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Ringo Starr / What’s My Name – CD-Review

Ringo Starr - "What's My Name" - CD-Review

Wenn er ehrlich ist, dürfte wohl auch der größte Ringo Starr-Fan zugeben müssen, dass Mr. Starkey während seiner Solokarriere wohl am meisten von seiner Vergangenheit profitiert hat, ein ehemaliger Beatle gewesen zu sein. Unbestritten kamen da immer wieder mal richtig gute Singles (beispielsweise "It Don’t Come Easy" von 1971) oder Alben (wie etwa "Ringo" aus dem Jahr 1973) und es gibt auch keine (zumindest keine, die mir spontan einfällt) Scheibe, die man am liebsten mit Beton beschwert im nächsten tieferen Gewässer aussetzen würde. Segen und Fluch des singenden Schlagzeugers war und ist jedoch, dass die meisten seiner Platten einfach nur nette Pop/Rock-Geschichten waren und gegenüber den Geniestreichen Plastic Ono Band (John Lennon), "Band On The Run" von Paul McCartney oder "All Things Must Pass" von George Harrison qualitativ doch sehr deutlich abfielen. Ob den guten Ringo das je wirklich bekümmert hat, sei mal dahingestellt. Fakt ist jedoch, dass es mit seiner Solokarriere ab den späten Siebzigern doch deutlich bergab ging und er sich nach "Old Wave" aus dem Jahr 1983 (an dem kein Major-Label auch nur noch den Hauch von Interesse zeigte) erstmal ein paar Jährchen an kreativer Auszeit nahm, bevor es dann in den Neunzigern und durchgängig bis heute weiterging.

Ein roter Faden, der sich durch sehr viele seiner Alben zieht ist, dass sich der Liverpooler immer sehr prominente Unterstützung ins Studio einlud, die seine Alben natürlich auch namentlich immer aufwerteten. Wie auch bei seiner aktuellen Scheibe "What’s My Name", die bereits im vergangenen Herbst erschienen ist. Bereits beim Opener "You Gotta Get Up To Get Down" hat er mit Joe Walsh an der Gitarre, Edgar Winter an den Tasten und Nathan East am Bass echte Asse am Start, während er die Drums auf dem gesamten Album selbst übernahm. Und auch stilistisch ist er sich pop-rockig unbedingt treu geblieben, außer dass Walsh zwischendrin immer wieder mal eine funky Gitarre mit an den Start bringt. Definitiv ein guter Beginn, so wie auch alle restlichen Tracks für sich gesehen durchaus gefallen können. Bei sechs der zehn Nummern ist Starr als Co-Komponist genannt und zwei der weiteren vier stammen von Musikern, die dabei halfen, diese Platte einzuspielen.

Für hochgezogene Augenbrauen sorgte bei mir erstmal Ringos Cover von John Lennons "Grow Old With Me", das von den Instrumenten und dem Aufwand am aufwendigsten produzierte Stück der Platte. Wie man diese Interpretation im Vergleich zum Original bewertet, muss natürlich jeder selbst entscheiden, aber der gute Ringo hat hier zumindest viel Wärme und Liebe mit ins Spiel gebracht. Ein alter Rock’n’Roller in Form von "Money" ist ebenfalls vertreten. Der macht zwar jede Menge Spaß, selbst wenn er sich aus guten Gründen auch nicht mehr ganz so taufrisch anhört, wie er vielleicht sollte. Ein richtiger Klopper ist noch der von Colin Hay geschriebene Titelsong, das einzige Stück, bei dem mit zwei Gitarren so richtig schön gerockt wird und sich der britische Scherzkeks mit breitem ironischem Grinsen nochmal ein bisschen selbst abfeiern kann. An dieser Stelle sollte auch erwähnt werden, dass der alte Gitarren-Haudegen Steve Lukather für fünf Tracks seine Parts beigesteuert hat, der allgegenwärtige Benmont Tench (Ex-Tom Petty u. v. w.) auf drei Stücken aktiv ist und der weitere überlebende Beatle McCartney seinen Beitrag zu (natürlich) "Grow Old With Me" geleistet hat.

Tja, was bleibt letztendlich zu sagen? "What’s My Name" ist ein typisches Ringo Starr-Album, Ringo steht drauf und Ringo (plus viele Freunde) sind drin. Auch in diesem Fall ist es so, dass man die Scheibe jederzeit ganz wunderbar anhören kann, der Engländer nach wie vor sein Lebensmotto »Peace and Love« unter die Leute zu bringen versucht (was sich in diesen Zeiten sogar schon wieder erfrischend gut anfühlt) und mit melodischen Songs überzeugen will. Wie meistens gelingt ihm das ganz gut, selbst wenn auch auf diesem neuen Werk kein Überflieger zu finden ist oder ein Stück wirklich lange im Ohr hängen bleibt. Die geflügelten Worte 'Gute, solide Unterhaltung' treffen es wohl ganz gut. Und selbst wenn sich dieses Urteil spontan vielleicht nicht ganz so prall anhören sollte, so darf ich Ringo Starr trotzdem nochmal ein sehr gelungenes Alterswerk attestieren.


Line-up Ringo Starr:

Ringo Starr (drums & percussion, lead vocals)
Joe Walsh (guitars – #1,3, additional vocals – #1)
Dave Stewart (guitars – #2)
Steve Lukather (guitars – #4,5,7,8,10 piano – #4)
Pete Min (guitars – #6)
Steve Dudas (guitars – #9)
Colin Hay (guitars & background vocals – #10)
Jim Cox (piano – #2,3, piano & organ – #5,8, synth bass – #8)
Grant Michaels (piano – #6)
Peter Levin (organ – #6)
Edgar Winter (clavinet, synthesizer & background vocals – #1)
Benmont Tench (clavinet – #2, organ – #7,9, piano – #9)
Bruce Sugar (synthesizer)
Warren Ham (harmonica – #10)
Rhea Fowler (violin – #3)
Bianca McClure (violin – #3)
Lauren Baba (viola – #3)
Isaiah Gage (cello – #3)
Allison Lovejoy (accordion – #3)
James King (horns – #6)
Nathan East (bass – #1,2,5,7,9,10)
Paul McCartney (bass & background vocals – #3)
John Pierce (bass – #4)
Kaveh Rastegar (bass – #6)
Jim Cox (synth bass – #8)
Richard Page (background vocals)
Warren Ham (background vocals)
Windy Wagner (background vocals)
Kari Kimmel (background vocals)
Amy Keys (background vocals)
Maxine Waters (background vocals)
Julia Waters (background vocals)
Zelma Davis (background vocals)
Garen Gueyikian (background vocals)

Tracklist "What’s My Name":

  1. You Gotta Get Up To Get Down
  2. It’s Not Love That You Want
  3. Grow Old With Me
  4. Magic
  5. Money
  6. Better Days
  7. Life Is Good
  8. Thank God For Music
  9. Send Love, Spread Peace
  10. What’s My Name

Gesamtspielzeit: 34:52, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

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