Wow, der Mann hat was vor! Bei "Resonance Part 2 – Digital Rain" von Christopher Esse handelt es sich um den (wie es der Titel schon sagt) zweiten Teil eines auf vier Alben ausgelegten Konzepts, das sich mit dem immer rasanter um sich greifenden digitalen Wahnsinn auseinandersetzt, der die Menschheit seit geraumer Zeit im Griff hat. Und der scheinbar auch unter keinen Umständen zu stoppen ist, wenn er auch schleichend mehr und mehr das Moralverständnis der Individuen untergräbt. Der erste Part, "John Doe Saves The World", erschien im Juli 2019 und dieser mir nun vorliegende zweite erblickte bereits im Herbst des selben Jahres das Licht der Welt. Nur zwei Monate später wurde der dritte Teil mit dem Namen "Trillionaire Zero" veröffentlicht und glaubt man den Promotern, so steht der vierte und letzte Teil kurz davor, ebenfalls das Licht der Welt zu erblicken. Aber eins nach dem anderen.
Der junge Chris wuchs zu Tönen eher komplexerer Musik, der Einfachkeit hier einmal Progessive genannt, auf und war fasziniert von deren Vielfalt und den offensichtlichen Geheimnissen, die hinter diesen Songs steckten. Laut eigener Aussage ist der Sinn seiner Songs der, auch andere Hörer diesem Zauber auszusetzen, den er damals während stundenlangen Sitzungen vor seiner Stereoanlage selbst empfand. In ein Aufnahmestudio ging er ein erstes Mal im Jahr 2014, entschied sich aber, die dort entstandene Platte doch nicht zu veröffentlichen und sich vielmehr auf eine mittlerweile existierende größere Idee zu konzentrieren. Daraus entwickelte sich das "Resonance"-Projekt.
Als Einflüsse sollen David Bowie, Pink Floyd sowie Radiohead gedient haben, was man aus den hier enthaltenen acht Tracks jedoch nur hin und wieder und dann auch nur ansatzweise heraushören kann. Die Tracks an sich beeindrucken dennoch mit ungewöhnlichen Arrangements und auch die Instrumentierung bzw. der Sound sind etwas anders, als bei klassischen Rock-Besetzungen. Das mag zum einen an den stellenweise dominanten Synthesizer-Parts liegen, zum anderen an den oft wechselnden Parts, auch innerhalb der einzelnen Tracks. Anfangs strahlt das noch nicht die ganz große Wirkung aus, die Scheibe gewinnt aber tatsächlich mit jedem Durchlauf dazu. Sämtliche Stücke wurden von Esse komponiert und arrangiert und ins Studio hatte er sich mit Steve Zukowsky (guitars), Jebin Bruni (piano, organ), Davey Faragher (bass) sowie Brian MacLeod am Schlagzeug hervorragende Musiker eingeladen. Die Stimme des Protagonisten ist nun keine, die man unter Hunderten erkennen würde, passt auf diese Songs aber nicht nur sehr gut, sondern ist darüber hinaus auch in der Lage, die Emotionalität dieser Geschichte hervorragend rüber zu bringen.
Gegen Ende (bei "Dear John" und "Digital Rain") dringt dann doch noch ein bisschen Bowie-Einfluss ans Tageslicht. Die Atmosphäre der Stücke reicht von melancholischer Niedergeschlagenheit über abgedrehte Synthie-Einlagen bis hin zu überraschend melodischen Passagen. Drei Jahre hat Christopher Esse an dem Gesamtwerk, sprich allen vier Teilen, gearbeitet und diese (auch vom Zeitaufwand) hohe Investition hat sich gelohnt. Dem Rezensent ist bisher zwar nur dieser zweite Teil bekannt, der ihn aber mit jedem Durchlauf mehr beeindruckt. Immer mehr Details erkämpfen sich ihren Weg ans Licht und der einzige Wermutstropfen ist, dass leider keine Texte beigelegt sind.
"Resonance Part 2 – Digital Rain" von Christopher Esse ist definitiv eine sehr spannende Geschichte für Musik-Fans, die sich gerne mal auf etwas Neues einlassen und sich gegebenenfalls davon überzeugen lassen möchten.
Line-up Christopher Esse:
Christopher Esse (synthesizer, vocals)
Steve Zukowsky (guitars)
Jebin Bruni (piano, organ)
Davey Faragher (bass)
Brian MacLeod (drums)
Tracklist "Resonance Part 2 – Digital Rain":
- History Of Madness
- Tragic Son
- This Is My World
- What Have I Done
- Brewed Awakening
- Free Will
- Dear John
- Digital Rain
Gesamtspielzeit: 38:07, Erscheinungsjahr: 2019
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