 'The Voice'.

Auf dem vorliegenden Album gibt er nun sein Debüt unter dem Namen John Black Wolf und verhehlt in seiner Eingängigkeit keinesfalls eine ausgeprägte Pop-Affinität, um bei der Klaws-Analogie zu bleiben … nebenbei bemerkt eint beide auch ein nicht unattraktives Äußeres, wenn ein männlicher Rezensent das mal so erwähnen darf.

Aber der schwarze Wolf, als langjähriger Fuchs im Music-Biz mit allen Wassern gewaschen, traut sich nahezu einen Alleingang zu … Songwriting, Gesang, Gitarren, Schlagwerk, Klavier, Produktion, Mix und Mastering (letzteres beides mit zwei Ausnahmen), alles in seiner Hand und nicht nur mit selbiger, sondern auch mit Fuß umgesetzt.

Will heißen, dass die geneigte ZuhörerInnenschaft ein musikalisch leicht zugängliches, abwechslungsreiches, wohlklingendes Potpourri dargeboten bekommt, wo gerne mal ein bisschen Springsteen durchschimmert (schwerpunktmäßig in "Little Man, Little Angel, Little Devil", gleichzeitig der Anspieltipp des Albums!), aber auch hier mal R.E.M., dort mal U2 … insgesamt fluoresziert das Werk zwischen poprockig-schmissigen Hit-Geheimtipps in einer besseren Welt ("City Of Broken Wings", "Your Fire Is Hotter Than Hell" oder "Call Up"), eher rootsigen Ansätzen ("Hail To The King") und reduzierten Balladen im Spannungsbogen von erdig ("Before I Am Gone", "Last Train Home") bis schmalzig (der einzige Totalausfall … "I Wonder Why").

Abgeschlossen wird das Album von zwei Bonus-Tracks, wobei ersterer eine schöne Pianoversion von "Before I Am Gone" und letzterer ein überflüssiges Radio-Edit von "Call Up" bereithält.

Wie es heutzutage im Independent-Bereich immer üblicher wird, steht dieses Album in erster Linie als digitaler Download und bei verschiedenen Streaming-Diensten zur Verfügung … es gibt aber auch eine limitierte Edition einer physischen CD-R in einem stabilen Digisleeve, welche auf der Homepage des Künstlers ohne Versandkosten (!) zu einem sehr fairen Preis zu ordern ist.

Fazit: Wer schon immer mal einem Winner zuhören wollte, der zwar massenkompatible Musik macht, aber garantiert niemals auf einer FM-Radiostation auftauchen wird, der Handgemachtes geschickt mit Pro-Tools verbindet, dabei das Organische nicht verliert, schöne Melodien schreibt, zwischen treibend und Seele-baumelnd changieren kann, der brüllend, wohlfeil intonierend und mit brummeliger Charakterstimme erzählend unterwegs ist, der in der Lage ist, ein überdurchschnittlich gut klingendes Americana-Roots-Pop-Rock-Album abzuliefern … der sollte unbedingt Diogo Lima alias John Black Wolf mehr als ein Ohr schenken!


Line-up John Black Wolf:

John Black Wolf (all vocals and guitars, drums, percussion and piano arrangements)
Filipa Guedes (backvocals)
Tommy Leb (winds)
Dima Faustov (winds)
Artur Lenivenko (Hammond organ)
Marcos Villalobos Rodriguez (strings arrangement)
Bruno Carreira Cruz (solo guitar – #2)
Sonya L Taylor (backvocals – #9)
Mariana Graça (additional backing vocals – #5)

Tracklist "Same":

  1. Born To Win (03:37)
  2. Alone In The Dark (03:19)
  3. The City Of Broken Wings (03:52)
  4. Last Train Home (05:41)
  5. Your Fire Is Hotter Than Hell (03:00)
  6. Give Yourself To Love (03:31)
  7. Before I Am Gone (02:48)
  8. Call Up (04:37)
  9. Have Mercy On Me (04:00)
  10. Hail To The King (03:41)
  11. I Wonder Why (03:57)
  12. Little Man, Little Angel, Little Devil (04:50)
  13. Before I Am Gone [Piano Version] (02:38) [Bonus]
  14. Call Up [Radio Edit] (03:33) [Bonus]

Gesamtspielzeit: 53:08, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Olaf 'Olli' Oetken

Beiträge im Archiv
Hauptgenres (Hard Rock, Southern Rock, Country Rock, AOR, Progressive Rock)

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