«

»

Gary Wilson / Gary Wilson Is Tormented – CD-Review

Gary Wilson / "Gary Wilson Is Tormented" - CD-Review

Manchmal gibt es schon komische Zufälle. Nehmen wir das Städtchen Endicott im US-Bundesstatt New York, in das es den Verfasser dieser Zeilen mal für einen Lebensabschnitt verschlagen hat. Mal davon abgesehen, dass der Großkonzern IBM genau dort gegründet und gestartet wurde, ein ganz normaler Ort mit normalen Leuten. Oder? Ganz bestimmt, denn wem es dort zu eng oder langweilig wurde und wird, der packt halt einfach seine sieben Sachen und schaut sich das Ortsschild von der anderen Seite aus an. So geschah es auch im Leben von Gary Wilson, der sich bereits in den siebziger Jahren aufmachte, um die große Stadt der Engel (aka Los Angeles) für sich zu entdecken. Muss ihm wohl auch gefallen haben, denn dort ist er nach wie vor ansässig.

Musiker ist der gute Gary natürlich auch noch, wenn er auch auf einen große (zeitliche) Schaffenslücke zurückblicken muss. Um genauer zu sein, erschien 1977 sein Album "You Think You Really Know Me", nach dessen Veröffentlichung (plus ein paar Singles in den Folgejahren) er sich 1981 allerdings prompt komplett aus dem Business zurück zog. Irgendwie entstand in den Achtzigern und Neunzigern ein sogenanntes Kult-Following und der Amerikaner wurde im neuen Jahrtausend wieder aktiv. Seit 2003 sind respektable elf Alben erschienen und mit "Gary Wilson Is Tormented" kommt nun eine weitere Scheibe dazu. Gary Wilson ist seit Beginn seiner Aktivitäten Experimental-Musiker, was sich auf den verschiedenen Platten in unterschiedlichen Sounds widerspiegelte.

Auf "Gary Wilson Is Tormented" hat der Musiker zur Unterstützung seiner Vocals eine Bontempi-Or…, nein, ein Keyboard am Start, das sich durch sehr einfache 'dünne' Sounds, eine gar schreckliche Drum Machine und sehr simple Songs 'auszeichnet'. Darüber legt er dann einfache, allerdings auch gut ins Ohr gehende Gesangsmelodien. Von der Artikulation und den … ja, abgefahrenen Texten fühlt sich der Hörer zeitweise etwas an den großen Zampano Frank Zappa erinnert. Nun fragt man sich während der ersten zirka zehn Minuten durchaus und geradezu zwangsläufig, ob das alles eigentlich ernst gemeint ist. Beschäftigt man sich jedoch etwas mehr mit dem Leben bzw. der Vergangenheit des Amerikaners, stellt man jedoch schon sehr bald fest, dass diese gerade mal 32 Minuten durchaus genau so gewollt waren, wie sie nun zu hören sind. Denn dass der Protagonist Musik machen kann, zeigt sich beispielsweise in dem sehr coolen, jazzigen Instrumental "The Wind And The Trees", hier sogar mit angenehmem Piano-Sound.

"Gary Wilson Is Tormented" ist ein sehr spezielles Album, ebenso wie Gary Wilson ein sehr spezieller Künstler ist. Aus diesem Grund kann für diese Scheibe auch weder eine Empfehlung, noch ein Verriss erfolgen. Hier ist unbedingt anzuraten, die Platte selbst anzuchecken, denn viele Musik-Fans werden wohl keinen Zugang finden. Für andere hingegen, die auf solch abgefahrenes Zeug stehen, wird die Platte möglicherweise ein Fest sein.

Es ist schon verrückt, da wird eine Platte für ein Review um die halbe Welt geschickt und landet tatsächlich bei dem – ich lehne mich jetzt einfach mal aus dem Fenster – einzigen deutschen Musik-Redakteur, der mal in demselben Nest gewohnt hat, in dem der Künstler aufgewachsen ist und das er (Situationen, bestimmte Plätze und Straßennamen) nach wie vor besingt. Abgefahren!


Line-up Gary Wilson:

Gary Wilson (all instruments and lead vocals)

With:
Gary And The Blind Dates (background vocals)
Frank Roma (tenor saxophone – #10)
Bernadette Allen (? – #14)
Michael Markowski (? – #16)

Tracklist "Gary Wilson Is Tormented":

  1. A Special Day
  2. Happy Birthday To My Girl
  3. Life With The Sin Eater
  4. The Sin Eater
  5. You Looked Cool In Outer Space
  6. The Merry Go Round
  7. Midnight And You
  8. The Wind And The Trees
  9. Gary Lives In The Twilight Zone
  10. Frank Roma Is Tormented
  11. Where Did You Go
  12. Tormented
  13. It’s Almost Midnight
  14. You Had The Choice
  15. Where Is Linda
  16. A Sad Town

Gesamtspielzeit: 32:05, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>