Der in Kalifornien aufgewachsene und nach wie vor dort lebende Sean O’Donnell hatte Anfang der achtziger Jahre wie so vieler seiner Musikerkollegen in Cover-Bands angefangen, mit denen er seine liebsten Hard Rock-Acts und auch ausgesuchte Stücke aus der NWoBHM coverte. Irgendwann müde davon fremdes Material zu zocken, schlug er eine Solokarriere ein und veröffentlichte immerhin drei Alben. Die Sehnsucht nach einer Band wurde dann aber doch wieder wach und das Trio Black Dragon (mit dem er heute noch aktiv ist) wurde gegründet. Live auf der Bühne sind die drei Musiker nach eigenen Angaben sehr gerne gesehen und werden oft gebucht, was den guten Sean während eines Band-Urlaubs (zum Aufladen der Batterien) jedoch nicht davon abhielt erneut in ein Aufnahmestudio zu gehen, um seinem neuen Solo-Projekt Bad Montana frisches Leben einzuhauchen. Mit dem erstmals im Frühling 2019 digital veröffentlichten "Eye Of The Hurricane" liegt die Debütplatte nun (scheinbar) erstmalig auch auf CD vor.
Um nochmal auf den Begriff 'Solo-Projekt' zurück zu kommen: Sean O’Donnell hat auf dieser Scheibe so ziemlich alles in die eigene Hand genommen, was ging. Bis auf eine Ausnahme mit Co-Credits, stammen alle Songs aus seiner Feder, er hat sämtliche Instrumente eingespielt, das Programming (wahrscheinlich des Drum-Computers) und selbstverständlich auch den Gesang übernommen. Außerdem handelt es sich hier offensichtlich um ein Konzeptalbum, das sich mit dem Aufstieg und Fall des (fiktiven) Rockmusikers Ryan 'Silver' Hurricane befasst. Hatten wir das nicht schon mal? Ach ja, da war doch mal ein gewisser Ziggy Stardust … aber Spaß beiseite, denn sowohl der Sound von Sean O’Donnell sowie die hier (gesanglich) erzählte Geschichte unterscheiden sich doch ein gutes Stück von Bowies früherem Alter Ego. Dabei klingt die Stimme des Protagonisten oft erstaunlich nahe an der des seligen Bon Scott, während hinsichtlich des Gesangstils erstaunlicherweise ein paar Mal auch Ian Gillan um die Ecke lugt und sogar ein Roger Chapman hier und da aus Ferne winkt.
Musikalisch fährt der Amerikaner das klassische Rock-Brett auf und lässt es mit viel Dreck unter den Fingernägeln krachen. Was über die gesamte Laufzeit gesehen leider etwas verloren geht, sind der Abwechslungsreichtum und auch die Variationen, was das Tempo der Stücke angeht. Jeder Track für sich genommen knallt dagegen schon ganz schön zwischen die Lichter, was allerdings in allererster Linie der Verdienst von der Gitarre und dem Bass ist, während die Drums dann doch ein bisschen schmalbrüstig daher kommen. Darüber hinaus ist O’Donnell einerseits ein guter Sänger und Frontmann, dem auf der anderen Seite aber ein paar Background Vocals ebenfalls nicht schaden könnten. Auf der Bühne mit Black Dragon wird er diese Unterstützung wahrscheinlich bekommen, im Studio war er allerdings alleine. Ein sehr versöhnliches Ende findet die Platte mit dem knapp sechseinhalb minütigen "After Glory", das den skeptischen bzw. kritischen Hörer dann doch immer wieder animiert, der Scheibe noch einen weiteren Durchlauf zu gewähren.
Wie bereits erwähnt, ist jeder Track alleine betrachtet schon eine Wucht (empfohlen seien an dieser Stelle der Titelsong, "Rock’n’Roll", "Attitude & Swagger" sowie das bereits erwähnte "After Glory"), in seiner Gänze lässt das Album aufgrund der bereits erwähnten Abstriche (zu wenig Abwechslung, zu wenig Höhen und Tiefen) dann aber doch ein paar Punkte auf der Strecke liegen. Vielleicht wären ein paar Mitmusiker doch besser gewesen, denn bekanntlich sieht man ja – und das meine ich ganz wertfrei – manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
Dennoch, Rock- und Hard Rock-Fans der alten Schule sollten "Eye Of The Hurricane" von Bad Montana zumindest mal anchecken, denn hier gibt es auch so manch richtig Gutes zu entdecken.
Line-up Bad Montana:
Sean O’Donnell (all instruments and vocals)
Tracklist "Eye Of The Hurricane":
- Eye Of The Hurricane
- One Way Ride
- Rock’n’Roll
- Walk Away
- She’s Gone
- Your Halo
- Attitude & Swagger
- Elevation Zero
- Hot Water
- After Glory
Gesamtspielzeit: 52:48, Erscheinungsjahr: 2019
2 Kommentare
Bad Montana
12. März 2020 um 5:14 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ich danke Ihnen vielmals für die freundlichen Worte in Ihrer Rezension meiner CD "Eye of the Hurricane". Ich freue mich über das Feedback und bin dankbar, dass Sie den Geist von Rock and Roll am Leben erhalten!
Sean O’Donnell – Bad Montana
Doc Rock
27. Februar 2020 um 11:36 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Da höre ich doch viel liebe alte RoseTattoo-Scheibe oder frühe ACDC Scheiben etc.
Die Scheibe ist ja keine Katastrophe, zeigt abe, in welcher Sackgasse der heutige Rock steckt, so dass man automatisch wieder die 70ger Sachen aulegt.