Vor knapp zwei Jahren durften wir euch in diesem Magazin mit Path Of Virtue das Debütalbum der Aschaffenburger Band Vvlva vorstellen, das damals für gespitzte Ohren und Gefallen gesorgt hat. Mit "Silhouettes" folgte bereits im vergangenen Herbst der Nachfolger, der hinsichtlich der Anzahl an Songs, der Cover-Gestaltung und gesamten Aufmachung fürs Auge erstmal auf eine klare Beibehaltung der eingeschlagenen Marschroute hindeutete. Noch bevor der erste Ton erklingt, stellt man dann aber doch eine Veränderung fest. Der Schlagzeuger Johannes Seidel war bei der Einspielung dieses zweiten Werkes nicht mehr dabei, wenn er in den Songwriting-Prozess für immerhin fünf der sieben neuen Tracks noch involviert war. Abgelöst hat ihn der neue Drummer Julian Rocco Lepore, der seither für die Taktstöcke zuständig ist. Auch ein Titel mit deutschem Text ist wieder vertreten, aber dazu später mehr.
Konnte der interessierte Musikfan bereits an den Äußerlichkeiten der neuen Scheibe eine Weiterführung des musikalischen Konzepts erahnen, macht diese Vermutung bereits der Opener, "Cosmic Pilgrim", zur Gewissheit. Erneut sehr stark an den (hart rockenden) Uriah Heep (mehr) und auch Deep Purple (etwas weniger) angelehnt, wird also bereits zu Beginn mächtig Alarm gemacht. Die Orgel von Christian Karl nimmt einen sehr dominanten Part im Soundgefüge ein, den die Gitarre von Philipp Muschal immer wieder mit feinen Soli und auch weiteren Rhythmen sowie Licks zu 'bekämpfen' versucht. Dr. Hock fährt am Bass ein richtiges Brett auf und der neue Mann hinter der Schießbude lässt sich diesbezüglich ebenfalls nicht zwei Mal bitten. Powervoll, dynamisch und mit jeder Menge Enthusiasmus wird hier gearbeitet. Eine explosive Mischung, über die Tobias Ritter dann seine Gesangsmelodien legen kann. Obendrein werden diese dann auch noch von clever gesetzten Background Vocals unterstützt. Gut durchdacht und mit der genau richtigen Dosis angesetzt.
"What Do I Stand For" nimmt das Tempo etwas raus, kommt deswegen aber mit kaum weniger Power daher. Und an dieser Stelle muss ich noch einmal auf die Backing Vocals zurückkommen, die hier durchweg überzeugen und den sowieso schon starken Song noch deutlich verbessern. "Tales Told By A Gray Man" gehört dann zunächst der Orgel und dem Gesang (der selige David Byron lässt grüßen) und führt in eine beschwingte Nummer, die dem Hörer etwas mehr Luft zum Atmen und Raum dafür lässt, seine Fantasie etwas weiter schweifen zu lassen. Das Songwriting ist gut, die Arrangements überzeugen. Bei "Gomorrah" sind wir schließlich bei dem Titel mit deutschem Text angekommen. Ob sich diese Mischung (ein deutscher gegenüber sechs englischen Texten) für den Fan verträgt, ist natürlich immer reine Geschmackssache, wie auch die etwas weltuntergangsschwangeren Lyrics viel Raum für Interpretation (etwa die Zerstörung dieses Planeten durch seine eigenen Bewohner) zulässt. Dieses Mal werde ich musikalisch eher an krautrockige Zeiten aus den siebziger Jahren erinnert, was Vvlva übrigens genauso gut drauf hat, wie den Sound der ersten Stücke der Platte.
Gegen Ende meines Reviews zu "Path To Virtue" hatte ich geschrieben »… Wenn die Combo ihren eigenen Sound noch etwas verfeinert und persönlicher nach Vvlva klingen lässt, dann darf man auf den Nachfolger bereits mehr als gespannt sein.« Und mit "Silhouettes" hat das Quintett tatsächlich nochmal einen drauf gelegt. Eine Tatsache, die auch die bisher noch nicht erwähnten Songs der Scheibe "Night By Night/The Choir", "Hobos" (coole Schlagzeug-Einleitung, die von einprägsamen Riffs gefolgt wird) sowie "Dance Of The Heathens" (anfänglich getragen, bevor es zu weiteren musikalischen Eruptionen und Explosionen kommt) noch einmal eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Letztlich heißt es "Silhouettes" anzuchecken und zu genießen sowie die Band Vvlva gut im Auge zu behalten.
Line-up Vvlva:
Tobias Ritter (lead vocals)
Philipp Muschal (guitars, background vocals)
Julian Rocco Lepore (drums, background vocals)
Dr. Michael Hock (bass)
Christian Karl (organ, background vocals)
With:
Anne Lendle (background vocals – #2)
Steffen Kirchpfening (percussion – #3,6)
Tracklist "Silhouettes":
- Cosmic Pilgrim (4:53)
- What Do I Stand For (5:47)
- Tales Told By A Gray Man (6:33)
- Gomorrha (3:59)
- Night By Night (7:33)
- Hobos (5:34)
- Dance Of The Heathens (8:07)
Gesamtspielzeit: 42:30, Erscheinungsjahr: 2019
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