Badd Kharma / On Fire – CD-Review

Viele von uns haben es wohl schon einmal erlebt: Die Vorfreude ist getrübt, weil eine bevorzugte Band ein Album veröffentlicht hat, auf dem es zwei, drei Stücke gibt, die wie ein Pausenfüller erscheinen und der Erwartungshaltung an das Gesamtwerk nicht standhalten.
Dreizehn Stücke legt die Band Badd Kharma auf ihrem Album "On Fire" vor. Von einem Ausfall oder gar Pausenfüller unter den Tracks kann hier nicht die Rede sein. Es sind durchgängig Lieder, die dem klassischen Metal zur Ehre reichen. Alte Schule 1990er Jahre, doch gleichzeitig zeitlos und modern produziert.

Bei Badd Kharma stellt sich vielmehr die Frage, warum ihr Erstlingswerk erst sieben Jahre nach der Gründung erscheint. Die Band wurde 2013 von Nikos Syrakos (Gesang), Gregory Giarelis (Gitarre) und George Papazoglou (Schlagzeug) gegründet. Das Trio begann an eigenen Songs zu basteln und schon nach einem Jahr stießen Tasos Ioannidis (Bass), Manolis Tsigkos (Gitarre) und Dimitris Marinis (Keyboards) hinzu, um das bis heute feste Line-up zu vervollständigen.

Das Herkunftsland der Formation lässt aufhorchen: Bei Griechenland denkt wohl jeder zunächst an Urlaub mit Sirtaki-Klängen und weniger an Hard Rock oder Heavy Metal. Es ist ein Land, das musikalisch vor allem für seine Folklore bekannt ist.
Doch neben der bekannten Urlauberidylle gibt es bekanntlich eine seit 2010 laufende Krise des Staatshaushalts und der Volkswirtschaft in der bei Touristen so beliebten Region.

Über Badd Kharma liegen wenige Informationen vor. Hier darf man durchaus vermuten, dass ein geordnetes Vorgehen bei einer möglichen Plattenproduktion in den zurückliegenden Jahren nur schwer zu realisieren war. War es doch in erster Linie die Kultur, die unter dem staatlichen Dilemma litt und noch immer leidet. Betroffen waren alle Lebensbereiche.

So könnte man den Titelsong "Never Surrender" ("Niemals aufgeben") als eine Art Aufbäumen deuten. Überhaupt steckt in allen Songs ein gehöriges Stück Lebensmut. Das fühlt sich bei dem emotionalen Stück, "Burning Heart", besonders deutlich an. Diese positive Energie macht den Reiz des Albums aus.
Die Spieldauer reicht von 3:59 Minuten bei "Still Unbroken" bis zu 7:00 Minuten auf "Break Free". Die Gesamtspielzeit liegt bei passablen 62 Minuten.

Musikalisch überzeugt das Debütalbum "On Fire" durch das harmonische Miteinander der pfeilschnellen Gitarren unter Einbeziehung eines Keyboards. Monotonie ist bei Badd Kharma ein Fremdwort. Angesichts der vorliegenden Anzahl der Tracks schaffen sie es, Spannung zu erzeugen, indem kein Lied dem anderen gleicht.
Mit "Fool’s Parade" und dem abschließenden "L.E.A" sind zwei ruhigere Kompositionen enthalten. Beide sind gut in das Gesamtwerk integriert.
Auf "Lost In Her Eyes" haucht eine akustische Gitarre dem Song mit leichter Folklore Leben ein.

Interessant ist der Hintergrundgesang, bei dem Margarita Papadimitriou, Michalis Karasoulis und Manos Gavalas mitwirkten. Besonders deutlich wird dieses Hörerlebnis zu Beginn von "On The Edge". Es ist ein kraftvoller Auftakt, der aufhorchen lässt.

Meine Anspieltipps sind "Still Our Man" und "Still Unbroken". Hier hören wir besonders deutlich Gitarren heraus, die an die New Wave of British Heavy Metal erinnern. Durchaus naheliegend ist es, dass im Vereinigten Königreich die Vorbilder der sechs Griechen beheimatet sind.
Die Texte stammen alle aus der Feder von Sänger Nikos Syrakos. Seine angenehme, unaufdringliche Stimme drückt der Band aus Athen den Stempel auf.

Gemixt und gemastert wurde "On Fire" von Christian Schmid und R.D. Liapakis in den Prophecy Studios in Kempten. Aufgenommen und bearbeitet wurde das Album von Tasos Ioannidis in den Orfeas Music Studios im heimischen Griechenland.

Reizvoll ist die Frage, inwieweit Badd Kharma ihr Debütalbum live umsetzen können und ob es dabei zu einem Kennenlernen auf Bühnen in Deutschland kommt. Dem furiosen Auftakt sei ein verheißungsvolles Nachfolgealbum gegönnt.
"On Fire" gibt es als CD und als Doppel-LP.

Line-up Badd Kharma:

Nikos Syrakos (vocals)
Gregory Giarelis (guitar)
Manolis Tsigkos (guitar)
Tasos Ioannidis (bass)
Dimitris Marinis  (keyboards)
George Papazoglou (drums)

Guests:
Margarita Papadimitriou (backing vocals)
Michalis Karasoulis (backing vocals)
Manos Gavalas (backings vocals)

Tracklist "On Fire"

1. Never Surrender
2. Land Of The Free
3. Devil In You
4. Still Our Man
5. Rise Or Fall
6. On The Edge
7. Light In The Dark
8. Break Free
9. Fool’s Parade
10. Burning Heart
11. Lost In Her Eyes
12. Still Unbroken
13. L.E.A.

Gesamtspielzeit: 61:52, Erscheinungsjahr: 2020