Rund drei Jahre haben sich die bereits in den achtziger Jahren gegründeten Hannoveraner Hard Rocker von Cannon Zeit gelassen, um ihren insgesamt neunten Output (inkl. Demo-Compilation und AC/DC-Coveralbum) auf den Markt zu bringen. Seit dem letzten Longplayer, Next Level, hat sich personell nichts verändert, so dass wir auch schon vor dem Hören von gleichbleibender Ausrichtung und Qualität ausgehen dürfen und nach wie vor sind Basser Carrington und Lead-Gitarrist Krüger hauptsächlich für das Songwriting verantwortlich.
Mit "Inner Fire" bekommt der geneigte Hörer nun auf knapp einer Stunde Spielzeit ganze 14 Tracks spendiert, die vom eingängig harten Rocker bis hin zu balladesken Nummern mit weniger Qualm reichen. Eingeläutet wird die erste Hörrunde mit "The Wise Man", das ein wenig orchestral beginnt und dann in die Ecke von Symphonic Power Metal abzudriften scheint. Nicht ganz zu diesem Genre passt – subjektiv empfunden – die kernige Rockröhre unseres Fronters, Thomas Fallschessel. Trotzdem werden die richtigen Weichen für eine knackige Scheibe gestellt.
Mit "Behind The Mirror" betritt die Band dann wieder die bekannten Pfade des klassischen Hard Rock oder Metal, ganz so, wie wir es von Cannon gewöhnt sind. "Colours" geht mit seinem etwas verhaltenen Groove gefühlt weit in die Zeit der achtziger Jahre zurück, produziert von der Instrumentierung her Erinnerungen an vieles, was wir seinerzeit geliebt haben. "The Truth" klingt mit dem Einsatz seiner Keyboard-Passagen wieder etwas moderner. Fallschessel bewegt sich in den schnelleren und härteren Abschnitten vokal auf sicherem Terrain, wie bei allen vergleichbaren Tracks von "Inner Fire".
Wir bekommen beim Großteil der Songs natürlich immer wieder kleine gekonnte Solo-Ausflüge auf der Sechssaitigen Oliver Krügers geboten, die Songstrukturen geschickt auflockernd. Überhaupt gibt es am Handwerk sämtlicher Musiker nicht viel zu beanstanden, speziell bei den kernigeren Nummern. "Save My Life" wäre dagegen ein Beispiel für die verhaltene Gangart, der ich nicht unbedingt den Vorzug geben würde, aber Geschmackssache.
"Here We Go" mutet ein wenig an, als hätten die Jungs im Intro bei gregorianischen Mönchen abgeguckt. Auch im späteren Verlauf schwingt dieses typische kirchengesangsmäßige 'Ohhohooo' auch noch mal durch. "Lost" ist ein sehr verhaltenes, für die sonstige Gangart der Band fast schon zartes Gebilde, bei dem erst in der zweiten Hälfte ein rockigerer Balladencharakter durchschwingt. Als schöner Gegenpol dazu knallt es direkt danach mit "No Way" wieder kernig aus den Speakern. Auch hier kann man zweifelsfrei einen Hang zum Power Metal erkennen, untermalt von mehrstimmigem Chorus.
Für den weiteren Verlauf der Scheibe gelten die gleichen Rahmenbedingungen wie schon bei den oben vorgestellten Tracks. Cannon bleiben ihrer Linie treu und wechseln zwischen knackigen Rockern und tempomäßig reduzierteren Stücken. Nach wie vor fest verankert im Hard Rock der Achtziger, durchaus aber durchzogen von moderneren Ansätzen, die für eine gewisse Abwechslung im Songaufbau sorgen. Hervorzuheben ist in jedem Fall der vorletzte Song auf "Inner Fire", "Like A Bad Old Blues". Das ist noch mal eine richtig knackige Nummer, mit in diesem Fall passend röhrendem Gesang, no Schnickschnack.
Insgesamt passt "Inner Fire" schon – kein ausgesprochenes Meisterwerk des gediegenen Hard Rock, aber in weiten Teilen problemlos hörbar. Sicherlich ist es schön zu sehen, dass auch altgediente Bands immer noch mit neuen Sachen um die Ecke kommen, zwei oder drei Songs weniger hätten der Scheibe insgesamt aber keinen wesentlichen Abbruch getan.
Line-up:
Thomas Fallschessel (vocals, guitars, keyboards)
Oliver Krüger (guitars)
Stephen Carrington (bass, backings, keyboards)
Shan Layer (drums)
Tracklist "Inner Fire":
- The Wise Man
- Behind The Mirror
- Colours
- The Truth
- Save My Life
- Here We Go
- Lost
- No Way
- Killer
- I Want To Live
- Wings Of Steel
- Horray
- Like A Bad Old Blues
- Fools
Gesamtspielzeit: 55:22, Erscheinungsjahr: 2019
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