«

»

Deleyaman / Sentinel – CD-Review

Seit 2014, dem Erscheinungsjahr des Deleyaman-Albums The Edge, ist, was Tonträger betrifft, nicht ganz so viel passiert.
2016 kam "The Lover, The Stars & The Citadel" als CD auf den Markt.
2017 veröffentlichte die Band diese Scheibe als »Limited Edition Vinyl«.
Vielleicht hat die Formation im französischen Kurna Hata Studio ja mehr Lieder aufgenommen. Jedenfalls befinden sich zehn Songs auf "Sentinel", dem Album, das Anfang 2020 zur Verfügung stand.

Auf der vorliegenden Platte wird das Deleyaman-Quartett ergänzt durch den Pianisten Jules Maxwell und Mădălina Drouvin Obreja (Violin). Dead Can Dance-Mitglied Brendan Perry (Bouzouki, Cimbalom, Drums) hören wir in "The Valley".
Wie bei "The Edge" singt die Combo nicht ausschließlich in englischer Sprache.
"Exil", "De Roses Vermeilles" sowie "1973" haben französische Texte. Nicht alle Lyrics wurden von Aret Madilian beziehungsweise Béatrice Valantin geschrieben. Zu "De Roses Vermeilles" heißt es im Booklet: »[…] lyrics from the poem Caligula – IIème chant "Odelettes" by Gérard de Nerval. […]«
Für "The Valley" gibt man Folgendes an: »[…] lyrics from two separate poems : The Dream by Winifred Mary Letts & Yourself the Sun by Arthur Gorges agganged by Aret Madilian. […]«

Was immer auf dem Cover abgebildet ist, es reflektiert in einer Weise die atmosphärische Musik von Deleyaman.
Aus dem Booklet mit allen Texten zum Bild: »[…] Image credit: NASA – Univercity of Arizona […]«.
Deleyaman ist eine der Bands, die ein verträumtes, auch nachdenkliches Ambiente in fast ausschließlich leisen, phasenweise auch schwebendenden Stimmungen offenbaren.
Die große Kunst besteht darin, diese Ausstrahlung tiefgreifend und vielschichtig, in keinem Zeitraum langweilig wirkend, umzusetzen.
Legt man das musikalische Verständnis der Gruppe zugrunde, dann kommt es zu Momenten, die rockig anmuten. Da wären wir schon bei "Keep The Light". Das Schlagzeug sorgt für einen relativ trockenen Beat. Der Bass ist da schon besänftigender unterwegs und Béatrice Valatins Gesang – zum Teil auch in Richtung gesprochener Worte – spielgelt ziemlich düstere Dramatik wider. Hier und da mischt sich Aret Madilian für Duett-Parts ein. Die E-Gitarre passt sich entsprechend an. Highlight!

"Exil" eröffnet ein Album der durchdringenden Emotionen.
Aus der rhythmischen Tiefe kommen Paukenschläge, die geradezu hypnotischen Charakter haben und einem den einen oder anderen Schauer über den Rücken laufen lassen. Tja, und dann ist da Gérard Madilian mit seiner Duduk zur Stelle. Mit seinem besonderen Blasinstrument gibt er der Nummer einen melancholisch-nachdenklichen Touch. Das gesamte Arrangement dieses Songs ist zum Niederknien. Ein Opener, der tief unter die Haut geht.

Textliche Inhalte werden musikalisch in kleine Theaterstücke tranformiert. Entspanntes Ambiente kehrt Deleyaman in wahrhafte Spannung um. Mit seinen vielen Klang-Verfeinerungen berührt einen "Electric Sky" mit seinem sanften Gesang, ist dann aber doch verdammt dramatisch. Diese Retro-Orgel setzt Farbtupfer. Super!
Deleyaman fordert den Hörer. Man muss sich den Freiraum schaffen, um die Musik auf sich wirken zu lassen. Gemeinsam mit der Band taucht man dann in Sphären/Dimensionen ein, die auch mystischen Charakter haben.

Wenige E-Gitarren-Riffs können so effektvoll sein. Brendan Perrys Cimbalom – eine Art Zither, deren Saiten mit Schlägeln zum Klingen gebracht werden – und die Bouzouki verbreiten in "The Valley" folkig-orientalische Stimmung und "Deer On The Run" setzt Violinistin Mădălina Drouvin Obreja in den Vordergrund. Ein ganz starkes Stück Musik.

Bei Deleyamans "Sentinel" schließt man die Augen, lässt sich in einen fantastisch-fantasievollen Klang-Kosmos entführen. Die Realität rückt mehrere Schritte in den Hintergrund und erst, wenn "Slaves" mit seinem Glockenspiel sowie über einer Minute Regen und leichtem Donner im Nebel verschwindet, ist man wieder im Alltag angekommen.


Line-up Deleyaman:

Aret Madilian (vocals, guitar, bass, keyboards, percussion, drums)
Beatrice Valantin (vocals)
Guillaume Leprevost (bass, guitar)
Gerard Madilian (duduk)

With:
Jules Maxwell (piano)
Mădălina Drouvin Obreja (violin)
Brendan Perry (cimbalom, bouzouki & drums – #6)

Tracklist "Sentinel":

  1. Exil
  2. Become
  3. Keep The Light
  4. Electric Sky
  5. De Roses Vermeilles
  6. The Valley
  7. Still Waters
  8. 1973
  9. Deer In The Run
  10. Slaves

Gesamtspielzeit: 52:40, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>