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Rusty Stone / Farewell – CD-Review

Reverend Rusty spielt Blues & More alleine.
Bei den dreizehn Songs seines "Farewell"-Albums gehen die Credits von vier Liedern ("Farewell", "Rough Times", "November Days", "Devil’s Train") an Rusty Stone.
Die vorliegende Platte ist allerdings nicht als Abschied zu verstehen, denn »[…] I still perform for musiclovers wherever they live. […]«
Das Informationsblatt gibt einen weiteren Hintergrund: »[…] Der Titel ist vielmehr darin begründet, dass immer mehr Weggefährten, Musikkollegen und Freunde von Rusty Stone diesen Planeten verlassen haben oder wohl bald verlassen werden. Aber es ist auch ein Abschied von alten Gewohnheiten und Lebensformen, nicht zu letzt ein Lebewohl zu Musikveröffentlichungen auf CD oder Vinyl. […]«
Eingespielt wurden die Nummern in den Maniac Studios, München.

Rusty Stone hat dem Titeltrack des Album Rough Times (2018) hier ein anderes Zwölftakter-Gewand verpasst. Der Rhythmusgeber ist die Stompbox und mit Mandoline sowie Dobro im Slide-Format ist diese Nummer in der Solo-Ausgabe eine höchst interessant-abwechslungsreichen Nummer, die im Country Blues glänzt und immer noch flott daher kommt. Klasse!
Am Anfang der CD steht eine weitere Rusty Stone-Komposition. Der Titelsong des Albums "Farewell" ist ein herrliches Slide-Instrumental mit einigen anziehenden melodischen Phasen, die einen gleich zu Beginn in beste Stimmung versetzen.
Mit Blick auf folgende Lieder aus der Rusty Stone-Ideen-Manufaktur begegnen wir den "November Days". An dieser Stelle vielleicht die Information, dass der Protagonist bei jedem Song auch die eingesetzten Instrumente angegeben hat. Hier sind es die »Taylor 12-string Guitar« und die »Hanika Classical Guitar«.
Mit seiner angerauten Stimme und den Gitarren kreiert Rusty Stone eine ziemlich verträumte Stimmung, in der es einem entgegen den Vorstellungen von Novembertagen doch warm uns Herz wird. Irgendwie hält dieses Lied dem mehrfachen Hören stand. Zeitlos eben.
Gleich danach löst der Künstler ein Ticket für den "Devil’s Train". Die furiose Boogie-Fahrt mit Harp im Train-Rhythmus geht »[…] straight to hell […]« und als Proviant schäumt es aus der Pulle Bier und wenn man so will, wird der Trip immer feuriger. Bei seinem Ritt über die Saiten der Dobro sprüht das Bottleneck quasi Funken. Hammer, diese Nummer!

Das Metallröhrchen tauchte in dieser Rezension schon öfter auf.
Wer diesen Sound mag, wird in der knappen dreiviertel Stunde bestens bedient. So funkelt Robert Johnsons "Walkin' Blues" ebenfalls im Schein des Bottlenecks und wenn man den Namen Keb' Mo' liest, dann kann man fast davon ausgehen, dass es sich bei ihm um ein ruhigeres Lied handelt. So ist "Every Morning" eine wunderschön entspannte Reise, in der neben klasse Fingerpicking abermals der Slide-Sound zum Einsatz kommt. Eine tolle Interpretion.

Richtig neugierig wird man, wenn das The Rolling Stones-Stück "Sympathy For The Devil" auftaucht.
Da wedelt Rusty Stone mit dem Chiffontuch des Originals, steckt es in seinen Zylinder und zaubert eine bemerkenswert rootsige Country-Version aus besagtem Hut. Respekt! Diese Lesung kommt klasse rüber.
Dann switchen wir doch gleich zu einer weiteren großen Nummer des Blues. Willie Dixon komponierte "Spoonful", das nicht nur den 12-Takter-Anhängern von Cream bekannt ist. Die Scharniere der Juke Joint-Eingangstür quietschen etwas. Da sitzt ein Musiker mit einer »Stevens Acoustic Guitar« auf dem Schoß und raubt einem den Atem, als er diesen Klassiker anstimmt. Eine Gitarre und ein Mann, der es versteht, dem Track einen individuellen Charakterzug – besonders durch das flirrende Solo ohne Bottleneck – gibt.

Folk und Country verschmelzen in dem Leadbelly/John Lomax-Song "Goodnight Irene".
Das in der Nachdenklichkeit versunkene "My Old Friend The Blues" von Steve Earle soll von seinem Songtitel her als Aufhänger für ein Fazit dienen.
Rusty Stone ist devinitiv ein Freund des Blues, denn so, wie er ihn in seinen Eigenkompositionen sowie Cover-Lesungen behandelt, ist der Musiker sogar ein bester Freund des Genres.
Darüber hinaus ist Rusty Stone auch ein bemerkenswerter Freund des Bottlenecks.
Auch wenn sich der Albumtitel "Farewell" nach Abschied anfühlt, verlangt das in den dreizehn Liedern gebotene hohe Niveau nach einer Fortsetzung.


Line-up Rusty Stone:

Rusty Stone (vocals, lap steel guitar, guitars, harmonica, mandolin)

Tracklist "Farewell":

  1. Farewell (2:50)
  2. Nobody’s Fault But Mine (3:07)
  3. Rough Times (3:02)
  4. My Old Friend The Blues (2:59)
  5. Sympathy For The Devil (5:16)
  6. November Days (4:19)
  7. Devil’s Train (3:14)
  8. Deep River Blues (3:10)
  9. Walkin' Blues (3:54)
  10. Every Morning (2:27)
  11. Soul Of A Man (3:35)
  12. Spoonful (2:50)
  13. Goodnight Irene (4:13)

Gesamtspielzeit: 44:38, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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