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Circus Ricky / Circus Ricky – CD-Review

Circus Ricky / Circus Ricky

Wie auch immer die vorliegende Veröffentlichung ihren Weg aus Waynesville, Ohio zu mir auf den Schreibtisch gefunden hat, mag die Fantasie eines jeden Lesers und auch meine eigene beflügeln, verwunderlich ist es auf alle Fälle. Das Betätigungsfeld der Truppe konzentrierte sich bislang nämlich auf die Gegend um Dayton und Cincinatti und "Circus Ricky", das Produkt des gleichnamigen Fünfers, den es mit Unterbrechungen seit den frühen neunziger Jahren gibt, ist nach all den Jahren das in Eigenproduktion entstandene Debütalbum.

Man verschrieb sich früh dem Darreichen kraftvoller (und wahrscheinlich bekannter) Coversongs, hat aber mit der Zeit auch immer wieder eigene Stücke geschrieben. Das Anfang Dezember erschienene Album enthält auf knapp über vierzig Minuten eigenes Material der Freizeit-Musiker, von denen aber zumindest Frontmann Scott Tyzzer durch verwandtschaftliche Bindungen zu den Begründern des Bluegrass eine gewisse Vorbelastung erfahren hat.

Der Einstieg (Intro "Ricky’s Keys") in die Scheibe wird von wohlbekannten Tönen eingeläutet, wie wir sie von alten Zirkus- oder Varieteevorstellungen her kennen. Schnell aber geht es bei "The Storm Is Coming" über in düsteren, zähflüssigen Rock/Metal. Schweres Riffing und tief klingende Rhythmusparts bestimmen das Material, wenngleich ab und an ein schnelles Gitarrensolo zur Auflockerung durch schwingt. Der Gesang kommt nicht nur hier sehr gelungen daher, häufig durch mehrstimmige Backings unterlegt. Man muss dazu wissen, dass Frontmann Scott jahrelang in Kirchchören und auch in einer christlichen Band gesungen hat – das übt!

"Race For The Moon" schließt sich an und hat durch die Vocals einen sehr viel helleren Anteil, wenn auch hier, wie schon im Stück davor, besonders bei den instrumentalen Passagen Riffing und Rhythmus eine vergleichbar düster-schleppende Angelegenheit darstellen.

"Breathe" beginnt mit leichter Gitarrenarbeit und Gesang als langsame Ballade, wird aber nach kurzer Zeit im nun schon bekannten Alternative Metal-Stil weitergeführt. Klingt insgesamt ganz ordentlich und man kann sich unschwer vorstellen, dass die vier Jungs und Drummerin Pam Bailey live ganz gut abräumen. Auch hier blitzen immer wieder mal kleine Solopassagen auf einer der beiden Sechssaitigen durch und sorgen für interessante Peaks.

"I Remember" ist dann tatsächlich so etwas wie eine mehrstimmig gesungene Power-Ballade, zieht sich in reduziertem Tempo aus den Speakern, ganz im Alternative-Stil. Üblicherweise nicht unbedingt das Lieblingsgenre des Verfassers dieser Zeilen, muss jedoch konstatiert werden, dass es durchaus gefällt.
"Black Knight" knüppelt direkt danach dann wieder in gewohnter Manier daher. Hierbei fällt phasenweise eine gewisse punkige Attitüde auf, die – man möge es mir verzeihen – subjektiv an die frühen Sex Pistols erinnert. Der Übergang zum schweren Alternative-Stampfer "Brotherhood" erfolgt fast nahtlos und man muss schon genau hinhören, um den Break zu erkennen.

"Shadows" und "Common Denominator" bilden den regulären Abschluss (am Ende gibt es noch eine leicht an Bon Jovi erinnernde Akustikversion von "Race For The Moon") der Scheibe, die ihrem leicht düster-kernigen roten Faden nahezu durchweg treu bleibt. Richtige Ausfälle vermag ich nicht zu erkennen, wahrlich grandiose Highlights dafür aber auch nicht zwangsläufig.

Trotzdem muss zugegeben werden, dass dieses Debütalbum weitaus besser ist, als viele, viele andere Erstlinge von anderen Bands. Bands, die sich teilweise rühmen, schon ’sämtliche Bühnen Europas' bespielt zu haben und  nicht schämen, sich im selben Atemzug mit wirklichen Größen zu nennen. "Circus Ricky" kommen vergleichsweise bescheiden daher und man muss ihnen aufrichtig wünschen, dass sie es mal schaffen, auch über Ohio hinauszukommen. Ich zumindest würde sie mir angucken!


Line-up Circus Ricky:

Scott Tyzzer (vocals)
Josh Bryan (guitars, backings)
Eric Philpott (guitars, backings)
Andrè Roeder (bass, backings)
Pam Bailey (drums, backings)

Tracklist "Circus Ricky":

  1. Ricky’s Keys
  2. The Storm Is Coming
  3. Race For The Moon
  4. Breathe
  5. I Remember
  6. Black Knight
  7. Brotherhood
  8. Shadows
  9. Common Denominator
  10. Race For The Moon (acoustic)

Gesamtspielzeit: 40:23 Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Jochen von Arnim

Beiträge im Archiv
Genres: Blues, Rock, Heavy Metal

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