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Igor Prado & Raphael Wressnig/Andy Knight & The Remedy – Konzertbericht, 19.01.2020, Zaal Thijssen, Deurne-Vlierden (NL)

Der Verein Keeping The Blues Alive.nl startete das Jahr 2020 mit einem Doppelkonzert von Andy Knight & The Remedy sowie Igor Prado & Raphael Wressnig.
Bevor Andy Knight seine eigene Band gründete, spielte er in der Gruppe von Giles Robson.
Live tritt er einerseits als »[…] a full 4 piece band […]« oder andererseits im »[…] organ trio […]« auf. Der Tastenmann ist Tom Hughes. Den Bass zupft Jeff Walker und Darren Crome ist der Schlagzeuger.
Im Frühjahr 2019 erschien das Album "Wound Too Tight" mit neun Eigenkompositionen.

Gemeinsam mit Igor Prado und einer Schar von weiteren Musikern veröffentlichte Raphael Wressnig Ende 2016 The Soul Connection. Anfang 2017 erschien The Soul Connection Captured Live.
Igor Prado gehört zu einem erlesenen Kreis brasilianischer Blues-Musiker. Er wurde bereits für einen Blues Music Award nominiert und gilt als einer der vielseitigsten Gitarristen in der internationalen Szene. Neben dem brasilianischen Künstler hat Raphael Wressnig darüber hinaus unter anderem noch Alex Schultz, Sax GordonJames Gadson oder Enrico Crivellaro auf seiner Visitenkarte stehen. Die Liste seiner Album-Veröffentlichungen ist sehr umfangreich.

Andy Knight & The Remedy beim Keeping The Blues Alive.nl in Vlierden

Andy Knight & The Remedy beim Keeping The Blues Alive.nl in Vlierden

Kurz nach 15:00 Uhr eröffneten Andy Knight & The Remedy den Konzertreigen.
Nach einem feinen instrumentalen Intro ("Blues In D") zeigte sich die Band bei bester Laune und überzeugte bereits zu Beginn mit klasse Keyboard-Soli sowie illustren Saiten-Fahrten. Dabei wählte Andy Knight einen durchaus scharfen Ton für seine halbakustische Gitarre, die er den gesamten Gig über spielte.
Von rockig bis balladesk bediente der Bandleader viele Varianten, die zeitweise auch furios ausfielen und von den Zuschauern erntete er viel Szenenapplaus.
Mit seinen vielschichtigen Keyboarder-Einsätzen hatte Tom Hughes das Publikum ebenfalls schnell auf seiner Seite. Bassist Jeff Walker sowie Darren Crome (Schlagzeug) waren die Groove-Meister und Antreiber der vierköpfigen Formation.
Neben Songs wie "What Makes You Think That’s Right" oder "The Black Foot" vom bereits oben erwähnten Album, stellten Andy Knight & The Remedy auch eine neue Single mit dem Titel "Don’t Make Me Do It" vor. Diese Nummer präsentierte sich im riffigen Blues Rock-Gewand. In seinem Solo integrierte der Frontmann ganz geschickt einige Peter Green-Klänge und danach intensivierte man die Rhythmik. Klasse Song!

Andy Knight (vocals, guitar)

Andy Knight (vocals, guitar)

Andy Knight & The Remedy boten auch verschiedene Spielarten des Zwölftakters auf.
So waren der Rock’n’Roll in "Time To Move On", ein dezenter Ausflug ins Hillbilly-Gefilde und karibische Leichtigkeit mit Retro-Blick angesagt. Andy Knight gab auch eine Bottleneck-Kostprobe ab ("Leave Me Be") und man ehrte Sean Costello mit seinem Song "Going Home".
Ein weiteres Highlight im Gig bescherte Andy Knight den Zuschauern mit seinem Solovortrag von "Get Right With Myself". Traditioneller Blues erster Güte.

Bassmann Jeff Walker sang in "What Do’ya Know About Me" Backing Vocals und mit diesem Song läutete man die Boogie-Time ein. Das Gitarren-Solo des Bandvorstehers war extra lang und extra gut. Zum Ende verringerte der 12-Takter-Zug seine Fahrt und das folgende "Danergous Times" entpuppte sich als Slow Blues, den Tom Hughes in seinem ausgiebigen Tastensolo mit durchaus psychedelischen Beigaben spickte. Andy Knights Alleingang hatte extrovertierte Züge.
Nach "Whiffy Mutt" sowie dem klasse Titeltrack des Albums "Wound Too Tight" war in der Zugabe zunächst fetziger "I Feel Alright-"Rock’n’Roll à la Chuck Berry angesagt. Zum Abschluss war die Combo bei "Put The Show On The Other Foot" (Albert Collins) nochmals auf dem Funk-Weg unterwegs. Jeff Walker slappte den Bass auch in  seinem Solo-Part und Darren Crome bekam Sonderbeifall für seinen Alleingang. Andy Knight & The Remedy sorgte in den eineinhalb Stunden ihres Auftritts für tolle Unterhaltung.


