
Potzblitz, da hat der gute Jeremy Cubert sich aber Zeit gelassen! Geschlagene 19 Jahre liegen nämlich zwischen seinem ersten Soloalbum "From A To B" und dem neuen, immer noch taufrischen "Elephant In The Room". Wobei er natürlich auch in den Jahren dazwischen nicht untätig war. Aber der Reihe nach: Mitte der neunziger Jahre war er Mitgründer der Progressive Rock-Band Brave New World und spielte danach unter anderem in der Combo Zapotec And The Archaic Revival (die sich vom Mahavishnu Orchestra inspieren ließen und klassische Einflüsse hinzufügten) sowie anschließend Apothecary. Es folgten einige weitere Projekte und 2017 schließlich eine Scheibe ("Secret Martyr’s Club") zusammen mit seinem Bruder Dan Cubert, die sich wieder deutlich mehr in Richtung Prog Rock bewegte.
Die neue Platte "Elephant In The Room" darf man dagegen mit Fug und Recht als Soloalbum bezeichnen, denn der Musiker hat hier tatsächlich alle Instrumente im Alleingang aufgenommen. Stilistisch haben wir es bei den neun Songs mit einer Mischung aus Jazz, Fusion sowie Progressive zu tun und der Protagonist setzte für dieses Werk neben seinem Hauptinstrument (Tasten aller Art), die Gitarre, erstmals eine Ukulele, einen Chapman Stick sowie die neueste Erfindung des Visionärs Roger Linn, nämlich das LinnStrument, ein. Mit diesem Werkzeug ist es möglich, Sounds von gleich mehreren, unterschiedlichen Instrumenten wie etwa der Violine, dem Cello, dem Saxofon, der Gitarre, Synthesizer sowie einem bundlosen Bass zu erzeugen. Nach eigener Aussage ließ sich Cubert bei diesen neun Stücken von Chick Corea, Weather Report, Yes und Keith Emerson inspirieren. Klingt alles ein bisschen abenteuerlich? Stimmt, aber genauso klingt auch das mir vorliegende Album.
Sehr frei und ungezwungen fließen die Stücke wie Perlen aus den Boxen, während sie immer wieder die Stimmungen wechseln und andere Emotionen ansprechen. Das vom Piano dominierte "Particle Rising" ist beispielsweise sehr melancholisch ausgelegt, was den Musiker aber nicht davon abhielt, es mit richtig schönen Melodien auszustatten. Der eröffnende Titeltrack bewegt sich dagegen deutlich im Jazz bzw. Fusion-Feld, geht ziemlich steil uptempo und ist ein sehr gelungener Opener. Bei "Slim Pickings" kommt dann die Ukulele ins Spiel, die dieses eher nachdenkliche Stück vom Piano untermauert zusammen mit einem Violinensound zu dem macht, was es ist. Die letzte Nummer hört auf den Namen "Floating Away" und nimmt den Hörer genau so, nämlich fließend und vor sich hin treibend in die Arme, bis der letzte Ton verklungen ist.
Immer wieder mal erinnert diese Szenerie auch mal an die eher jazzigeren Sachen von Frank Zappa ("Break And Fall" ist da nur ein Beispiel), was ja nun mal auch nicht gerade die schlechteste Referenz ist. Von den Tempi sind viele der Tracks eher geschmeidig bis sanft ausgerichtet, was aber ebenfalls seine Wirkung ausstrahlt und gefällt. Die Arrangements wurden so angelegt, dass die Parts gerne auch mal ansatzlos wechseln und man sich plötzlich in einem gänzlich anderen Film zu befinden glaubt. Aber dann findet Jeremy Cubert wieder zum Grundthema zurück und die zwischenzeitliche Aufregung zieht sich wieder zurück und lässt den Hörer wieder ruhig und sicher in seinem Sessel (oder wo auch immer er sich gerade im wirklichen Leben befindet) landen.
Feines und interessantes Instrumental-Album, dass durchaus auch Rocker (mit der Bereitschaft sich für Neues zu öffnen) anchecken sollten.
Line-up Jeremy Cubert Project:
Jeremy Cubert (piano, keyboards, Chapman stick, Zendrium LinnStrument, ukulele, guitars)
Tracklist "Elephant In The Room":
- Elephant In The Room
- Slim Pickings
- Civil Dystopia
- Repeat Machine
- Particle Rising
- Break And Fall
- Pinky And Pointer
- Wheels Up
- Floating Aw:ay
Gesamtspielzeit: 38:02, Erscheinungsjahr: 2019
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