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Peter Kovary & The Royal Rebels / Fly Forever – CD-Review

Peter Kovary & The Royal Rebels / Fly Forever

Zugegebenermaßen kommt es nicht so oft vor, dass Veröffentlichungen aus Ungarn auf den Tisch des Rezensenten flattern. So wundert es dann auch wenig, wenn erstmal eine gewisse 'Grundrecherche' veranstaltet werden muss, um sich dem Corpus Delicti zuwenden zu können. Peter Kovary war mir bis dato quasi unbekannt. Einzige Einschränkung dazu ist ein kürzlicher Tipp eines mir persönlich bekannten Machers einer Radiosendung aus Toronto, mit dem Hinweis, diese Mucke doch mal auszuchecken. Noch weniger kannte ich demzufolge die Begleitband des ungarischen Multiinstrumentalisten, The Royal Rebels.

Selbst das Internet, sonst Quell reichhaltigster Informationsfülle, hält sich recht bedeckt und wenn es was gibt, dann meist für jemanden, der sich mit dem finno-ugrischen Sprachstamm besser auskennt als ich …
Dennoch sind einige Eckdaten klar auszumachen, die sich logischerweise um den Namensgeber der Formation drehen. Kovary war wohl ein gutes dutzend Jahre bei der ungarischen 'Superstar Pop-Band' Neo, der er als Gitarrist und Sänger abgehörte. Neben zahlreichen anderen Veröffentlichungen steuerte man Mitte der 2000er den Soundtrack zum preisgekrönten Film "Kontroll" bei.
Nach seinem Ausscheiden bei Neo gründete Kovary die Royal Rebels, mit denen er 2016 dann eine erste EP veröffentlichte, ein Jahr später gefolgt vom Debüt-Album "Halfway Till Morning" (Gewinner des ungarischen Grammy). Den Elektro-Sounds von Neo kehrte er komplett den Rücken zu und besann sich seiner Wurzel, die offensichtlich im Classic Rock liegen.

Aktuell hat man nun ab vergangenen Herbst den vorliegenden zweiten Longplayer "Fly Forever" am Start und konnte mit dessen Inhalten so überzeugen, dass die Band kürzlich auch für Uriah Heep eröffnen durfte. Kovary und Co. hauen dabei ein Dutzend Songs raus, die man unter der Rubrik des Classic Hard Rock verbuchen könnte. Sie ziehen dabei alle Register, die es für dieses Genre zu ziehen gibt: treibende Rhythmusabteilung, jaulende Gitarren, knackige Riffs und durchaus überzeugenden Gesang mit entsprechenden Backings.

"Get Wasted" sorgt mit seinem hohen Tempo und dem kernigen Sound direkt für den richtigen Einstieg in eine durchaus ansehnliche Werkschau. "Low Down Bitchin'" reduziert die Geschwindigkeit ein wenig, weist stellenweise ein lockeres Honky Tonk-Piano auf und erinnert mit seinen Bläserpassagen, gekoppelt mit schöner Slide, ein bisschen an gute Stones-Ware.

"Until The World Ends" springt zu Beginn soundmäßig einige Jahre weg vom reinen Classic Rock und katapultiert den Hörer in die jüngere Vergangenheit. Halb durch das Stück erinnern einige schöne Orgel-Passagen jedoch wieder an die Hoch-Zeiten des Rock in den siebziger Jahren. Auch "Down An' Lonely" passt genau in diese Ecke, ein cooler Shuffle, den man speziell im Gesang auch und wieder Jagger & Co. zuschreiben könnte. Hervorragend sind hier ebenfalls wieder die Wechselspiele zwischen Gitarren und Keys, die mit einem deutlichen Hauch von Hammond-Sound rüberkommen.

Etwas später folgt mit "I Missed The Train" ein balladesker Southern Rocker, der den Hörer gefühlsbetont auf die Reise nach der verpassten Bahn mitnimmt. Der anschließende Titelsong passt dann erneut im pursten Classic Rock-Stil mit Gitarren und Keys auf die knackigere Schiene und rockt deutlich nach vorne. "Soul Driver" und auch "Hold On" gehören nicht unbedingt zu den Anspieltipps dieser Scheibe. "Resurrection Day" entführt einen irgendwo und irgendwie in die frühen Siebziger, subjektiv erinnert es teilweise an die guten alten T. Rex. Auch "Sanctified" und das abschließende "Slow Down" vollziehen diese Zeitreise, teilen somit die Platte in einen kräftig rockenden Hard Rock-Part und den etwas reduzierteren Abschluss, bestehend aus dem letzten Drittel des Albums.

Sämtliche Tracks auf "Fly Forever" tragen eindeutig Kovarys Handschrift, zeichnet er doch für nahezu alles im Songwriting allein verantwortlich. Lediglich bei einigen wenigen Stücken kommt auch mal der eine oder andere Kollege zum Zuge. Für fast das komplette Album kann durchaus bescheinigt werden, dass es sich um soliden (Classic) Rock handelt, der mit astreinem Handwerk präsentiert wird. Die meisten Songs sind perfektes Material für eine coole Live-Show und könnten an einigen Stellen wunderbar in längeren Jams ausarten. Der zweiten Hälfte dieses Werks hätte vielleicht noch das eine oder andere rockigere Einsprengsel zwar gut getan, aber im Großen und Ganzen darf man von einem echt gelungenen Werk reden.


 

Line-up Peter Kovary & The Royal Rebels:

Peter Kovary (vocals, guitars)
Csaba Neményi (guitars)
Zombor Toth (bass)
Tamás Benedek (drums)
Nándor Csikós (keyboards)

Tracklist "Fly Forever":

  1. Get Wasted
  2. Low Down Bitchin'
  3. Until The World Ends
  4. Down An' Lonely
  5. I Got A Feeling
  6. I Missed The Train
  7. Fly Forever
  8. Soul Driver
  9. Hold On
  10. Resurrection Day
  11. Sanctified
  12. Slow Down

Gesamtspielzeit: 42:32, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Jochen von Arnim

Beiträge im Archiv
Genres: Blues, Rock, Heavy Metal

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