Ich glaube, dies ist mein erstes Review, dass es wegen einer Serie gibt: "Sons Of Anarchy". Gefressen habe ich die Folgen regelrecht. Und das mehr als einmal. Logisch, dass bei der Thematik dieser Serie auch die Musik einen großen Stellenwert hat. Der White Buffalo, bürgerlich Jakob Aaron Smith, fiel mir auf im Zusammenspiel mit der den Forest Rangers. Sein Bariton mit einer guten Portion Reibeisen bei "House Of The Rising Sun oder "Bohemian Rhapsody ließen mich aufhorchen. Endgültig an den Hühnerprodukten gepackt hat mich dann die Nummer "Come Join the Murder".
Mehr kannte ich nicht von dem Mann, dessen Gesang eine Mischung aus Singen und Vortragen im Erzählmodus ist. Vorliegende Platte, sein sechstes Studioalbum als White Buffalo, wurde von Shooter Jennings (Sohn von Waylon Jennings) produziert. Jennings, der sich äußerst begeistert von der Zusammenarbeit mit Smith zeigt, übernahm auf "On The Widow’s Walk" auch das Spielen der Tasteninstrumente.
Zum Zeitpunkt dieses Reviews stand mir kein physischer Tonträger zur Verfügung, sodass ich die Namen weiterer Musiker aus dem Netz habe, allerdings ohne allzu genau Angaben, wer was wann bedient. Auf jeden Fall sitzt Matt Lynott an der Schießbude und Christopher Hoffee bedient den Bass. Hoffee soll auch einige Gitarrenparts auf dem Album beigesteuert haben. Weiterhin ist die Rede von Geige und Pedal Steel, dazu fanden sich aber keine weiteren Angaben.
"The Widow’s Walk" ist ein höchst amerikanisches Album im Dunstkreis von Roots, Americana, Country sowie einer latenten Portion Blues Rock. Aufgenommen wurden die elf Tracks innerhalb einer Woche, was zum einen eine große Portion Können und Professionalität aller Beteiligten beweist und zum andern den Stücken und den Themen der Songs gerecht wird, denn so wirkt das Album stimmig und organisch, ohne großen Firlefanz und Schnickschnack; einfach zusammen hingesetzt, gespielt und dabei aufgenommen. Thematisch behandelt Musiker und Songwriter Smith alles, was einen Menschen bewegt. Ob nun Liebe, Probleme, Verhältnis zu Technik oder zur Natur und Umwelt, er singt einfach über die Facetten des Lebens. Verpackt ist das höchst unterschiedlich. Da haut bereits der Opener "Problem Solution" in bester Boss-Manier mit akustischer und elektrische Gitarre aus den Speakern, bis in etwa der Hälfte des Stückes ein Break per Piano hinüberleitet in eine Passage, die durchaus aus den Federn eines McCartney oder Davies stammen könnte.
Ganz anders und – soweit ich die Musik des White Buffalo kenne – typisch für den Protagonisten mäandert "The Drifter" balladesk aus den Membranen. Piano und akustische Gitarre begleiten den Text über Sünder und Heilige, über Verlierer und Gewinner. Überhaupt sind die ruhigen Stücke das Salz in der Suppe der Nummern auf vorliegendem Album. "Scyamore" zum Beispiel, das gefühlvoll an der Grenze zwischen Country und Americana spielt. Ebenso der Titeltrack "Widow’s Walk". An den alten Outlaw Cash gemahnt das düster gehaltene "River Of Love And Loss". Perfekter Country Noir und die eingesetzte Geige vermittelt eine Spur Indie-Country Rock. Da kann man fast eine Spur Dystopie erkennen.
Auch "The Rapture" hat einen gewissen Indie-Touch. Das Stück klingt eigentlich fast böse. Smith selbst sagt zu dem Stück, dass es eine Geschichte von einem »unerbittlichen Durst nach Blut« sei. Er wollte »die Grenzen zwischen Tier und Mensch verwischen, um eine Spannung von moralischer Zurückhaltung und ungezügeltem Bösen zu erzeugen«. Gelungen!
Der schnellste und rockigste Output ist "Faster Than Fire". Eigentlich ist dieser Song ein Ausreißer im ansonsten eher entspannt angesiedelten Umfeld, in welchem ich persönlich mich auch wohler fühle, da die Stimme des White Buffalos sich genau dort am besten präsentieren kann. Das zurückgenommene "Cursive" mag da ebenfalls ein gutes Beispiel sein. Gekonnt wird hier zu ausdrucksstarkem Gesang in Dur und Moll erzählt, wie der Einzug von immer mehr Technik die Liebe verdrängt. Ganz toll auch "Come On Shorty" mit diesem leichten Honky Tonk-Piano, der luftigen Pedal Steel und dem saustarken Refrain. Auf genau diesem Terrain mag ich den White Buffalo sehen und natürlich hören.
Smith hat mit diesem Album versucht »ein breites Spektrum an Emotionen darzustellen.« »Hier gibt es dunkle Momente, erhebendere Momente, fragende Momente«, sagt er. Und Recht hat er.
Line-up The White Buffalo:
The White Buffalo (vocals, guitar)
Matt Lynott (drums)
Christopher Hoffee (bass, guitar)
Shooter Jennings (piano, keys)
plus someone playing lap steel and violin
Tracklist "On The Widow’s Walk":
- Problem Solution
- The Drifter
- No History
- Scyamore
- Come On Shorty
- Cursive
- Faster Than Fire
- Widow’s Walk
- River Of Love And Loss
- The Rapture
- I Don’t Know A Thing About Love
Gesamtspielzeit:42:35, Erscheinungsjahr: 2020
1 Kommentar
DocRock
17. April 2020 um 12:06 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ein richtig langweiliges Album; ich habe mir die meisten Songs mal auf YT angehört. Kein Leben, zu ruhig, dahinplätschernd, eine Ausnahme ist halt Faster Than Fire, was aber auch schon wie zig mal besser gehört in den 70gern erscheint.
Dieses Plattencocer ist somit eine Täuschung. Mit dem, was man sieht, assoziiert man eine raue Rock-Bluesrock-Platte mit viel 70s Touch. Wer dann reinhört,ist bitter enttäuscht und geht lieber spazieren.
Schade, dass heutige RockMusik so belanglos geworden ist.