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Atheris / Make/Believe – CD-Review

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Es macht immer wieder Spaß, Neues zu entdecken. Das ist spätestens dann der Fall, wenn eine Band mit einem Debütalbum aufwartet und versucht, neue Hörer zu erobern. So auch bei Atheris und ihrem Erstling, "Make / Belive".

Vom Start an überzeugen die vier britischen Musiker auf diesem Album mit zehn Stücken. Stilistisch lassen sie sich nicht genau festlegen und das ist einer der Vorteile, denn damit ist Abwechslung garantiert. Die Lieder reichen von Hard Rock über New Wave Of British Heavy Metal bis hin zu Progressive Metal. Da wird plötzlich und unerwartet eine Akustik-Gitarre angestimmt, ein anderes Mal überzeugt der Satzgesang von Matt Edwards, Ollie Cladd und Steve. Sänger Matt Edwards, der gleichzeitig die Gitarren eingespielt hat, überrascht außerdem mit seinen Einlagen am Piano.

Der Titeltrack beginnt bezeichnend mit einem kurzen Pianospiel, ehe düsterer Gesang erklingt, bevor die Gitarre das Zepter übernimmt. Ein Lied, das in seiner Grundstimmung vermittelt, dass die Musiker vor allem experimentieren wollen. Satzgesang rundet bei diesem Lied das Ganze ab.

Dem Auftakt folgt "Afterglow". Die Fünf-Minuten-Nummer bietet durch den Einsatz der Stimme Gänsehaut. Das wird vor allem im Refrain des atmosphärisch starken Tracks deutlich. Die Gitarren geben ihre Zurückhaltung dagegen nicht auf. Müssen sie auch nicht!
Danach geht es entsprechend der beschriebenen Ausrichtung quer durch den sprichwörtlichen Gemüsegarten. Musikalisch sehr ausgewogen, immer wieder überraschend und stets melodiös.

Zweigeteilt ist "Martyr". Beide Teile folgen unmittelbar aufeinander und so ist es vielleicht nicht zufällig, dass diese in der Mitte der Scheibe zu hören sind. Es erscheint wie eine Zäsur auf der Platte. Der erste Teil stellt eine Nähe zur Band Metallica und deren Kompositionen in den 1980er Jahren her. Kein Wunder, dass Matt Edwards am Studio-Mikrofon mit Kinnbart Metallica-Frontmann James Hetfield sehr ähnlich sieht. Der zweite Teil ist ebenfalls von schnellem Gitarrenspiel geprägt, musikalisch unterscheidet sich das Stück nur unwesentlich vom ersten Teil. Dank der Gitarren ist die Richtung vorgegeben und das erneut mit Unterstützung am Piano. Wie Harmonien im Metalbereich trotz Härte klingen können, zeigt diese Komposition. Die stilistische Vielfalt ist wieder beeindruckend.

Dass harte Jungs, zumindest aus musikalischer Sicht, immer gut für Streicheleinheiten sind, beweisen Atheris. "Starborn Eyes" ist die ruhige Nummer auf dem Album, gespielt mit Akustikgitarre und gesungen mit Ausdruck. Der sanfte Klangteppich der Tasteninstrumente passt gut zum Tenor des Liedes.

Die Ballade leitet über in das Finale "Make / Belive". Das zehnminütige Opus beginnt mit extrem schnellem Gitarrenspiel, dem schließen sich intensive Keyboard-Passagen an. Beides erinnert nicht nur der Länge wegen stark an Dream Theater. Markenzeichen beim Progressive Metal sind die zahlreichen außergewöhnlichen Rhythmus- und Tempowechsel, so auch bei diesem Stück. Darin einbezogen ist die solide Arbeit am Schlagzeug.
Auf der Punkteskala haben sich Atheris mit ihrem innovativen Erstling einen Eintrag weit oben gesichert. Allerdings bleibt ein unüberhörbarer Wermutstropfen. Die Klangqualität kann man nicht als ausgewogen bezeichnen. Da gibt es Unterschiede in der Lautstärke, wobei diese nicht nach jedem Titel auszumachen sind. Das abrupte Ende bei "Fading With You" lässt unüberhörbar auf Schwächen beim Abmischen schließen. Generell ist dieser Track schlecht gemischt. Fazit: Hier wäre Nachbesserung notwendig gewesen. Da uns eine CD als Besprechungsexemplar vorlag, muss man davon ausgehen, dass es sich hierbei um ein Endprodukt handelt.

Schade eigentlich, denn musikalisch überzeugen die ambitionierten Hard Rocker mit guten technischen Fähigkeiten auf ihrem Debüt. Das Werk ist Ergebnis einer langen Zusammenarbeit. Die Akteure lernten sich zunächst während ihres Musikstudiums am College kennen. In dieser Zeit gründeten sie mit ihrem früheren Schlagzeuger eine Band und sammelten eine Fülle von Erfahrungen im Schreiben, Aufnehmen, Aufführen und Arbeiten mit einigen sehr erfahrenen und talentierten Musikern und Branchenspezialisten. Am College endete die Geschichte aber nicht, sie setzte sich vielmehr fort. Inbegriffen war ein Namenswechsel. Der einstigen Band mit dem scherzhaften Namen Smoking Zebras folgte die 2017 gegründete Formation Atheris. Aus den Teenagern von einst sind gestandene Männer mit erwachsener Musik gereift.

Anspieltipps: "Afterglow", "Martyr" Pt I + 2.


Lineup Atheris:

Matt Edwards (vocals, guitar, piano)
Ollie Cladd (bass, vocals)
Steve (guitar, vocals)
Jordan Graham (drums)

Tracklist "Make / Believe":

  1. Crestfall
  2. Afterglow
  3. Pray For Rain
  4. As I Fly
  5. Martyr Pt I
  6. Martyr Pt 2
  7. Fading With You
  8. Divergent
  9. Starborn Eyes
  10. Make / Believe

Gesamtspielzeit: 54:12, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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