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Cyril / Paralyzed – CD-Review

Die musikalisch schaffensfreudige Omnipräsenz unseres sächsischen Spezis Marek Arnold erscheint so minder beruhigt zu sein, wie der quirlige Zulauf eines kraftvollen Flusses. Nicht zuletzt durch seine mit kompositorischer Nachhaltigkeit gesalbten Bandprojekte Toxic Smile, Seven Steps To The Green Door, um nur einige zu nennen, sorgte dieser für kreativeres Prog-Saatgut und bestellte damit bisweilen eigene Felder.

Arnolds weiteres Band-Baby Cyril nun jedenfalls, scheint sich tendenziell in den unüberschaubaren Gefilden dessen, was einmal Ende der Siebziger als verdaulichere und wulstige Rockvariation über den Großen Teich schwappte, hörbar wohl zu fühlen.
Nichtdestotrotz überlassen die Sachsen auf ihrem Studio-Zweitling ein gesundes Maß an Kunstrock-ästhetisierten Sprösslingen von opulenzkultivierten Gitarren-Wettbewerben und schmiegsamen Tasten-Exkursen den gebührenden Spielraum.

Jedoch konsolidieren letztlich nicht nur grauzeilige Lebens-Schlamassel gepaart mit maskulinen Samtgesängen fürs emotionale Auffangbecken, sondern auch poppige Filzpantoffel Melodieweisen – die altbewährten Rezepturen herzerweichender Rock-Dramaturgien.

So begeben sich Arnolds Jungs einerseits mit "Scarlet Walking" oder "Faded Snapshot" mit bewährten Kompositions-Strukturen geschmeidiger Prog-Zeitalter samt Nachtbar-gewalkter Klarinetten und sopranen Saxophon-Virtuositäten auf ein wiederum musikalisch stabiles Drahtseil, andererseits mit "Rainbow", dies stark am Kitsch gebautes sodann in mediterraner Soße ertränktes Schnulzen-Einerlei, ins progentgleiste Gruselkabinett.
Glücklicherweise bleibt jedoch Letztgenanntes die öde Ausnahme, finden sich auf "Paralyzed" doch vorwiegend kunstvoll epische, gelegentlich Formatradio-verseuchte Melodic Rock-Arrangements, welche mit kongenialem Handwerk vor allem sangeshoheitlich – dank Larry Brödels rauchiger Stimme sowie Stern-Combo Manuel Schmids schöngeistgeprägtes Goldkehlchen – Cyrils wohltönend betörenden Duktus zementieren.

Wenngleich die kompositorisch aufgetakelten Monumental-Schinken altvertrauter Progepigonen wohl von jeher als Pflicht und Kür gleichermaßen galten, schafften es nur wenige auf den Thron der musikalischen Nachhaltigkeit.

Ein progistischer Dauerbrenner also, denen auch die wackeren Sachsen nicht zu widerverstehen vermochten, um uns mit "Secrtet Place Part One", einen emotionsgeballten zudem vor Musikalien-Eskapismus strotzenden Achtzehn-Minüter – inklusive ausreichend Raum für akustisches Fingerwerk und plüschige Pathoskeulen – in die Hörrealität zu entlassen.

Mit GrobschnittErocs tontechnischem Endschliff im Rücken, verlustieren sich summa summarum die Protagonisten statt mit Frickelkünsten zum Selbstzweck, in Anspruch injizierten Melodic Rock-Melangen plus Emphasen-Faktor und liefern somit nun garantiert kein musikalisches Tandwerk.
Kurzum – ist "Paralyzed" das gefundene Proggie-Fressen für gedimmtere Herbstlaunen.


Line-up Cyril:

Larry B. (vocals)
Manuel Schmid (vocals)
Marek Arnold (keyboards, saxophones, clarinet)
Ralf Dietsch (guitars, mandoline, vocals)
Clemens Litschko (drums, percussion)
Denis Strassburg (bass, programming)

Guests:
Susan Kammler (oboe)
Herman Schade (viola)
Dan Stein (vocals)

Tracklist "Paralyzed!:

  1. Scarlet Walking
  2. Paralyzed
  3. Remember Me
  4. Rainbow
  5. Faded Snapshot
  6. Peal Of Thunder
  7. Secret Place Part One

Gesamtspielzeit: 59:36, Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Ingolf Schmock

Als gebürtiges Mauerkind zudem frühzeitig mit westlichen Rock'n Roll-Ultrakurzwellen-
Oddyseen und Beatclub-Aufklärungen sozialisiert, galt mein musikalisches Verständnis
deren meist langmähnigen Aussenseitern. The Who, Small Faces, The Move...,später dann
Hartglötzer wie Black Sabbath, Deep Purple&Co., zu guter Letzt Schwurbel-Pioniere
ala Yes, Genesis, ELP...waren (sind) meine Helden sowie Seelenklempner.
Heute liegt mein Hauptaugenmerk (auch Hierzulande) auf sowohl handgemacht Rockistischem
mit Engagement und Seele, als auch Prog-gebrandmarkten virtuos-Verspieltem.

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