
»I’ve seen things you people wouldn’t believe. Attack ships on fire off the shoulder of Orion. I watched C-beams glitter in the dark near the Tannhäuser Gate. All those moments will be lost in time, like tears in rain. Time to die.«
(Roy Batty, Los Angeles 2019 A. D.)
Science Fiction-Fans erkennen hier natürlich den Monolog von Replikant Roy Batty (gespielt von Rutger Hauer) aus "Blade Runner". Wenn dieser Text unter einer CD im Booklet abgedruckt ist, spricht dies für guten Filmgeschmack der Band. Wenn diese sich dann noch Lord Vigo nennt, bestätigt das die Annahme. Sich nach dem Bösewicht aus "Ghostbusters 2" zu benennen fand ich schon lange cool. Anfangs hatte ich jedoch Probleme mit der Musik der Pfälzer, so schrieb ich bei meiner ersten Live-Begegnung in Ludwighafen noch »Denn schlecht wirkten sie nicht, es sprang nur der Funke nicht über, vielleicht war es einfach der falsche Moment.«.
Auch auf Konserve gelang mir der Zugang erst mit dem Song "Doom Shall Rise", was nicht nur an der Erinnerung an gleichnamiges Festival lag. Irgendwie war der Moment gekommen und ich fand die ganze "Six Must Die" klasse. Vor allem war mir sympathisch, dass einer meiner Lieblingsfilme aus den 80ern Vorlage war: nämlich "The Fog".
Der nächste Live-Auftritt (2018 auf dem Waldpark Open Air XVI), der unter schwierigen Umständen (zu dritt statt zu fünft) gespielt wurde, hat mich ebenfalls überzeugt, längst war ich zum Fan geworden.
2020 wird nun das cineastische Konzept fortgesetzt, wieder mit einem Streifen, den ich sehr mag und einige Male gesehen habe, wie bereit angedeutet: "Blade Runner", wobei nicht die Story des Streifens wiedergegeben, sondern eine eigene Geschichte über eine Replikantin erzählt wird, die in dieser Welt spielt.
Schon das Vorabvideo "At The Verge Of Time" konnte mich begeistern, musikalisch und ebenfalls die an die 80er und genannten Film angelehnte Optik. Dieser Song ist das Herzstück des zwanzigminütigen Konzeptwerkes "Offworld A. D." (bei der LP dürfte dies dann Seite eins sein). Hier gibt es kurze Stücke, die Richtung Soundtrack gehen und / oder wie Hörspiele wirken, neben drei langen Tracks. Trotz recht hoher Erwartungen bin ich positiv überrascht und begeistert. Um es passend auszudrücken: ganz großes Kino.
Der Rest der Scheibe muss sich auch nicht verstecken, führt gelungen die begonnene Linie fort. Den Schlussakzent setzt "Memento Mori", das wieder düstere, an Filmmusik erinnernde, Passagen aufweist und in den finalen Sätzen »All those moments will be lost in time, like tears in rain. Time to die.« mündet – passender lässt sich das Ende eines solchen Werkes kaum gestalten. Aaaaaah … Gänsehaut. Rutger Hauer würde das bestimmt lieben, wenn er noch leben würde …
Die Musik von Lord Vigo bewegt sich nach wie vor im Bereich von Epic Doom Metal, ist dabei jedoch eigenständig, wozu vor allem der (etwas gewöhnungsbedürftige) Gesang von Vinz Clortho beiträgt. Dazu gibt es heavy Riffs und 80er-Einfluss, der auf "Danse de noir" sogar noch verstärkt wurde und an die Veröffentlichungen von Black Sabbath zwischen 1985 und 1990 erinnert, gerade durch den Einsatz von (Nach-)Hall.
Genau das gefällt mir an der Produktion, sie passt zur kauzigen Musik, macht sie jedoch etwas bombastischer und vielleicht für manche (neue) Hörer zugänglicher (?).
Wobei Lord Vigo in gewissen Kreisen längst Kultstatus haben – und nach den bereits erwähnten Startschwierigkeiten verstehe ich gut, warum. Klasse, dass es mittlerweile (wieder) einen Trend zu solchen Bands gibt und dies auch in Deutschland. Im Fall von Lord Vigo sogar in meinem Heimatbundesland, was auf Untergrundkonzerte hoffen lässt – sobald dies wieder erlaubt ist. Bis dahin genieße ich "Danse de noir" (und die Vorgänger) auf Konserve und freue mich, dass die Pfälzer nicht nur wieder überzeugen, sondern sich sogar noch steigern konnten, ohne die bereits begonnene Linie zu verlassen. Weiter so … und mal sehen, welche Filme sich noch umsetzen lassen …
Line-up Lord Vigo:
Vinz Clortho (vocals, drums)
Tony Scoleri (guitars, bass)
Volguus Zildrohar (guitars, bass)
Tracklist "Danse de noir":
- Offworld A. D.
I: The Voight Kampff Situation (0:38)
II. Danse de noir (6:20)
III. Are You Human (0:58)
IV. At The Verge Of Time (6:10)
V. Fiery The Angels Fell (0:23)
VI. Shoulder Of Orion (5:35) - And Then The Planets Will Align (5:39)
- Between Despair And Ecstasy (3:37)
- As The Silence Grows Old (7:40)
- Memento Mori (7:18)
Gesamtspielzeit: 40:17, Erscheinungsjahr: 2020
Neueste Kommentare