Ásgeir ist Ásgeir Trausti Einarsson.
Der Künstler kommt aus Island und hat 2014 mit "Dýrð í dauðaþögn" sein Debüt vorgelegt.
Damit »[…] erzielte er in seiner Heimat einen Sensationserfolg […]«.
Nachgelegt wurde dann die englischsprachige Version mit dem Titel "In The Silence".
Beim Nachfolger "Sátt" (2020) brachte man die englische Version "Bury The Moon" zum gleichen Zeitpunkt auf den Markt.
Für die Musik gehen die Credits fast ausschließlich an den Protagonisten. Interessant ist, dass Ásgeir Trausti Einarssons Vater, der isländische Dichter Einar Georg Einarsson viele der Texte geschrieben hat. Als Texter kann an zweiter Stelle Júlíus Aðalsteinn Róbertsson genannt werden.
Bezogen auf die englischen Übersetzungen stand Ásgeir Trausti Einarsson unter anderem John Grant, der auch beim Debüt übersetzte, zur Seite.
Wie aus den Informationen zur Platte hervor geht, zog sich der Künstler »nach dem Auseinanderbrechen einer langen Beziehung […] in eines der typischen, bei Isländern beliebten Sommerhäuschen zurück und verbrachte dort den Winter damit, Lieder zu schreiben – allein mit seiner Gitarre und Gedanken, die um Liebe und Verlust kreisten. […]«
In der Abgeschiedenheit entwickelten sich so die elf Lieder der zweiten Platte des Isländers.
Bis auf "Eventide" wurden alle Songs mit mehr oder weniger vielen Musikern eingespielt.
Im gerade genannten Lied präsentiert sich Ásgeir Trausti Einarsson solo.
Die Abendzeit ist die besondere Abendstimmung. Die akustische Gitarre sinniert über die Themen des sich verabschiedenden Tages und der Protagonist reflektiert seine Gefühle. Herrlich, wie er die Umgebung seines innigen Gesangs sehr sensibel mit Piano sowie Synthesizer-Farbtupfern füllt. Das kleine Tastensolo findet seine Quelle irgendwo in den dunstigen Schwaden über einer vom Moos bewachsenen Landschaft. Highlight!
Ásgeir Trausti Einarsson umgab sich mit Musikern, die seine aussagekräftigen Emotionen hervorragend in unterschiedliche Atmosphären umsetzen konnten. So ist "Rattled Snow" eine Nummer, deren dumpfer Groove den Hörer in immer kleiner werdenden Radien infiziert. Toll, wie sich Bjarni Frimann Bjarnasons Streicher-Sounds wie sanft gemalt integrieren.
Die vom Programming erzeugten Sounds sind weit entfernt von einer Künstlichkeit. Bei Ásgeir wirken die kompletten elf Kompositionen herrlich homogen. Da fließt ein Klang-Element ins andere. Diese Musik fließt dahin wie ein hier und da von leichten Vibrationen in Wellenbewegung versetzter Fluss.
Ásgeir Trausti Einarsson darf man durchaus als einen Multiinstrumentalisten bezeichnen. Aus meiner Sicht kann man die Stimme des Künstlers ohne Probleme dazu zählen.
Gemeinsam mit dem Bläsertrio inszeniert er "Turn Gold To Sand", ein Track, der die unendliche Weite einer isländischen Landschaft widerspiegelt. Bemerkenswert, wie gefühlvoll-sanft der Musiker die E-Gitarre darstellt. Herrlich!
Acht Musiker steigern mit "Youth" die Erfolgsquote des Albums. Aus dem Verständnis eines Ásgeir Trausti Einarsson rockt diese Nummer richtig. Die Horn-Section hat ihren großen Auftritt und sorgt für klare Verhältnisse.
"Bury The Moon" ist kein Album auf der Durchreise. Ásgeir schickt uns auf Entdeckungsfahrt. Mit den elf Songs schließt der aufgeschlossene Hörer schnell Freundschaft. Nach und nach, bei weiteren Durchgängen, lernt man sozusagen Schritt für Schritt die inneren Qualitäten, den besonderen Charakter dieses Freundes kennen.
An dieser Stelle ein Dank an Pascal Weick von Guerilla Music, denn RockTimes kann auch ein Urteil über die isländische Ausgabe des Albums, dann mit dem Titel "Sátt", abgeben.
Musikalisch identisch, gilt es, Ásgeir Trausti Einarssons Gesang in seiner Muttersprache auf einen wirken zu lassen. Schon befindet man sich in einer Art Zwickmühle, denn ist seine Stimme in englischer Sprache schon einnehmend toll, nimmt die "Sátt"-Gerade im Koordinatensystem des Gefallens einen etwas steileren Anstieg.
So belegt zum Beispiel "Breathe" beziehungsweise "Heimþrá", wie perfekt die Symbiose zwischen Musik und isländischer Sprache ist.
"Andann Dregur" oder "Overlay" atmet ganz besondere Luft, denn das sich aufbauend-dynamische Treiben wirkt mit der Rhythmik seiner Handclaps schon etwas iberisch beziehungsweise lateinamerikanisch.
Ásgeir nimmt einen durch seine sanft-romantisch-sentimentale Musik gefangen.
Ásgeir gestaltet klangliche Gegenden, deren Formen im Kopf entstehen. Vielleicht mag man dann doch einen Vergleich zu seinem Heimatland ziehen, denn die isländische Landschaft verfügt über viele unterschiedlich Prägungen.
Ásgeirs "Bury The Moon"/"Sátt" verfügt über einen brillanten Flow, ist Zeugnis einer extrem hohen Kreativität, die ihren Ausdruck in beeindruckend vielschichtigen Seelenzuständen findet.
Ásgeir macht süchtig.
Line-up Ásgeir:
Ásgeir Trausti Einersson (vocals, guitars, bass, strings, synthesizer, programming, piano, drums, percussion)
Þorsteinn Einarsson (guitar – #2,10, vocals – #10)
Nils Törnqvist (drums – #1,2,6,10)
Kristinn Snær Agnarsson (drums – #5, percussion – #5)
Petter Winnberg (bass – #1,2,6,10, double bass – #6)
Samúel Jón Samúelsson (trombone – #1,2,5,6,8,11)
Kjartan Hákonarson (trumpet – #1,2,5,6,8,11)
Óskar Guðjónsson (saxophone – #1,2,5,6,8,9,11)
Bjarni Frimann Bjarnsson (strings – #6,7)
Sigurður Guðmundsson (programming – #2,6)
Guðmundur Kristinn Jónsson (programming – #3,7,9)
Tracklist "Bury The Moon"/"Sátt":
Bury The Moon (English Version):
- Pictures
- Youth
- Breathe
- Eventide
- Lazy Giants
- Overlay
- Rattled Snow
- Turn Gold To Sand
- Living Water
- Until Daybreak
- Bury The Moon
Sátt (Islandic Version):
- Myndir
- Bernskan
- Heimþrá
- Minning
- Uppúr Moldinni
- Andann Dregur
- Glæður
- Sátt
- Lifandi Vatnið
- Hringsól
- Vaðandi Þurrt
Gesamtspielzeit: 42:16, Erscheinungsjahr: 2020
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