Country-Tanztee 15:30 Uhr in Erna’s Trucker-Kneipe
Auf dem 'Waschzettel' eines Duos mit dem verwirrenden Namen Wild Rabbit Salad aus Houston, Texas, welches es gleichnamig auch in Schottland gibt – Geburtsstadt eines gewissen Miller Anderson, der sich immer wieder gerne über die phonetische Aussprache 'Husten' köstlich amüsiert – ist unter anderem zu lesen, dass es sich hierbei um eine Band handelt, die bislang regional drei Alben veröffentlicht hat, welche »highlighting their intensive, groove-instelled music … the band has a smooth yet powerful stage show.«
Nun ist also ihr erstes international vermarktetes Album, "Trouble In Town", erschienen und so wirr der Name des Duos, so passend dann schlussendlich das Ergebnis, welches sich auf diesem Silberling erlauschen lässt … Kraut und Rüben.
Hier ist leider weder Groove noch Power weit und breit zu finden. Stattdessen wird ein gediegener Storyteller kredenzt, der seine Höhepunkte ausgerechnet in den beiden Townes Van Zandt-Cover-Versionen "Tecumseh Valley" und "Waiting Around To Die" findet. Die Achillesferse dieser Produktion wird dabei exemplarisch beim Titelsong deutlich … im Duktus eines Bruce Springsteen gehalten, der auch neben Van Zandt, Fleetwood Mac, John Lennon, Bob Dylan und Joni Mitchell als Haupteinfluss genannt wird, säuft das Ding in Belanglosigkeit ab.
Gitarrist und Sänger Bucky Goldberg agiert mit einer deutlich verjüngten Kreuzung aus Tom Petty / Willie Nelson-Stimmfärbung, ohne jedoch annähernd deren Charisma zu erreichen. Seine Co-Songwriterin und Sängerin Marietta Roeback flötet sich dafür souverän durch das übersichtlich komplizierte Songmaterial, lässt dabei aber eine gewisse Unverkennbarkeit/Charakteristik vermissen.
Bei "Mine No. 9" wird sogar J.J. Cale heraufbeschworen, landet dabei aber unsanft auf den Squaredance-Brettern klischeebehafteter Folklore.
Es wird auch bekundet, dass jeder meinen Hut liebt, untermalt von einem Song, den selbst Telly Savalas in Ilja Richters 'Disco' abgelehnt hätte.
Dass es auch anders gehen könnte, deutet "Killing Flood In Houston" an, welches sich der Rezensent in flott gar auf der legendären Woodstock-Bühne vorstellen kann und von einer Geigeneinlage aufgelockert wird, die ausnahmsweise nicht zur Nachtruhe animiert.
Zuviel Material verströmt aber die Hybris von Vorlage-Schablonen in hölzerner Umsetzung und kann hoffentlich nur in gewisser Weise ironisch gemeint sein. Leider erscheint dem Rezensenten das Gesamtanliegen aber tatsächlich als ernst gemeint, so dass ob solcher ungelenken Schmonzetten wie "Lyin" oder "When They Rise" nur der Kopf geschüttelt werden kann.
Auf ihrer Visitenkarte verkauft sich das Duo als texanische Party-Band und verspricht rein stilistisch 'Americana' … mal davon abgesehen, dass der Rezensent unter diesem Etikett nicht eine solch Raffinesse-befreite Schunkelmusik versteht, so ist die gesamte Umsetzung auch leider nur einer durchschnittlich begabten Kohl- und Pinkel-Kapelle angemessen. Diese veröffentlichen aber in der Regel keine Tonträger.
Zu allem Überfluss sind einige Aufnahmen auch noch live eingespielt worden, welche am Schluss vom Applaus maximal vier anwesender Personen quittiert werden … im Kontext des zuvor Geschriebenen eine verheerende Assoziation, die sich da im Kopfe der geneigten Hörerin/ des geneigten Hörers abspielen könnte.
Fazit:
Wild Rabbit Salad verströmen auf ihrer ersten Produktion für den internationalen Markt zwar einen charmanten Enthusiasmus für die Sache, erreichen Genre-mäßig aber in der Umsetzung leider kaum unteren Durchschnitt.
Line-up Wild Rabbit Salad
Marietta Roebuck (vocals)
Bucky Goldberg (vocals, guitar)
Wayne Wilkerson (guitar; #4, #7, #9)
Mike Delmonico (bass; #1, #2, #3, #5, #6, #8, #11)
Mark McSwain (bass; #4, #7, #9)
Willie Favero (bass; #10)
Marty Naul (drums)
Madeline Herdeman (cello)
Tracklist "Trouble In Town":
- Drop Top Cadillac (3:24)
- Tecumseh Valley (5:15)
- Mine No. 9 [live] (4:31)
- Everybody Loves My Hat [live] (2:45)
- Killing Flood In Houston (2:55)
- Amelia (2:56)
- Lying [live] (3:42)
- Four Days Sober -2:34
- When They Rise [live] (3:30)
- Trouble In Town (2:54)
- Waiting Around To Die (2:43)
Gesamtspielzeit: 37:10, Erscheinungsjahr: 2020
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