Line-up Andy Knight & The Remedy:

Andy Knight (vocals, guitar)
Tom Hughes (keyboards)
Jeff Walker (bass)
Darren Crome (drums)

Igor Prado & Raphael Wressnig beim Keeping The Blues Alive.nl in Vlierden

Igor Prado & Raphael Wressnig beim Keeping The Blues Alive.nl in Vlierden

Nach der Pause enterten Igor Prado und Raphael Wressnig in Begleitung von Schlagzeuger Hans-Jürgen Bart (auch Parvo Stelar) die großzügige Bühne im Zaal Thijssen.
Nach einem mächtig groovenden Instrumental-Einstieg sortierte sich das Trio zunächst im Funk. In "Born To Roam" vom Album Chicken Burrito gab Igor Prado den Besuchern eine erste Expertise seines extrem guten Könnens auf den sechs Saiten seines Arbeitsgeräts. Der Brasilianer offenbarte sich als ein wahrer Wirbelwind auf der Bühne und dem Fretboard. Stillstand gab es kaum, auch wenn er sich hinter dem Gesangsmikrofon aufhielt. Er und Raphael Wressnig teilten sich den Lead-Gesang und es war Igor Prado, der mit seiner klasse Stimme gleich danach tief in den Blues eintauchte. Gefolgt von einem gigantisch guten Slow Blues öffnete das Trio die Tür zum swingenden Jazz. Auf "The Soul Connection" befindet sich der Song "The Face Slap Swing No. 5" und dieses Stück versah der Hammond-B3-Mann mit einem fantasievollen, aber auch heavy Tastenwerk.
Wer der höchst abwechslungsreichen Musik des Trio eine Wiege zuordnen mochte, hatte mit New Orleans einen perfekten Treffer gelandet.

Raphael Wressnig (vocals, Hammond-B3, tambourine)

Raphael Wressnig (vocals, Hammond-B3, tambourine)

Geschickt flocht der König der schwarzen und weißen Tasten, der auch für die tiefen Tonlagen zuständig war, immer wieder Zitate in seine Alleingänge ein und griff zwischenzeitlich auch zum Tambourin. In der blues-funkigen Little Milton-Huldigung solierte Igor Prado geradezu ekstatisch und das nicht nur an dieser Stelle. Dann ließ er am Bühnenrand ein weibliches Mitglied des Vereins die Saiten anschlagen. Klasse Einlage!
Der Blues in seiner langsamen sowie relaxt-entspannten (low down) Spielart waren zwei der musikalischen Trumpfkarten des Gigs. Dabei ging es bei der Songauswahl ganz schön weit zurück, denn "Banana Boogaloo" stammt von Boom Bello! (2006). Hier stellte Raphael Wressnig in einer extrem virtuosen Tasten-Abfahrt die Hammond-B3 inklusive Leslie-Lautsprecher prominent in den Vordergrund.
Was dem einen sein rotierender Lautsprecher, war dem anderen sein Wah Wah-Pedal. In passenden Momenten aktivierte Igor Prado diesen Sound-Verfeinerer und färbte damit seine Blues-Licks in den schillerndsten Farben. Toll!

In den beiden Zugaben regierte zunächst der von Stakatto-Riffing begleitete Funk heftiger Prägung und im letzten Instrumental erklomm Raphael Wressnig sinnbildlich den Gipfel des Blues-Berges, denn er stand auf seiner Hammond-B3.
Ob bodenständiger Power-Blues, Slow Blues, Funk, Jazz oder Soul, alles mit großer Hingabe gespielt  … Igor Prado, Raphael Wressnig und der auch mit einem Drum-Solo glänzende Hans-Jürgen Bart begeisterten das Publikum.

Mies Sleegers von msm music services hatte für einen tollen Klang wieder einmal alle Knöpfe und Regler fest im Griff.
Für den 16. Februar wird mit den Bands Black Cat Biscuit sowie The BluesBones »Blues From Belgium« angekündigt.
RockTimes bedankt sich bei Martin und Theo von Keep The Blues Alive.nl für den Platz auf der Gästeliste.


Line-up Igor Prado & Raphael Wressnig:

Igor Prado (vocals, guitar, tambourine)
Raphael Wressnig (Hammond-B3, vocals, tambourine)
Hans-Jürgen Bart (drums)

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

4 Kommentare

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  1. Leo Gabriels

    Mooi verslag met dito foto,s ! En tot de volgende keer . B

    1. uh

      Leo meint: Schöner Bericht mit ebenso vielen Fotos! Und bis zum nächsten Mal.

      (Der automatische RockTimes-Übersetzer)

  2. Sarah M. Bande

    Hey, ein toller Text und nix gelogen, ich muss es wissen. Es war eine wie immer gelungene Produktion in einer perfekten Venue mit großartigen Musikern. Schöne Fotos.

    1. Joachim 'Joe' Brookes

      Hallo Sarah,
      vielen Dank für deine Worte.
      Ja, es waren wieder einmal zwei klasse Konzerte. Besonders habe ich mich darüber gefreut, Raphael Wressnig endlich live erlebt zu haben. Diese Location ist einfach toll.

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